Corona-Lage RKI-Chef mahnt: „Sind nur sicher, wenn alle sicher sind“ – Intensivpfleger: Stabile Patienten versterben über Nacht

Die aktuell sinkenden Infektionszahlen seien noch kein Grund zur Entwarnung, so der RKI-Chef.
Berlin Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, haben trotz erster Anzeichen einer Stabilisierung der Corona-Infektionszahlen zu Disziplin bei den Schutzmaßnahmen aufgerufen. „Es gibt Hoffnung, aber es gibt noch keine Entwarnung“, sagte der CDU-Politiker am Donnerstag auf der Bundespressekonferenz in Berlin. Zusammen mit RKI-Chef Wieler und dem Intensivpfleger Ricardo Lange informierte er über die aktuelle Corona-Lage.
Die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen ist bundesweit so niedrig wie seit rund zwei Wochen nicht mehr. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank am Donnerstagmorgen laut Robert Koch-Institut (RKI) auf 154,9. Niedriger war sie zuletzt am 14. April (153,2), vor einer Woche hatte sie bei 161,1 gelegen.
Der steile Anstieg der Infektionszahlen habe vorerst gebremst werden können, dies reiche aber nicht, sie seien insgesamt noch zu hoch, so Spahn. „Die Zahlen müssen nicht nur stagnieren, sie müssen weiter runter.“ Intensivstationen in Kliniken seien in zu vielen Regionen weiter zu voll, teilweise müssten Corona-Patienten verlegt werden. Um auf eine Trendwende schließen zu können, sei es zu früh.
„Die Pandemie wird erst dann unter Kontrolle sein, wenn sie in allen Teilen der Welt unter Kontrolle ist“, so auch Lothar Wieler. Denn das Virus kenne keine Grenzen. „Wir sind nur sicher, wenn alle sicher sind.“
Spahn betonte, dass die Impfungen weiter vorankommen. Dies schaffe die Voraussetzung dafür, dass wieder mehr Alltag möglich werden kann. Das voraussichtliche Ende der festgelegten Impfreihenfolge spätestens im Juni sei nicht mehr weit weg. Zuvor sei sie aber noch wichtig, um im Mai die dritte und letzte Prioritätsgruppe mit über 60-Jährigen und Berufsgruppen impfen zu können, die nicht ins Homeoffice könnten.
Mit Blick auf vorgesehene Erleichterungen für vollständig Geimpfte bei Alltagsbeschränkungen sprach Spahn von schwierigen Abwägungen. Für ein rasches Vorgehen wolle die Bundesregierung Bundestag und Bundesrat frühzeitig in Abstimmungen über eine geplante Verordnung einbeziehen. Der „späteste“ Termin für eine abschließende Entscheidung des Bundesrats sei der 28. Mai.
Infektionszahlen steigen bei Kindern an
Lothar Wieler erklärte zudem, dass die Corona-Fälle bei Kindern zuletzt stetig angestiegen seien. „Kinder tragen auf jeden Fall zum Infektionsgeschehen bei.“ Laut Situationsbericht des RKI vom Dienstag lag die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Zehn- bis 14-Jährigen in der vergangenen Woche bei 234, bei den Fünf- bis Neunjährigen bei 224 und bei den Null- bis Vierjährigen bei 141.
Auch wenn es bei infizierten Kindern meist weniger schwere Krankheitsverläufe gebe, zeigten Studien, dass auch bei ihnen sogenannte Long-Covid-Symptome auftreten können. Nach bisherigen, noch nicht finalen Daten könnte das Langzeitsyndrom Wieler zufolge „jeden zehnten“ Erkrankten treffen, das dürfe man nicht zulassen.
Impfungen für über 12-Jährige hat Gesundheitsminister Spahn im Sommer in Aussicht gestellt. „Stand heute, wenn nichts Ungewöhnliches passiert: Spätestens in den Sommerferien werden wir die über 12-Jährigen dann impfen können, wenn die Zulassung da ist“, so der CDU-Politiker.
Zuvor war bekannt geworden, dass der deutsche Impfstoffhersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer in Kürze die Zulassung ihres Corona-Vakzins für Kinder ab zwölf Jahren in der EU beantragen wollen. Zwar sei zunächst natürlich abzuwarten, dass die Zulassung auch komme, sagte Spahn. Er rechne aber zügig damit.
Gleichzeitig warnte der Minister vor zu hohen Erwartungen für den Juni – spätestens dann soll der Bundesregierung zufolge die Impfpriorisierung enden. „Wir müssen jetzt ein bisschen aufpassen mit diesem Juni, dass der nicht so überfrachtet wird mit Erwartungen“, forderte Spahn.
Im Juni käme zwar wohl so viel Impfstoff wie in keinem Monat zuvor, aber „nicht so viel, dass wir alle zwischen zwölf und 60 mal eben im Juni impfen können“. Es sei wichtig, dass nicht der Eindruck entstehe, dass sofort alle Jugendlichen geimpft werden könnten.
Intensivpfleger warnt vor Lage in Kliniken
Der Intensivpfleger Ricardo Lange vermittelte ein aktuelles Bild von den Pflegekräften der Berliner Kliniken, die unter der Coronakrise seelisch und körperlich enorm leiden. Viele Kollegen hätten den Beruf verlassen, würden dies auch in Zukunft tun, so Lange. Die Belastung sei zu hoch. Seit vielen Jahren arbeite die Pflege am Limit, vor der Pandemie habe das jedoch niemanden interessiert.
