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Corona-Zahlen Wie viele Intensivbetten aktuell frei sind und was die Hospitalisierungsrate bedeutet

Neben der Sieben-Tages-Inzidenz ist in der vierten Corona-Welle auch die Hospitalisierungsrate wichtig. Eine Einordnung der Zahlen.
18.11.2021 - 15:41 Uhr Kommentieren
Hospitalisierungsrate Corona: Wie viele Betten können belegt werden?
Notaufnahme in Straubingen

Die Zahl der freien Intensivbetten wird immer kleiner.

Düsseldorf Wegen der immer höheren Infektionszahlen in Deutschland werden weitere Alltagsbeschränkungen wahrscheinlicher. Das Robert Koch-Institut (RKI) rief alle Bürgerinnen und Bürger auf, ihre Kontakte zu reduzieren.

Einschränkungen sind nach Einschätzung von RKI-Präsident Lothar Wieler auch bei Partys und Großveranstaltungen nötig, vor allem in Innenräumen. Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) forderte vor Bund-Länder-Beratungen ein schnelles Gegensteuern.

Spahn sprach sich für das Prinzip 2G plus bei öffentlichen Veranstaltungen aus – also Zugang nur für Geimpfte und Genesene, die zusätzlich einen aktuellen Test vorweisen müssen. Seit Samstag sind Corona-Schnelltests wieder kostenlos.

RKI-Präsident Wieler warnte: „Es ist fünf nach zwölf.“ In etlichen Landkreisen gebe es so viele Neuinfektionen, dass Kliniken und besonders die Intensivstationen an der Kapazitätsgrenze seien. Dies werde ohne zusätzliche Maßnahmen überall eintreten.

„Die vierte Welle trifft uns jetzt mit voller Wucht.“ Aber was bedeutet das genau? Wie viele Intensivbetten gibt es? Und wieso sind die Sieben-Tages-Inzidenzen noch wichtig? Ein Überblick.

Ab welcher Hospitalisierungsrate ist das Gesundheitssystem überlastet?

Das ist schwer zu sagen. Aktuell liegt die Hospitalisierungsrate bei 5,3. Vor zwei Wochen lag sie noch bei 3,0. Das bedeutet, dass innerhalb von sieben Tagen von 100.000 Menschen 5,3 Menschen wegen Corona im Krankenhaus aufgenommen wurden. Einen deutschlandweiten Schwellenwert gab es lange nicht. Zu unterschiedlich seien die regionalen Unterschiede, hieß es bei der Debatte um den neuen Messwert. Der bisherige Höchstwert lag an Weihnachten 2020 bei 15,5.

Nun planen Bund und Länder laut einem neuen Beschlussentwurf zentrale Corona-Maßnahmen von Schwellenwerten der Hospitalisierungsrate abhängig zu machen, berichtet Handelsblatt-Korrespondent Jürgen Klöckner.

Ab einem Hospitalisierungswert von 3 sollen in einem Bundesland Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte (2G) für Einrichtungen, Geschäfte, Veranstaltungen und Restaurants gelten.

Bei einem Wert von 6 soll die 2G-Plus-Regel gelten, bei der auch Geimpfte und Genesene einen tagesaktuellen negativen Test benötigen.

Ab einem Wert von 9 können die Länder weitergehende Corona-Maßnahmen beschließen, etwa Kontaktbeschränkungen, die Absage von Großveranstaltungen wie Weihnachtsmärkte und das Schließen von Clubs.

Derzeit befürchten Mediziner eine Verdopplung der Corona-Patientenzahlen auf Intensivstationen. Schon jetzt müssten fast 3400 Fällen Corona-Patientinnen und -Patienten auf den Intensivstationen versorgt werden.

In den kommenden Wochen werde sich die Zahl voraussichtlich fast verdoppeln, wenn die Neuinfektionen weiter so steigen wie bisher. Deswegen sind die Sieben-Tage-Inzidenzen auch weiterhin eine wichtige Kenngröße. Je höher die Zahl der Fälle, desto mehr Menschen erkranken und müssen womöglich auch im Krankenhaus behandelt werden.

Dabei liegt der Fokus auf den Intensivbetten, weil die dortige Versorgung über Tod oder Leben entscheidet. Die regionalen Unterschiede bei der Anzahl der freien Betten sind immens. Während in Berlin, Bayern und Hessen der Anteil unter zehn Prozent liegt, sind in Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein um die 17 Prozent der Intensivbetten frei. Eine Karte, die diesbezüglich einen Überblick gibt, finden Sie hier.

Wie viele Intensivbetten gibt es in Deutschland?

Laut RKI-Bericht und Divi-Register für Intensivbetten gibt es in Deutschland insgesamt 22.113 Intensivbetten. Davon sind derzeit 19.804 belegt. Divi steht für Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi).

Wichtig ist, dass nicht nur Corona-Patienten diese Betten benötigen, sondern auch Patienten mit anderen schweren Krankheiten beziehungsweise wenn sie nach Unfällen oder auch nach einer komplizierten Operation versorgt werden müssen.

