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Corona-Regeln Abschied vom Lockdown: Wie sich die Bundesländer für die vierte Welle rüsten

Die Corona-Fallzahlen steigen sprunghaft an, viele Bundesländer verabschieden sich allerdings von der Option eines Lockdowns. Experten sind skeptisch.
19.08.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
In Ländern wie Nordrhein-Westfalen soll nur noch die Inzidenz 35 als einziger Richtwert übrig bleiben, ab dem die 3G-Regel gelten soll. Quelle: dpa
Innenstadt in Köln

In Ländern wie Nordrhein-Westfalen soll nur noch die Inzidenz 35 als einziger Richtwert übrig bleiben, ab dem die 3G-Regel gelten soll.

(Foto: dpa)

Berlin Mit den steigenden Fallzahlen wächst die Angst vor einer möglichen vierten Welle. Einen weiteren Lockdown aber soll es nach dem Willen vieler Bundesländer nicht mehr geben. Nordrhein-Westfalens Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sprach etwa von einer „Zeitenwende“. Ein Lockdown lasse sich angesichts der vielen geimpften Menschen und flachen Krankheitsverläufe „in keiner Art und Weise mehr rechtfertigen“.

Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) wiederum sprach von einem Paradigmenwechsel. „Grundsätzlich werden alle Angebote und Geschäfte inzidenzunabhängig öffnen können – natürlich unter den bekannten Schutzvorkehrungen“, sagte sie.
Sachsen und Nordrhein-Westfalen gehören zu den Bundesländern, die wie viele andere in dieser Woche neue Corona-Verordnungen geplant oder bereits beschlossen haben. Sie folgen damit den Bund-Länder-Vereinbarungen vom 10. August.

3-G Regelung statt erneuter Lockdown

Statt auf Stufen- und Schließungspläne setzen die Länder im Kern auf die 3G-Regel, mit der spätestens ab der kommenden Woche nur noch Geimpfte, Genesene oder Getestete Zutritt zu vielen Einrichtungen und Freizeitangeboten erhalten sollen.

Damit soll auch der Inzidenzwert an Bedeutung verlieren. Der Wert gibt an, wie viele Personen sich von 100.000 Einwohnern innerhalb einer Woche neu anstecken. Er war in den ersten drei Wellen überwiegend der einzige Maßstab für Schließungen und steigt seit Wochen wieder stark an.

„Wir stehen vor entscheidenden Wochen der Pandemiebekämpfung“, sagte der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen dem Handelsblatt. „Der Sommer wurde nicht genutzt, um für einen sicheren Herbst vorzusorgen.“ Die vierte Welle rolle im hohen Tempo heran.

Inzidenz steigt deutlich - in Flensburg, Wuppertal und Bonn über 100

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Mittwoch 8324 Neuinfektionen – und damit über 4400 mehr als am Vortag. Lag die Sieben-Tage-Inzidenz vor einer Woche noch bei 25,7, liegt sie nun bei über 40.



Mit Flensburg, Wuppertal und Bonn liegen drei Städte wieder über der Marke von 100. Experten gehen davon aus, dass der Wert bis in den Herbst und Winter weiter stark steigen wird. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) warnte gar vor einer Inzidenz von 800 bis in den Oktober.

In Ländern wie NRW soll nur noch die Inzidenz 35 als einziger Richtwert übrig bleiben, ab dem die 3G-Regel gelten soll. Sie sei nun die „Grundlage des Handelns“, sagte der FDP-Gesundheitsexperte Andrew Ullmann dem Handelsblatt. Das Beispiel Großbritanniens zeige, dass Bürger von sich aus vorsichtig sein könnten und etwa die Maske weiterhin im Alltag tragen.

In Nordrhein-Westfalen müssen Menschen beispielsweise ab diesem Freitag dann für einen Besuch der Innengastronomie, Hotelübernachtungen oder beim Sport in Hallen getestet, geimpft oder genesen sein. In Klubs, bei Tanzveranstaltungen und bei privaten Feiern mit Tanz reicht kein Schnelltest mehr, sondern es muss ein PCR-Test vorgelegt werden. Gleiches gilt bei sexuellen Dienstleistungen.

Für den Besuch von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen gilt die 3G-Regel generell, also auch bei niedrigeren Inzidenzen. Die Regeln gelten zunächst bis zum 17. September. Ähnliche Beschlüsse fasste Schleswig-Holstein in dieser Woche, die ab Montag gelten sollen.

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Bundesländer wie beispielsweise Bayern und Hamburg gehen noch einen Schritt weiter und wollen ermöglichen, dass Veranstalter und Betreiber etwa von Restaurants und Klubs künftig nur noch Geimpfte und Genesene einlassen können. Mit dem sogenannten 2G-Modell soll dann eine Reihe von Auflagen und Beschränkungen für viele Menschen fallen.

Wichtig wird auch, wie viele Intensivbetten belegt sind

Gleichzeitig planen die Länder, das Pandemiegeschehen mit weiteren Indikatoren zu bewerten. Niedersachsen etwa will neben der Inzidenz auch die Hospitalisierung und Intensivbettenbelegung betrachten. Das geht aus einem Entwurf der neuen Corona-Verordnung von Mittwoch hervor.

Dieser befindet sich gerade in der Abstimmung und soll am 25. August in Kraft treten. Überschreiten an fünf aufeinanderfolgenden Tagen zwei der drei Indikatoren die in der Verordnung neu festgelegten Schwellenwerte, sollen in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt Warnstufen ausgerufen werden. Das RKI führt die Werte seit einigen Wochen auf.

Am Mittwoch waren 345 Hospitalisierungen mit Covid-19 aufgeführt. Auf den Intensivstationen waren am Dienstag 574 Covid-19-Patienten in Behandlung. Auch andere Länder wie Sachsen und Sachsen-Anhalt wollen diese Werte stärker miteinbeziehen.

Problem: Genesene und Geimpfte können eine Infektion weitergeben

Epidemiologen wie der Leipziger Forscher Markus Scholz sehen die Maßnahme allerdings kritisch. „Die 3G-Regel ist insofern unlogisch, da die drei G nicht gleichwertig sind“, sagte er dem Handelsblatt. Der Impfschutz nehme nach neueren Daten relativ schnell ab. „Beide, Genesene und Geimpfte, können sich anstecken und die Infektion weitergeben“, sagte er. „Die Gruppe der negativ Getesteten ist gar nicht geschützt.“

Diese Personen könnten sich sowohl untereinander (bei falsch-negativen Tests) als auch bei den Genesenen und Geimpften anstecken. Schwere Verläufe seien hier wahrscheinlicher. „Speziell für Nichtgeimpfte stellen dichte Menschenansammlungen trotz 3G ein hohes Ansteckungsrisiko dar.“

Mit den Regeln soll auch der Druck auf Ungeimpfte erhöht werden. Dieser Gruppe steht nach Ansicht des Berliner Virologen Christian Drosten ein schwieriger Herbst und Winter bevor. „Allen, vor allem allen ab 45 Jahren ist dringend zu raten, sich sehr ernsthaft damit auseinanderzusetzen, ob sie sich wirklich nicht impfen lassen wollen“, sagte der Charité-Forscher der Deutschen Presse-Agentur. Zu bedenken sei, dass das Infektionsrisiko für Ungeimpfte in diesem Herbst und Winter auch deswegen steige.

Mehr: Millionen Impfstoffdosen in Hausarztpraxen bleiben ungenutzt – Abgabe an ärmere Länder gefordert

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