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Markus Söder nach einer Videoschalte des CSU-Präsidiums

Der CSU-Chef hat die Union vor einer Niederlage bei der Bundestagswahl gewarnt.

(Foto: dpa)

Bundestagswahl Markus Söder schlägt Alarm: „Schwerste Herausforderung für die Union seit 1998“

„Der Trend ist dramatisch“: Angesichts der schwachen Umfragewerte warnt der CSU-Chef die Union vor einer Niederlage. Was als Weckruf daherkommt, ist auch eine Spitze gegen Armin Laschet.
19.08.2021 - 15:51 Uhr 3 Kommentare

Berlin Markus Söder (CSU) gab sich wenig Mühe, seinen Unmut über die schwachen Umfragewerte der Union zu verbergen. Während Wahlkämpfer eigentlich zur Schönrederei neigen, fand der bayerische Ministerpräsident im CSU-Präsidium deutliche Worte: Der Trend sei „dramatisch“, sagte Söder nach Aussage von Teilnehmern. Und er sei sich nicht sicher, wie es weitergehe.

Der CSU-Chef hatte das Präsidium am Donnerstag zur einer außerordentlichen Schalte zusammengerufen, Hauptthema war die Lage in Afghanistan. Aber nicht nur zum Krisenmanagement der Bundesregierung gab es eine „ehrliche und schonungslose Analyse“, wie Söder es nannte, sondern auch zur Schwäche der Union und ihres Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU).

Bei der anschließenden Pressekonferenz milderte Söder seine Beschreibung auch öffentlich kaum ab. „Die Lage ist sehr kompliziert“, sagte er. „Es besteht eine ganz realistische Möglichkeit, ohne die Union zu regieren.“ Diese Wahl sei die „schwerste Herausforderung für die Union seit 1998“, sagte der CSU-Chef und schob noch ein „definitiv“ hinterher.

1998 hatte die Union gegen die SPD verloren, Gerhard Schröder wurde Kanzler. Und auch damals hatte es im Vorfeld Zweifel am Kandidaten der Union gegeben, dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU). Daran soll im CSU-Präsidium nun ebenfalls erinnert worden sein.

Söder-Unterstützer fühlen sich bestätigt

Laschet und Söder hatten sich im April einen kurzen, heftigen Machtkampf um die Kandidatur geliefert. Der CDU-Chef setzte sich durch. Im Lager der Söder-Unterstützer fühlen sich nun viele in ihren Zweifeln an Laschet bestätigt – auch wenn es öffentlich nicht gesagt wird, um den Kandidaten nicht weiter zu beschädigen.


So versuchte auch Söder, seine deutlichen Worte eher als Weckruf an die eigenen Leute zu intonieren. „Alle müssen an einem Strang ziehen und gemeinsam kämpfen“, sagte er nach der Präsidiumssitzung, die jüngsten Ergebnisse der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Hinterkopf, in der die Union mit nur noch 22 Prozent gerade einmal ein Prozentpünktchen vor der SPD liegt. Er werde unterstützen, wo er nur könne.

Am Samstag will die Union mit einer Veranstaltung im Berliner Tempodrom die heiße Wahlkampfphase einläuten. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird mit Laschet und Söder auftreten. Der Abschluss der Wahlkampftour ist dann für den 24. September in München geplant, ebenfalls mit der Kanzlerin und den beiden Parteichefs.

Auch wenn Laschet und Söder nach außen einen harmonischen Eindruck verbreiten werden: Innerhalb der Union gibt es Spannungen. In der CDU werfen viele der bayerischen Schwesterpartei Querschüsse vor. Sie sehen auch Söders jüngste Einlassungen nicht als wohlwollenden Weckruf, sondern als böswillige Spitzen gegen den gemeinsamen Kanzlerkandidaten.

So betonte Söder, ihn erreichten viele Aufforderungen, sich stärker zu engagieren. „Stärker die persönliche Karte zu spielen“, wie er es nannte. Schon seine Bewerbung um die Kanzlerkandidatur hatte Söder damit begründet, viele aus der CDU hätten ihn aufgefordert anzutreten. Der Verweis auf seine guten persönlichen Beliebtheitswerte war sein stärkstes Argument.

Insofern muss es Laschet als unfreundliche Stichelei auffassen, wenn Söder nun erneut betont, dass viele in der Union sich ein stärkeres Engagement seinerseits wünschten. Zumal Laschet seit Tagen gefragt wird, ob er doch noch zugunsten des CSU-Chefs zurückziehen könnte. „CDU und CSU haben klar entschieden“, antwortete Laschet bei einer Wahlkampfveranstaltung.