Außerdem haben immer mehr Krankenhäuser Personalmangel angemeldet. Laut dem Divi-Register waren es seit Oktober 2020 bis Januar 55 Prozent. Damit fällt ein Anteil der Intensivbereiche durch fehlende Pflegekräfte aus. Es gibt also Betten, aber immer weniger Fachkräfte, die sie betreuen können.

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Pflegekräfte erkranken selbst an Corona und fallen aus, oder sie suchen sich schlicht eine andere Arbeitsstelle. Der Pflegesektor stand bereits vor der Pandemie massiv unter Druck. Schon vorher war die Bezahlung gering, es mussten viele Überstunden gemacht werden und es gab zu wenig Pflegekräfte auf zu viele Patienten. Das hat die Situation während der Pandemie noch verschlimmert. Aufgrund dieser Umstände geben viele ihren Beruf auf. So haben beispielsweise vergangenes Jahr zwischen Anfang April und Ende Juli 9000 Beschäftige den Pflegeberuf verlassen, das meldete der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe.

Wie viele Intensivbetten sind von Coronapatienten belegt?

Derzeit sind laut RKI elf Prozent der Intensivbetten von Corona-Patienten belegt. Die übrigen belegten Betten benötigen andere Patienten.

Wie hoch ist der Anteil Geimpfter und Ungeimpfter auf der Intensivstation?

Eine genaue Zahl ist aufgrund der dynamischen Lage schwer auszumachen und wird auch seitens des RKIs mit Vorsicht herausgegeben. Doch eine Annäherung ist möglich. Laut aktuellen Coronazahlen gibt es seit Beginn der Pandemie in Deutschland 97.389 Todesfälle. Da es aber erst seit Dezember 2020 einen Impfstoff gibt, der frühestens nach acht Wochen voll wirkt, werden erst seit der fünften Kalenderwoche, also Februar 2021, mögliche Impfdurchbrüche dokumentiert.

Impfdurchbrüche sind Fälle, in denen Menschen trotz Corona-Impfung im Krankenhaus behandelt werden müssen. Die Zahl der hospitalisierten Corona-Fälle insgesamt, also aller Menschen, die wegen Corona ins Krankenhaus müssen, liegt seit Februar 2021 bei 142.094 (Stand 12. November 2021). Davon waren laut Analyse des RKI nahezu 67.000 geimpft. Hier ist wichtig zu erwähnen, dass es sich dabei um Menschen handelt, die wegen Corona im Krankenhaus auf einer normalen Station oder Intensivstation waren. Die Daten lassen die Unterscheidung nicht zu.

Die Daten zeigen aber, dass von diesen 67.000 Geimpften fast 1200 Menschen gestorben sind. Das bedeutet umgekehrt, dass die restlichen Verstorbenen nicht geimpft waren. Seit der fünften Kalenderwoche 2021 sind laut Meldedaten insgesamt 26.395 Corona-Patienten gestorben. Folglich waren unter den Todesfällen 95,5 Prozente ungeimpfte Patienten.

Was ist eine Triage?

Der Begriff Triage wird in der Pandemie immer wieder missverstanden: Damit kann eine Priorisierung der Behandlung nach der Schwere von Erkrankungen und Verletzungen gemeint sein. Im Extremfall bedeutet Triage aber auch eine Entscheidung über Leben und Tod, bei der Patienten, für die wenig Aussicht auf Rettung besteht, erst gar nicht behandelt werden, weil die notwendigen Ressourcen fehlen.

Solche Fälle gab es in Deutschland bisher nicht, weil bis jetzt alle Patienten auf umliegende Krankenhäuser verteilt werden konnten. Doch die Belastung der Kliniken nimmt stark zu und damit kommt die Warnung und Angst vor einer Triage immer näher.

Kann es zu einer Triage kommen?

Ein renommierter Intensivmediziner fürchtet mit Blick auf überlastete Intensivstationen bald eine Art Auslese der Patienten. Stefan Kluge, Präsidiumsmitglied der Intensivmedizinervereinigung Divi, warnte bei einem Gespräch mit RTL davor, dass die Krankenhäuser vielleicht schon bald nicht mehr alle Intensivpatienten aufnehmen können. Schließlich müssten Schlaganfallpatienten, Herzinfarkte, Unfallopfer und auch Tumor-Operationen bei Krebspatienten auch versorgt werden.

„Ich habe insofern große Sorge davor, dass wir in eine Art latente Triage reinkommen. Dass wir dann wirklich genau schauen, wen können wir dann noch in welches Krankenhaus verlegen und wen können wir aufnehmen“, sagte Kluge, der Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist.

Mit Agenturmaterial.

Mehr: Vierte Coronawelle erreicht Nordeuropa - Auch in den nordischen Ländern steigen die Infektionszahlen wieder.

  • aiv
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