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Corona-Regeln Widerstand in der Union gegen Verlängerung der „epidemischen Lage“

Die Koalitionsfraktionen wollen am Nachmittag den Status einer Pandemie-Notlage erneut verlängern. Führende Unionsabgeordnete lehnen das ab.
25.08.2021 Update: 25.08.2021 - 15:44 Uhr 1 Kommentar
Der Bundestag berät an diesem Mittwoch über die Verlängerung der „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“. Quelle: dpa
Corona-Pandemie

Der Bundestag berät an diesem Mittwoch über die Verlängerung der „epidemischen Lage von nationaler Tragweite“.

(Foto: dpa)

Berlin In der Unions-Bundestagsfraktion formiert sich Widerstand gegen die Absicht der Koalitionsfraktionen, die Corona-Sonderbefugnisse des Bundes noch einmal zu verlängern. In der Sitzung des Union-Fraktionsvorstands am vergangenen Freitag sprachen sich die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Carsten Linnemann und Gitta Connemann (beide CDU) sowie Bundestagsvizepräsident Hans-Peter Friedrich (CSU) dagegen aus, wie Teilnehmer dem Handelsblatt berichteten.

Vielmehr sei schon mehr als die Hälfte der Menschen im Land geimpft, mit weiter steigender Tendenz, argumentierten die Abgeordneten. Auch verwiesen sie auf die Zusage der Bundesregierung, mit der Impfung würden auch die Maßnahmen gelockert. Nun aber werde immer wieder eine neue Impfquote ausgerufen oder auf Mutationen verwiesen, um weitere Grundrechtseingriffe zu rechtfertigen, hieß es kritisch.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) verteidigte in der Sitzung die Verlängerung der Pandemie-Notlage als „reine Vorsichtsmaßnahme“. Neben Schäuble argumentierten unter anderem auch Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU), seine Stellvertreter Stephan Stracke (CSU) und Katja Leikert (CDU) sowie der Justiziar der Fraktion, Michael Frieser (CSU), für einen entsprechenden Antrag von Union und SPD, der an diesem Mittwoch im Bundestag verabschiedet werden soll.

Die festgestellte Lage gibt dem Bund das Recht, direkt ohne Zustimmung des Bundesrates Verordnungen zu erlassen, etwa zu Tests, Impfungen, zum Arbeitsschutz oder zur Einreise. Zudem beziehen sich konkrete Maßnahmen wie Maskenpflicht oder Kontaktbeschränkungen, die die Länder festlegen können, laut Infektionsschutzgesetz auf die Feststellung der „epidemischen Lage“.

Die Voraussetzungen für eine Verlängerung seien weiterhin gegeben, heißt es in der Begründung des Koalitionsantrags. In Deutschland stiegen die Corona-Infektionszahlen in allen Bundesländern wieder an. Der Anstieg umfasse dabei alle Indikatoren: die Neuinfektionen, den R-Wert, der angibt, wie viele andere Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt, die Quote der positiven PCR-Tests, die Sieben-Tage-Inzidenz, die Hospitalisierungen und die notwendigen Behandlungen auf den Intensivstationen.

Auch FDP und Grüne sehen Verlängerung kritisch

Das Robert Koch-Institut (RKI) schätze zudem die Gefährdung für die Gesundheit der nicht oder nicht vollständig geimpften Bevölkerung weiterhin insgesamt als hoch ein, für vollständig Geimpfte werde die Gefährdung als moderat angesehen.

Aus der Opposition kam vor der Abstimmung im Bundestag Kritik an der beantragten Verlängerung. „Die Bundesregierung hat uns auf unsere Nachfrage nicht einmal ansatzweise überzeugend darlegen können, dass eine Überlastung des Gesundheitssystems absehbar droht“, sagte der FDP-Parteivize Wolfgang Kubicki dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Dies sei aber die zwingende rechtliche Voraussetzung für die Verlängerung dieser Notlage. „Dass breitflächige Grundrechtseinschränkungen und Verordnungsermächtigungen mit einer Ausnahmesituation begründet werden, die gar nicht mehr vorhanden ist, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verfassungsrechtlich nicht haltbar.“

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte dem RND, eine unveränderte Verlängerung der „epidemischen Lage“ halte sie für falsch. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei, wir müssen weiterhin vorsichtig sein.“ Dennoch sei durch die Impfstoffe die Lage eine andere als noch im Winter.

„Wir brauchen jetzt eine Regelung, die für die neue Situation passt und der Zahl der Geimpften Rechnung trägt, kein Weiter-so“, betonte die Grünen-Politikerin. Es müssten die Voraussetzungen geschaffen werden „für eine rechtssichere befristete Fortführung bestimmter, auf die aktuelle Covid-19-Situation zugeschnittener Maßnahmen wie Masken, AHA-Regeln und Tests“.

Scharfe Kritik kam auch vom Verband „Die Familienunternehmer“. „Die Perpetuierung des gesetzlichen Notstands mit massiven staatlichen Eingriffsbefugnissen ist nicht gerechtfertigt und zeugt davon, dass die Bundesregierung ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat“, sagte Verbandspräsident Reinhold von Eben-Worlée. „Die Erkenntnis, dass die Inzidenz angesichts des Impffortschritts allein keinen Aussagewert mehr hat, ist seit Wochen mit Blick auf das Ausland bekannt.“

Von der Bundesregierung sei aber keine „präzise Systematik von Indikatoren“ präsentiert worden, anhand derer politische Verantwortliche, Bürger und Unternehmer zum Beispiel in der Event- und Messebranche planen können. „Auch wurde der Sommer nicht genutzt, um die pandemiebedingten finanziellen Zuweisungen vom Bund an die Länder auf ein solides rechtliches Fundament außerhalb einer gesetzlichen Notlage zu stellen“, bemängelte Eben-Worlée.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder hatten den Bundestag gebeten „zu erwägen“, die epidemische Lage über den 11. September hinaus zu verlängern.

Der Bundestag hatte zuletzt am 11. Juni festgestellt, dass die Sonderlage wegen der Corona-Pandemie fortbesteht. Damals stimmten die Fraktionen von AfD, FDP und Linkspartei dagegen. Die große Mehrheit der Regierungsfraktionen stimmte zu, auch ein Großteil der Grünen votierte trotz Kritik mit Ja.

Mehr: Behördenchaos bei den Luftfiltern: „Stoßlüften wird auch im Winter das A und O bleiben“

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1 Kommentar zu "Corona-Regeln: Widerstand in der Union gegen Verlängerung der „epidemischen Lage“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Hier wird die Verfassung ausser Kraft gesetzt.
    Die Bundesländer haben aus einem parteipolitischen Untertänigkeitsverhalten heraus ihrer eigenen Abschaffung zugstimmt.
    Angesichts der Tatsache, dass die Grund- und Menschenrechte immer weiter abnehmen, wird das nur der Anfang vom weiteren Ausbau zentralstaaticher Strukturen führen.

    Was hat die Groko der EU eigentlich auf ihr Vertragsverletztungsverfahren geantwortet, mit dem die EU alle Verfassungen der Nationalstaaten selbst im Falle von Verletzungen von Grund- und Menschenrechte außer Kraft setzen will? Bis zum 8.8.21 musste die Groko antworten.

    Was berichen eigentlich die Medien darüber? Nichts? Die 4. Säule der Demokratie ist wieder ein Totalausfall

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