Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Bundeswehr Bagatellschäden und Bedienungsfehler: Fast alle ausgefallenen Pumas wieder einsatzfähig

Verteidigungsministerin Lambrecht hat nach einer Pannenserie die Zukunft des Waffensystems Puma infrage gestellt. Im Januar fällt die endgültige Entscheidung.
30.12.2022 Update: 30.12.2022 - 15:53 Uhr 2 Kommentare
Bei Schießübungen waren im Dezember alle 18 eingesetzten Fahrzeuge ausgefallen. Quelle: dpa
Schützenpanzer Puma

Bei Schießübungen waren im Dezember alle 18 eingesetzten Fahrzeuge ausgefallen.

(Foto: dpa)

Berlin Bis zum Ende dieser Woche soll klar sein, warum im Dezember bei einer Schießübung alle 18 eingesetzten Schützenpanzer des Typs Puma ausgefallen waren. Diese Frist hat Verteidigungsministerin Christiane Lambrecht (SPD) der Industrie gesetzt. Danach will sie entscheiden, wie es mit dem von Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) gemeinsam entwickelten Waffensystem bei der Bundeswehr weitergeht.

Wie das Handelsblatt aus mit den Vorgängen vertrauten Kreisen erfahren hat, sind mittlerweile 17 der 18 defekten Panzer wieder instand gesetzt. Teilweise habe es sich nur um Bagatellschäden gehandelt, die leicht behoben werden konnten. Teilweise kam es wohl auch zu Bedienungsfehlern. So habe ein Soldat versucht, schwelende Kabel mit einem Pulverlöscher zu löschen, was zu größeren Schäden geführt habe, hieß es in den Kreisen.

Nach dem reihenweisen Ausfall der Panzer im Dezember hatte sich der Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler, an Verteidigungsministerin Lambrecht gewandt. Der Division ist die Panzergrenadierbrigade 37 unterstellt, die im nächsten Jahr eine tragende Rolle bei Deutschlands Führungsrolle in der Nato-Eingreiftruppe VJTF spielt.  

Eigentlich sollten im Rahmen der VJTF-Mission auch die Puma-Schützenpanzer zum Einsatz kommen. Nach der Pannenserie entschieden Verteidigungsministerium und Bundeswehr aber zunächst, stattdessen bei Bedarf die rund 50 Jahre alten Schützenpanzer des Typs Marder zu verwenden.

Außerdem setzte Lambrecht die geplante Modernisierung der bereits an die Bundeswehr ausgelieferten Pumas aus, obwohl der Verteidigungsausschuss dafür schon 850 Millionen Euro bewilligt hatte. Auch die Bestellung von 50 zusätzlichen Pumas wurde zunächst auf Eis gelegt.  

Heeresinspekteur blickt optimistisch auf Zukunft der Puma-Schützenpanzer

Insgesamt verfügt die Bundeswehr über 350 der Fahrzeuge, die zu den modernsten Schützenpanzern der Welt zählen. Davon sind 42 auf dem technischen Stand, der den Anforderungen der VJTF entspricht, darunter auch die im Dezember ausgefallenen. Die VJTF-Variante, die sich in Details deutlich von der Grundversion unterscheidet, steht dem Heer erst seit Anfang 2020 zur Verfügung. Die Soldaten haben bisher also nur begrenzte Erfahrungen mit den Panzern.

Die Truppe muss sich darauf verlassen können, dass Waffensysteme auch im Gefecht robust und verlässlich sind. Quelle: dpa
Verteidigungsministerin Christine Lambrecht

Die Truppe muss sich darauf verlassen können, dass Waffensysteme auch im Gefecht robust und verlässlich sind.

(Foto: dpa)

Vor der Pannenserie im Dezember hatte sich der Puma, dem der Generalinspekteur der Bundeswehr im Februar 2021 die taktische Gefechtstauglichkeit bescheinigt hatte, als weitgehend zuverlässig erwiesen. Es habe beim Einsatz „überwiegend Höhen“ gegeben, wie beim vorletzten Durchgang im Schießübungszentrum im September 2022, und „wenige Tiefen, wie jetzt im Dezember“, teilte der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, mit.

Gemeinsam mit der Industrie sei es gelungen, den Puma erfolgreich für den VJTF-Einsatz vorzubereiten. Die Nachrüstung verbunden mit fortschreitender Erfahrung der Truppe gebe Anlass zu Optimismus, dass sich der Puma bei der Bundeswehr bewehren werde. Mais reagierte mit den Äußerungen auch auf Berichte, wonach der Bundesrechnungshof vor einer Anschaffung zusätzlicher Puma-Schützenpanzer gewarnt habe, weil dem Waffensystem die „technische Reife“ fehle.  

Aus dem Verteidigungsministerium hatte es zuletzt geheißen, dass sich der Puma auch jenseits der aktuellen Reparaturen als stabil erweisen müsse. Die Truppe müsse sich darauf verlassen können, dass Waffensysteme auch im Gefecht robust und verlässlich seien.

Ein Sprecher hatte am Mittwoch erklärt, wenn die Schadenanalyse vorliege, „werden sich alle gemeinsam darüber beugen und schauen, wie es weitergeht“. Möglicherweise wird es Anfang Januar ein Fachgespräch mit Vertretern der Industrie, der Bundeswehr und des Ministeriums geben.

Die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen, Sara Nanni, betonte, Ressortchefin Lambrecht habe zu Recht Druck gemacht. „Wenn kurz vor einer wichtigen VJTF so ein Schaden auftritt, muss man das sehr ernst nehmen“, sagte sie dem Handelsblatt. „Es hätte nicht dazu kommen dürfen.“

Mehr: Nato-Übung in Niedersachsen – Der Ukrainekrieg ist stets im Hinterkopf

Startseite
Mehr zu: Bundeswehr - Bagatellschäden und Bedienungsfehler: Fast alle ausgefallenen Pumas wieder einsatzfähig
2 Kommentare zu "Bundeswehr: Bagatellschäden und Bedienungsfehler: Fast alle ausgefallenen Pumas wieder einsatzfähig"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Unter der ehemaligen Verteidigungsminister*IN v.d. Leyen war es hinreichend, wenn man aus alten Pumas einen fahrtüchtigen bauen konnte - sie hatte für diesen Tipp an die Beratungsgesellschaft 150 Millionen Euro überwiesen. Gut für die Bundeswehr, dass sie nach Brüssel entsorgt wurde - schlecht für Europa.
    Jetzt müssen die Fahrzeuge nicht nur fahrtüchtig sein, sie sollen auch schießen können und außerdem "robust und verlässlich" - das forderte man noch nie von der Bundeswehr.
    Die Bundeswehr musste bisher Kindergärten betreiben können und Bleistifte bestellen - das war alles!
    Dass Panzer auch fahren und schießen sollen ist absolut unökologisch und mit Sicherheit nicht CO2 neutral!
    Ich empfehle Simulatoren! Gibt es bei Flugzeugen auch - muss reichen!
    Lieber Leser, bitte tolerieren Sie meinen Sarkasmus.

  • "Die Truppe müsse sich darauf verlassen können, dass Waffensysteme auch im Gefecht robust und verlässlich seien."
    Ach so... jetzt auf einmal doch "robust und verlässlich". Vor ein paar Jahren hatte es noch geheißen, dass auch Schwangere die Fahrzeuge nutzen können sollten.

    Ein Hoffnungsstrahl am Horizont: Die deutsche Politik akzeptiert das Offensichtliche.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%