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Coronakrise Handel bringt Konsumgutscheine von 500 Euro pro Einwohner ins Spiel

Um die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie abzumildern, fordern Handel und Experten spezielle Hilfen. Auch die Kommunen sehen Handlungsbedarf.
29.03.2021 - 07:00 Uhr 7 Kommentare
Fußgängerzone in Köln: Wegen des Corona-Lockdowns sind viele Geschäfte geschlossen. Quelle: dpa
Einkaufsmeile

Fußgängerzone in Köln: Wegen des Corona-Lockdowns sind viele Geschäfte geschlossen.

(Foto: dpa)

Berlin Mit Blick auf die Folgen der Corona-Pandemie werden Forderungen nach zusätzlichen Hilfen laut. Der Düsseldorfer Wirtschaftsprofessor Jens Südekum etwa schlägt zur Abfederung der Krise Direktüberweisungen für Corona-geschädigte EU-Bürger vor, der Handelsverband HDE plädiert dafür, an jeden Bürger in Deutschland einen Konsumgutschein auszugeben.

Dahinter steht der Gedanke, für die Zeit gewappnet zu sein, wenn die Corona-Lage ein Herauffahren des öffentlichen Lebens wieder zulässt. Wann dies der Fall sein wird, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Momentan gelten die Beschränkungen weiter – trotz der Rücknahme des geplanten Oster-Lockdowns durch Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Bund und Länder stehen vor der Herausforderung, gegen ansteckendere Varianten des Coronavirus zu kämpfen und gleichzeitig den Schaden für die Wirtschaft möglichst klein zu halten. Viele Firmenlenker sind frustriert, ihnen fehlt vor allem eine Öffnungsperspektive für die Zeit nach dem Lockdown. Es kursieren aber schon Vorschläge, mit welchen zusätzlichen Instrumenten die Binnenkonjunktur dann wieder angekurbelt werden könnte.

Er sehe die Pauschalzahlung in den USA von 1400 Dollar für alle US-Bürger zwar skeptisch, sagte der Ökonom Südekum dem Handelsblatt. „Aber wir könnten es besser machen und jedem europäischen Bürger, der nachweislich hart von der Krise getroffen wurde, dafür 5000 Euro auszahlen.“ Die Direkthilfen in den USA sind Bestandteil des von Präsident Joe Biden vorgeschlagenen riesigen Konjunkturpakets im Umfang von rund 1,9 Billionen Dollar (rund 1,6 Billionen Euro).

Der Handelsverband HDE plädiert für Einkaufsgutscheine, um die Wirtschaft nach der Krise wieder anzukurbeln. „Ein zusätzliches Einkommen von 500 Euro je Einwohner würde einen Nachfrageimpuls von bis zu 40 Milliarden Euro bedeuten“, sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth dem Handelsblatt.

„Die Ausgabe dieser Konsumgutscheine macht aus unserer Sicht dann Sinn, wenn die Pandemie wieder besser unter Kontrolle ist und die Menschen wieder Lust auf einen entspannten Einkaufsbummel haben.“ Bürger und Unternehmen bräuchten dann ein „schnelles und klares Aufbruchssignal“ für die Zeit nach der Krise.

„Deutliches Signal für Neubeginn nach der Coronakrise“

Nach Genths Vorstellung dürfe das zusätzliche Einkommen nicht mit anderen Transfers verrechnet werden. Aufgrund der unterschiedlichen Verhältnisse der Haushalte schlug er für die Auszahlung ein „mehrgleisiges Vorgehen“ vor. Arbeitnehmer könnten das Geld über die Lohnabrechnung erhalten. Über die Anzahl der Kinderfreibeträge könnten auch Minderjährige erfasst werden. „Die Finanzämter würden dann eine Erstattung an die Arbeitgeber vornehmen“, so Genth.

Für Rentner wäre eine Auszahlung über die Rentenkasse am einfachsten, schätzt der HDE-Hauptgeschäftsführer. Transferempfänger wiederum ließen sich über die Arbeitsämter erreichen. „Hier ist über das anzurechnende Kindergeld auch die Anzahl der Minderjährigen bekannt“, erklärte Genth. Freiberufler, Selbstständige, andere Unternehmer und sonstige Personen könnten ein ähnliches Antrags- und Auszahlungsverfahren nutzen, wie es für die Soforthilfen an Soloselbstständige entwickelt worden sei.

Eine Einzelfallprüfung auf Bedürftigkeit vor der Auszahlung der Konsumgutscheine lehnt Genth als zu bürokratisch ab. „Es geht um ein großes und deutliches Signal für einen Neubeginn nach der Coronakrise“, sagte er. „Gewisse Unschärfen müssen dabei wohl oder übel in Kauf genommen werden.“

Der Städte- und Gemeindebund hält indes wenig von Konsumgutscheinen. Das sei „sicher keine langfristige Lösung und könnte vielmehr zu einem Strohfeuereffekt führen“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem Handelsblatt. Es müsse stattdessen gelingen, die Innenstadtzentren wieder dauerhaft attraktiv zu machen und den Bürgerinnen und Bürgern ein gutes Einkaufserlebnis zu ermöglichen. „Durch eine solche nachhaltige Strategie ist auch den Geschäften und Gastronomiebetrieben mehr geholfen als durch kurzfristige Instrumente.“

