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CDU-Kanzlerkandidat Laschet holt Ex-„Bild“-Chefin Tanit Koch als Wahlkampfberaterin

Die Top-Journalistin soll Armin Laschet beraten und seine Präsenz in den sozialen Medien ausbauen. Der CDU-Kanzlerkandidat reagiert damit auf die Kritik an seinem bisherigen Wahlkampf.
09.06.2021 Update: 09.06.2021 - 15:30 Uhr 1 Kommentar
Die 43 Jahre alte Journalistin stand von 2016 bis 2018 als erste Frau an der Spitze der „Bild“-Zeitung. Quelle: dpa
Tanit Koch

Die 43 Jahre alte Journalistin stand von 2016 bis 2018 als erste Frau an der Spitze der „Bild“-Zeitung.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Der Unions-Kanzlerkandidat und CDU-Vorsitzende Armin Laschet hat die 43 Jahre alte Top-Journalistin Tanit Koch als Kommunikationsberaterin im Bundestagswahlkampf engagiert. Die ehemalige Chefredakteurin der „Bild“-Zeitung soll die Wahlkampfkommunikation leiten, die Pressearbeit koordinieren und Laschets Präsenz in den sozialen Netzwerken erhöhen, wie die Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch berichtete.

Es ist das erste Engagement Kochs als Wahlkampfhelferin. Die gebürtige Konstanzerin, in Bonn aufgewachsen, hatte nach einem Politik- und Jurastudium im Berliner Medienkonzern Axel Springer eine steile Karriere hingelegt, die sie 2016 an die Spitze der Printausgabe der reichweitenstarken „Bild“-Zeitung führte.

Einen Machtkampf mit dem Co-Chefredakteur Julian Reichelt verlor Koch zwei Jahre später, danach verließ sie das Unternehmen und heuerte kurz danach bei der Mediengruppe RTL Deutschland an. In der neu geschaffenen Position der Chefredakteurin steuerte sie die Zentralredaktion und war zudem als Geschäftsführerin des Nachrichtensenders "n-tv" tätig.

In November 2020 dann auch dort das Aus: Sie habe sich „aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die künftige Struktur und den weiteren Weg – aber in bestem Einvernehmen – dazu entschieden, das Unternehmen zu verlassen“, hieß es schmallippig bei "RTL" in Köln.

Nach Beobachtung von Branchenkennern sei sie zwei Mal am Beharrungsvermögen männlich geprägter Strukturen gescheitert. Nun will sie für die CDU kämpfen. „Wir gewinnen mit Tanit Koch eine erfahrene Journalistin und Kommunikationsexpertin – sie ist jetzt in meinem Team und ich freue mich sehr“, sagte Laschet am Mittwoch.

Nachholbedarf in Social Media

Seine Freude hat einen realen Hintergrund: Medienbeobachter bescheinigen dem Kanzlerkandidaten einiges an Nachholbedarf in seinen Social-Media-Aktivitäten.

Sein Widersacher, der SPD-Kanzlerkandidat und amtierender Bundesfinanzminister Olaf Scholz, hatte sich in dieser Disziplin bereits verstärkt: Der internetbegeisterte Werber Raphael Brinkert, Inhaber der Agentur Brinkert-Lück ist zusammen mit dem renommierten Mediaexperten Thomas Koch für Schulz‘ mediale Außendarstellung mitverantwortlich.

Als sich Laschet und der CSU-Vorsitzende Markus Söder im April über die Kanzlerkandidatur stritten, flankierten dies Brinkert und seine Mannen süffisant mit entsprechenden Werbemotiven: „Während schwarz sich noch nicht grün ist, machen wir Politik für Dich“, stand unter den Gesichtern des Streitduos Laschet und Söder.

Mit Hilfe der Ex-„Bild“-Chefin Koch will Laschet in den Medien nun besser auftrumpfen. Ihre Aufgabe wird es sein, künftige schwache Momente Laschets zu verhindern. So schürte etwa sein Auftritt in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ Ende März Zweifel an Laschets Kanzlertauglichkeit. Auf Lanz Fragen parierte Laschet nach Beobachtung von Medienkennern nicht gerade mit Eloquenz.

Das soll vorbei sein. Klare Botschaften, ein geplantes Vorgehen in den Medien, auf Pressekonferenzen und vor allem in Sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram oder bei Twitter – das solle Koch strukturieren helfen, ohne Laschets Qualitäten wie Volksnähe und Standvermögen dahinter unsichtbar werden zu lassen, heißt es aus der CDU-Spitze.

Der neuen Kommunikationsstrategin kommt dabei zupass, dass Laschet seit dem unerwartet klaren CDU-Wahlsieg in Sachsen-Anhalt am vergangenen Sonntag Rückenwind hat. Gleichzeitig geriet Laschets Konkurrentin im Ringen um die Kanzlerschaft, Grünen-Chefin Annalena Baerbock, über Unklarheiten in ihrem Lebenslauf und bei der Verbuchung von Zusatzeinnahmen ins Straucheln. Keine schlechte Lage für Laschet.

Koch wird aber auch mit heiklen Themen zu tun haben. Berichte über eine hässliche Stelle in Laschets Vita waren da nur ein Vorgeschmack. Dabei ging es um seine Arbeit als Lehrbeauftragter an seiner Hochschule RWTH in Aachen, die in einem Skandal um verschluderte studentische Arbeiten endete, für die Laschet dennoch Noten gab. Er gab daraufhin sein Amt auf und löschte die Tätigkeit aus seinem offiziellen Lebenslauf. Allerdings wurde der Vorgang in seiner autorisierten Biografie „Der Machtmenschliche“ ausgewalzt, die vergangenes Jahr erschien.

Dass frühere Journalisten aus dem konservativen Springer-Konzern Politiker beraten, ist nicht neu: Einer von Kochs Vorgängern an der „Bild“-Spitze, Peter Boenisch, diente Bundeskanzler Helmut Kohl als Regierungssprecher, Ex-„Bild“-Politikchef Béla Anda war in dieser Funktion für SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder tätig. Von Schröder stammt auch das Bonmot, zum Regieren brauche er nur „Bild“, „Bams“ und „Glotze“.

„Bild“-Redakteur Georg Streiter brachte gar das Kunststück fertig, erst von der FDP und dann von der CSU Horst Seehofers als stellvertretender Regierungssprecher nominiert zu werden. Der Ex-Chef der „Bild am Sonntag“, Michael Spreng, wiederum beriet CSU-Chef Edmund Stoiber bei dessen erfolgloser Kanzlerkandidatur 2002.

Insofern steht die nach eigenen Angaben parteilose, bisher von Beobachtern liberal verortete Tanit Koch in einer langen Tradition.

Mehr: Auftrieb für die CDU: Jetzt startet die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs

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1 Kommentar zu "CDU-Kanzlerkandidat: Laschet holt Ex-„Bild“-Chefin Tanit Koch als Wahlkampfberaterin"

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  • Diese Entscheidung zeigt: Der Mann will gewinnen. Das Schöne daran: Er kann gewinnen. Auch weil seine Gegner schwach, profillos und ideologisch verpeilt sind.

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