Coronakrise Enzo Weber: „Wir müssen auch für neue Jobs sorgen“

Der Professor leitet beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) den Forschungsbereich Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen.
Enzo Weber leitet beim Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), der Denkfabrik der Bundesagentur für Arbeit (BA), den Forschungsbereich Prognosen und gesamtwirtschaftliche Analysen. Der Professor ist zudem Inhaber des Lehrstuhls für Empirische Wirtschaftsforschung, insbesondere Makroökonometrie und Arbeitsmarkt, an der Universität Regensburg.
Herr Weber, alle Welt redet über Kurzarbeit und Entlassungen, und Sie schlagen vor, dass der Staat bis zum Jahresende die Sozialabgaben für neu geschaffene Jobs übernehmen soll. Wie passt das zusammen?
Die Regierung setzt derzeit alles daran, bestehende Jobs zu retten – mit Kurzarbeit, Hilfen für Kleinunternehmer und anderem. Das ist völlig richtig. Aber wir müssen auch dafür sorgen, dass neue Arbeitsplätze entstehen. Schon damit diejenigen, die jetzt in der Krise ihren Job verlieren, nicht lange arbeitslos bleiben. Der Arbeitsmarkt bricht nicht nur ein, wenn Beschäftigte entlassen werden, sondern auch, wenn Neueinstellungen ausbleiben.
Warum setzen Sie mit Ihrem Vorschlag bei den Sozialbeiträgen an?
Anders als bei einer Minderung der Lohnsteuer, die ja progressiv ausfällt, werden so auch Jobs mit eher niedrigem Einkommen wirksam gefördert. Das Modell ist wesentlich zielgenauer und effektiver, als nach dem Ende der Coronakrise zur Ankurbelung der Konjunktur einfach nur die Staatsausgaben hochzuschrauben. Der Sozialversicherung sollten die Einnahmeausfälle durch den Bund erstattet werden.
Der Staat gibt jetzt schon unvorstellbare Summen aus. Was würde die Förderung neuer Arbeitsplätze kosten?
Wenn der Staat für einen Zeitraum von Mai bis Ende Dezember die Sozialabgaben für neue Jobs, die mindestens sechs Monate Bestand haben, übernimmt, würde das nach unseren Berechnungen knapp zwölf Milliarden Euro kosten. Die sind aber sehr gut angelegt.
Wer denkt in der Krise denn an neue Jobs?
Der Großteil der Wirtschaft arbeitet, und der Shutdown wird nicht ewig anhalten. Und wer hätte – nach dieser Logik – in der Weltfinanzkrise einstellen sollen? Aber auch im Rezessionsjahr 2009 sind noch Millionen neue Jobs geschaffen worden.
Mehr: Was die Coronakrise für den Arbeitsmarkt in Deutschland bedeutet, lesen Sie hier.
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