Die Umfragewerte für die Union und ihren Kanzlerkandidaten bröckeln. Quelle: dpa
Armin Laschet auf Wahlkampftour in Niedersachsen

Die Umfragewerte für die Union und ihren Kanzlerkandidaten bröckeln.

(Foto: dpa)

Und Söders Versuche, diese Spekulationen zu ersticken, sind zumindest ausbaufähig. In der „Bild“ erklärte er kürzlich, die Frage der Kanzlerkandidatur sei „eigentlich“ entschieden – was sofort als Hintertürchen gedeutet wurde.

Auch in der CDU steigt die Nervosität

Der bayerische Ministerpräsident kokettiert nun mit der Gerüchtelage. Es sei für ihn natürlich schwierig, sich jetzt persönlich im Wahlkampf stärker zu engagieren, die Medien würden dann gleich wieder über eine mögliche Auswechselung des Kanzlerkandidaten spekulieren, so Söder. Schließt er denn nun einen Tausch aus? „Die Sachlage ist klar und auch eindeutig entschieden“, antwortete er nun. Immerhin das.

Die Frage, was bisher schiefläuft im Wahlkampf der Union, will der CSU-Chef nicht beantworten. „Ich halte mich da komplett zurück.“ Fest steht: Auch in der CDU steigen die Nervosität wegen der schwachen Umfragewerte und der Druck auf Laschet, endlich im Wahlkampf zu punkten.

Söder empfiehlt, stärker die inhaltlichen Unterschiede zu betonen. Man müsse deutlich machen, was von einer Ampel-Koalition oder einem Linksbündnis zu erwarten sei. Der CSU-Chef spricht wie Laschet von einer „Richtungsentscheidung“, vor der Deutschland nun stehe.

Die bisherige Wahlkampfstrategie der Union ist jedenfalls nicht aufgegangen. Auch Söder hatte wie Laschet lange Zeit die Grünen als Hauptkonkurrenten im Kampf um das Kanzleramt gesehen und die dauerkriselnde SPD nicht ernst genommen. Doch nun liegt die SPD dank der Popularität ihres Kanzlerkandidaten Olaf Scholz (SPD) in einigen Umfragen vor den Grünen und nur noch knapp hinter der Union. „Es besteht die große Gefahr, dass wir Wähler an die SPD verlieren“, sagte Söder.

Ob solch öffentliche Analysen von Umfragen nun ein Weckruf sein sollen oder doch Kritik am Kanzlerkandidaten, eines sollen sie auf jeden Fall bewirken: Wenn es bei der Bundestagswahl schiefgeht, dann kann Söder darauf verweisen, dass er rechtzeitig gewarnt hat. Bei Bundestagswahlen, betonte der Bayer noch, hänge auch das CSU-Ergebnis immer vom Bundestrend ab.

Mehr: Wenn es um die Macht geht, kennt ein Brachialpolitiker wie Söder keine Freunde mehr – ein Kommentar.

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3 Kommentare zu "Bundestagswahl : Markus Söder schlägt Alarm: „Schwerste Herausforderung für die Union seit 1998“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Trotz Söders "Verwunderung/Verärgerung" über diese Entwicklung der Sympathiewerte für CDU/CSU fragen sich viele Wähler -auch ich selbst- wann erwacht die CDU-Basis und fordert das Präsidium auf, den Kanzlerkandidaten auszutauschen... Natürlich, Laschet gegen Söder! Dann hätten die Unionsparteien auf einen Schlag wieder 30+ Prozent der Sympathiewerte sicher. Auch für unser Land wäre es natürlich deutlich besser, wenn der künftige Kanzler nicht Scholz, nicht Laschet, sondern Söder heißen würde.

  • Hallo, Herr Peter: für welche Neuerungen steht Herr Söder. Das würde mich mal interessieren. Ich würde mich über Infos dazu freuen.

  • Irgendwie ganz einfach:
    AKK stand und steht für ein Merkel-weiter-so
    Laschet steht für ein Merkel-weiter-so
    Leyen steht für ein Merkel-weiter-so

    selbst Merz steht für Änderungen
    Söder steht für Neuerungen und neue Wege
    beide wurden ausgebremst

    Dazu kommt, dass die vielen Politikfelder wie Energie, Flüchtlinge, Afghanistan sehr schlecht politisch bearbeitet wurden durch Merkel. Zudem wurde Leyen inthronisiert anstelle des gewählten Manfred Weber.

    ... ich habe es "eigentlich" aufgegeben zu kommentieren.... was soll sich in unserem Land noch ändern? Scholz und Bärbock erscheinen als das noch größere Übel.... vielleicht die FDP?

    Warum schafft es keine Partei mich zu überzeugen? Bin ich zu kritisch?

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