Zum einen litten die Pfleger und Pflegerinnen aktuell körperlich stark unter der schweren Schutzausrüstung und den FFP2-Masken, die sie über lange Zeit tragen müssen. Da bei besonders schwer verlaufenden Fällen eine permanente Anwesenheit am Bett erforderlich sei, müssten sie diese ohne Unterbrechung tragen.
Allerdings sei auch die seelische Belastung besonders hoch. Bei stabilen Patienten, mit denen man noch am Tag vorher habe sprechen können, sei am Tag darauf das Bett leer, da der Erkrankte verstorben sei. So schnell könne sich die Lage ändern, warnte Lange. „Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage: Das macht etwas mit einem.“ Die Lage sei unglaublich belastend.
Mehr: RKI registriert 24.736 Corona-Neuinfektionen und 264 neue Todesfälle
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Deutschland bewegt sich mittlerweile immer mehr auf dünnerem Eis. Die Situationen in den Krankenhäusern und besonders auf den Intensivstationen offenbart es. Besonders aktuell in Köln, wo die Trabantenstädte nun eine Impfpriorisierung erfahren sollen.
Erklären Sie es den Kölner. Vor allem dann, wenn im Kontext andere Kölner dadurch nicht rechtzeitig geimpft werden können, erkranken oder sogar versterben. Eine Triage in den Krankenhäusern muß man sich nicht mehr vorstellen wollen, wenn einem kein Bett mehr zur Verfügung gestellt werden kann und eine Intensivpflege nicht möglich ist.
Das will ich die Eltern und Hinterbliebenen nicht sehen und vor allem nicht erleben müssen, was dann sich für Dramen abspielen werden.
Auch das gehört zu eine politischen Überlegung, wenn man über die Folgen nicht drüber nachdenkt.
Eine Armlänge Armabstand reicht nicht. So einfach ist das.
Wie die Grünen und ihre Wählerschicht für einen weiteren unbegrenzten Zuzug sind und eine unbegrenzte Aufnahme von illegalen und mittellosen Flüchtlingen bereit sein können, entzieht sich meinem Verständnis.
Vor allem wenn sich die Anzahl der weltweiten Flüchtlingen sich in den nächsten Jahrzehnten auf mehr als 200 Millionen Menschen verdreifachen wird. Selbst ein Recep Erdogan wird keine 20 Millionen dafür beherbergen und wir nicht bezahlen können. Und schon gar nicht auf Dauer.
Heuchelei ist die Tugend des Feiglings.
Voltaire
(1694 - 1778), eigentlich François-Marie Arouet, französischer Philosoph der Aufklärung, Historiker und Geschichts-Schriftsteller
Sehr geehrter Herr Boege, wenn Sie es für besser halten, die Rechtschreibkorrektur auszuschalten statt sich mit den Rechtschreibfehlern zu beschäftigen, haben Sie offensichtlich etwas gründlich missverstanden.
Nachtrag: Die Unwissenheit cum Besserwisserei der Herren Meier und O.L. erinnert an die Rechtschreibkorrektur in meinem iPhone (die man fataler Weise nicht abschalten kann).
Glückliches Deutschland, wo es so kluge Leute gibt, die nicht nur alles wissen, sondern sogar alles (aber auch wirklich alles) besser wissen, und zwar im Nachhinein.
Eritis sicut deo scientes bonum et malum...
Herr Meier, gerne! RKI-Lagebericht vom 12.03,, schöner zusammenfassender Bericht in der Welt vom 15.04. "Was von der dramatischen RKI-Prognose übrig blieb" von J.-P. Friedrich
@Herr L. Haben sie dazu eine Quelle?
Und wieder einmal wird den Kindern der "Schwarze Peter" zugeschoben.. (Ein Schelm wer denkt das passiert nur weil sie sich nicht wehren können)
Man müsste sich nur mal vorstellen wie die Situation aussehen würde, wenn man pro Woche alle 50-60Jährigen mindestens 2x testeten würde. Erst dann könnte man verlässliche Aussagen treffen wer der eigentliche Treiber der Pandemie ist. Aber solange andere Altersgruppen weniger häufig und erst recht nicht zu 100% getestet werden, so lange müsste es verboten sein gewisse Altersgruppen zu beschuldigen.
Jeder weiß, dass mehr testen zu einer höheren Inzidenz führt.
Zur Erinnerung bezüglich der Qualität von RKI-Aussagen: Am 12. März veröffentlichte das RKI eine Prognoserechnung, wonach im Laufe des April wegen der schrecklichen Mutanten mit einer Inzidenz von 350 zu rechnen sei. Die Tagesschau griff diese Horrorzahl noch am gleichen Abend auf und Herr Drosten verwies am 17. März in seinem Podcast auf diese "amtliche Auffassung", die zeige, "was uns in den nöchsten Wochen bevorsteht". Das war die "wissenschaftliche" Grundlage für die anschließenden politischen Exzesse mit Oster- und Brücken-Lockdown und Notstandsgesetzgebung. Heute wissen wir, dass damals einfach ein statistisch minderbemittelter RKI-Mitarbeiter zur Prognose der Ist-Daten eine Exponentialfunktion verwendet hat und - oh Wunder - dann eine exponentielle Entwicklung herausbekommen hat, auch wenn dies mit der Realität offensichtlich nichts zu tun hat. Tatsächlich dümpeln wir bei einer Inzidenz um die 150. Hier wurden also per - falscher - Modellanahme die - falschen - Ergebnisse vorweggenommen. Das ist statistisches Klippschul-Niveau. Ich frage mich, wer von den Verantwortlichen Rechenschaft für solche Scharlatanerie mit weitreichenden Folgen für unser aller Leben einfordert.