Corona-Pandemie 30 Millionen Dosen in Deutschland verimpft – Regierung muss 80-Prozent-Ziel trotzdem kassieren

Die Bundesregierung hat ihr Ziel erreicht, bis Jahresende 30 Millionen Dosen zu verimpfen. Doch das waren vor allem Boosterimpfungen.
Berlin Olaf Scholz (SPD) setzt gern ambitionierte Ziel für die Impfkampagne. Doch dieses Mal hat sich der Bundeskanzler etwas zu viel vorgenommen. Die Bundesregierung verschiebt ihr Ziel, dass bis zum 7. Januar 80 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen das Coronavirus geimpft sein sollen. „Die Regierung strebt an, bis Ende Januar eine Impfquote von 80 Prozent zu erreichen“, sagte ein Regierungssprecher.
Dabei hatte die Bundesregierung ihr Ziel erst vor einer Woche ausgerufen. „Als nächstes Zwischenziel möchte ich eine Impfquote von mindestens 80 Prozent ansteuern“, kündigte Scholz an. Ein Regierungssprecher hatte ergänzt, dass die 80 Prozent bis zum 7. Januar erreicht werden sollen. Dann treffen sich der Kanzler und die Ministerpräsidenten voraussichtlich zur nächsten Bund-Länder-Runde.
Doch das Ziel scheint kaum mehr erreichbar. Zwar wurde auch während der Feiertage weiter geimpft. Am ersten Weihnachtstag erhielten 35.000 Menschen eine Spritze. Insgesamt haben nun 61,4 Millionen Deutsche mindestens eine Impfdosis verabreicht bekommen. Das entspricht knapp 74 Prozent.
Um die 80-Prozent-Marke zu erreichen, müssten aber noch rund 5,3 Millionen Erstimpfungen hinzukommen. Das ist nach Einschätzung der Regierung bis zum 7. Januar nicht mehr zu schaffen.
Ein anderes Ziel hat die Bundesregierung hingegen erreicht. Noch vor Amtsantritt als Bundeskanzler hatte Scholz versprochen, dass bis Jahresende 30 Millionen Dosen verimpft werden sollen. Das hat geklappt. So haben mittlerweile 29,9 Millionen Menschen eine Boosterimpfung erhalten. Diese Auffrischung macht damit den Großteil der von Scholz angekündigten 30 Millionen Impfungen aus.
Ungeimpfte weiterhin zögerlich
Das ist auch eine Erklärung, warum er sein zweites Ziel nicht erreicht: Von den 30 Millionen Impfdosen waren nur gut zwei Millionen Erstimpfungen, wie es heißt. Viele derjenigen, die sich bisher nicht haben impfen lassen, zögern also weiterhin. Auch am ersten Weihnachtstag machten Booster mit 30.000 den Großteil der insgesamt 35.000 Impfungen aus. Deshalb liegen die von der Regierung angepeilten 80 Prozent trotz der jüngsten Rekord-Impfzahlen noch in der Ferne.
Die Union forderte die Bundesregierung auf, schnell eine allgemeine Impfpflicht vorzubereiten. „Wir als Unionsfraktion unterstützen die Bundesregierung bei allen Möglichkeiten, die Impfquote zu erhöhen“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, Sepp Müller, dem Handelsblatt. So habe man der Änderung des Infektionsschutzgesetzes zugestimmt und dadurch den Weg dafür frei gemacht, dass auch Zahnärzte, Apotheker und Tierärzte impfen dürfen.
„Von der neuen Bundesregierung erwarten wir einen Vorschlag zur allgemeinen Impfpflicht, der alle juristischen, ethischen und praktischen Aspekte umfasst“, sagte Müller. Es sei klar, dass man mit einer Impfpflicht die laufende Omikron-Welle nicht in den Griff bekommen werde.
Man müsse sich aber auch auf kommende Wellen vorbereiten. „Nur mit einer hohen Impfquote können wir aus dem ewigen Wechsel von Restriktionen und Lockerungen herauskommen“, sagte der CDU-Politiker.
Die Corona-Impfkampagne ist in Deutschland vor einem Jahr gestartet. Seitdem wurden insgesamt knapp 147 Millionen Dosen verabreicht, wie aus dem „Impfdashboard“ des Bundesgesundheitsministeriums und des Robert Koch-Instituts (RKI) hervorgeht.
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