Kommunen wollen mehr verkaufsoffene Sonntage

Außerdem schlägt Landsberg mehr verkaufsoffene Sonntage vor. „Wegen der Konkurrenz zum Onlinehandel, der 24 Stunden am Tag sieben Tage die Woche geöffnet ist, plädieren wir dafür, die Ladenöffnungszeiten flexibler zu gestalten“, sagte er. Dazu gehörten „in einem gewissen Umfang“ auch zusätzliche verkaufsoffene Sonntage. „Wir verstehen die Einwände der Gewerkschaften und der Kirchen, aber wenn am Ende der Einzelhandel in den Städten stirbt, ist niemandem geholfen.“

Der Städtebundchef sieht viele Einzelhändler angesichts des Dauer-Lockdowns und der damit verbundenen Geschäftsschließungen „vor einer existenziellen Krise“. „Die Kommunen müssen daher in die Lage versetzt werden, die Innenstädte und Ortskerne zu erhalten, weiterzuentwickeln und dem Handel und den Bürgerinnen und Bürgern so ein attraktives Umfeld zu bieten“, sagte Landsberg.

Der Städte- und Gemeindebund bekräftigte seine Forderung nach einem Innenstadt- und Ortskernfonds. „Dieser Fonds sollte mehrere Milliarden Euro umfassen“, sagte Landsberg. Für die Finanzierung will der Städtebund die großen Onlinehändler mit einer neuen Abgabe zur Kasse bitten.

Zur Begründung wies Landsberg darauf hin, dass Onlinehändler die Infrastruktur der Städte nutzten, aber regelmäßig keinerlei Steuern, Beiträge und Abgaben zahlten. „Soweit der stationäre Handel ebenfalls online tätig ist, was wir ja fordern und fördern, kann in diesem Bereich die entsprechende Abgabe mit der Gewerbesteuer verrechnet werden“, sagte Landsberg.

Mehr: RKI-Chef Wieler: „Die dritte Welle ist die schlimmste“

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7 Kommentare zu "Coronakrise: Handel bringt Konsumgutscheine von 500 Euro pro Einwohner ins Spiel"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Herr Wahl: Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich, aber nicht bei dem was sie zum
    Allgemeinwohl beitragen und nicht bei dem was sie bekommen, auch wenn sie garnichts
    beitragen. Das sieht man auch beim Einkommen von Herrn Schroeder und unserem
    Bundespraesidenten - ist nicht gleich. Hartz 4 ist bisher die beste gefundene Loesung
    fuer Sozialprobleme, wobei einige Nutzniesser es nicht verdienen.

  • Das " Deutsche System " war schon vor Corona krank und wird seitdem immer noch kränker. Wie wurde mal gesungen: " Wer soll das bezahlen, wer hat soviel Pinkepinke wer hat soviel Geld " und das für groben Unfug! Was nützt es da wenn die Menschen Zeug kaufen was sie weder wollen, noch brauchen? Zielgerichtete Hilfe sieht anders aus. Aber bei Gießkanne muss man nicht soviel nachdenken. Zudem vieles noch unscharf ist wie z.B. pro Bürger, pro Einwohner, usw....in Deutschland, Europa...usw....wer ist das alles und wer nicht? Wie groß wird der Bogen geschlagen?

  • DER EINE dieser ehmaligen Hartz 4 Architekten ist der Herr BUNDESPRÄSIDENT, er verdient FÜNSTELLIG im
    Monat und muss sich keine Sorgen machen, gut, er verbeugt sich mehrmals im Monat, hochbezahlt versteht
    sich. DER ANDERE ist Voorstandsvorsitzender bei GAZPROM und verdient 7-stellig. also über 1 Million,im Jahr.
    für ihr Produkt HARTZ IV interessieren beide sich überhaupt nicht, noch Fragen ????

  • Mir war nicht bekannt, dass wir so viele Sozialisten in der Wirtschaft haben. Naja, wenn es andere bezahlen und einem selber hilft, wird wohl der strengste Kapitalist zum Sozialisten.
    Die Sparquote erreicht neue Höchststände. Die Rechnung in Folge von Steuererhöhungen wird demnächst präsentiert. Zeit für Geschenke ist nicht.

  • Geld mit der Giesskanne? Auf keinen Fall! Haben die Hartz 4 Bezieher kleinere Einnahmen
    oder groessere Ausgaben? Wir muessen den Betrieben helfen, denen die Einnahmen
    weggebrochen sind. Dazu zaehlt auch eine Minderung von Mieten. Kreditrahmen fuer
    lebensfaehige Betriebe. Zuschuesse fuer Kleinunternehmen, aber auf keinen Fall € 500
    fuer alle.

  • @Herr Peter Michael
    volle Zustimmung - wenn Corona wirklich eine Pandemie wäre, dann wären auch Notfall Maßnahmen, die helfen, nötig:
    - Freigabe der Patente von BioNtech, damit der Impfstoff weltweit nachgebaut werden kann
    - Impfen massiv beschleunigen auch Sputnik V
    - Testen was das Zeug hält
    - Normalisierung des Alltaglebens für Getestete und Geimpfte mit Digitalisierung

  • Der Artikel beschreibt eine Scheindebatte und Herumlaborieren an Symptomen.

    Nur Fakten sollten als Basis von Entscheidungen herangezogen werden:

    wieviel Infizierte mit Symptomen gibt es - wieviel Verstorbene DURCH Corona sind zu beklagen - Zusammenhang zwischen Anzahl der Tests zu den positiv Getesteten

    (...)

    (...) Beitrag von der Redaktion editiert. Unterstellungen oder Verdächtigungen ohne Bezug oder glaubwürdige Argument, die durch keine Quelle gestützt werden, sind nicht erwünscht.

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