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Coronavirus Acatech: „Der Bund muss die Krise mindestens ein Jahr gezielt managen“

Milliarden für die Wirtschaft seien nicht genug, sagt die Akademie für Technikwissenschaften. Hightech-Startups drohen Pleitewelle und Ausverkauf ans Ausland.
27.03.2020 - 18:21 Uhr Kommentieren
In der Medizin seien nicht nur Intensivbetten und technische Ausrüstung entscheidend, so Agatech. Es brauche auch schnell eine Logistik, die eine regionale Verteilung der Infizierten ermöglicht. Quelle: dpa
Coronavirus - Testauswertung im Labor

In der Medizin seien nicht nur Intensivbetten und technische Ausrüstung entscheidend, so Agatech. Es brauche auch schnell eine Logistik, die eine regionale Verteilung der Infizierten ermöglicht.

(Foto: dpa)

Berlin Der gigantische Nachtragshaushalt über 122 Milliarden Euro ist gut, reicht aber nicht – „die Hilfen müssen auch schnell und zielgerichtet ankommen“, warnt die Nationale Akademie für Technikwissenschaften Acatech in einer Empfehlung für die Bundesregierung. Um das zu organisieren müsse Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) „mindestens für den Zeitraum der kommenden ein bis eineinhalb Jahre einen Krisen- und Expertenstab einrichten“.

Dieser müsse ein Monitoring der Umsetzung der wirtschaftspolitischen Maßnahmen organisieren und zeitnah Empfehlungen zur Nachsteuerung geben, schreibt die hochrangige Acatech-Expertengruppe unter Leitung von RWI-Chef Christoph M. Schmidt und Reinhard Hüttl, Chef des Deutschen Geoforschungszentrums. Es gelte, „eine Vollbremsung der Volkswirtschaft unbedingt zu vermeiden“ und zugleich „aus der Not eine Tugend zu machen und in Qualitätssprünge zu investieren“.

Zugleich warnen die Autoren die handelnden Politiker vor Selbstüberschätzung und der Versuchung, sich als kundige Macher zu stilisieren: „Wir müssen uns eingestehen, dass wir kaum Erfahrung mit dem gezielten Herunter- und wieder Herauffahren unserer hochgradig arbeitsteiligen und vernetzten Wirtschaft haben“, sagt Schmidt.

Die unermessliche Zahl wechselseitiger Abhängigkeiten der Entwicklungen „mache Simulationen und Prognosen praktisch unmöglich“. Auch fehlten Erkenntnisse über mögliche Kipp-Punkte, ab denen ein geregeltes Hochfahren der Wirtschaft unter Umständen schwer fällt. „Krisenmanagement muss sich deshalb als ein lernendes System begreifen.“

In der Medizin, die aktuell die Hauptlast der Krise trägt, seien nicht nur Intensivbetten und technische Ausrüstung entscheidend. Daneben brauche es schnell eine Logistik, die aufgrund von detaillierten Daten die regionale Verteilung der Infizierten ermöglicht.

RKI: Geringe Digitalisierung erschwert Virus-Bekämpfung

Zentral seien nun auch Remote-Technologien wie etwa die Telemedizin zur Unterstützung der Intensivmedizin. Auch das RKI hatte bemängelt, dass die noch nicht sehr weit entwickelte Digitalisierung in der Medizin die Bekämpfung des Virus erschwert. Helfen soll ein neues, vom Bund finanziertes Netzwerk der Uni-Kliniken, das Daten, aber auch neues Wissen zur Behandlung der Covid-19-Kranken schnell verbreitet. 

Wirtschaftlich gehe es nicht nur um die Stabilisierung der versorgungsrelevanten Branchen wie Lebensmittelproduktion, Energie und Telekommunikation, mahnt Acatech. Essentiell sei daneben „das frühzeitige Stimulieren der Wirtschaft für die 'Zeit nach Corona, um die Volkswirtschaft rechtzeitig aus dem Krisenmodus wieder in einen nachhaltigen Wachstumsmodus zu bringen. Dafür müsse  Deutschland gerade jetzt an innovationspolitischen Zukunftsprojekten festhalten, fordern die Autoren. 

Eine gezielte Unterstützung fordert Acatech für Startsups, denn diese seien „besonders anfällig für Liquiditätsengpässe und würden längere Durststrecken nicht überleben“. Da sie im herkömmlichen Sinne oft nicht „kreditwürdig“ sind, sei ihnen auch mit KfW-Krediten nicht gedient.

„Eine Pleitewelle und ein Ausverkauf von Hightech-Startups ins Ausland würden dem Gesundheitssystem und der deutschen Volkswirtschaft insgesamt großen Schaden zufügen“, mahnen die Autoren, der Verlust von Talenten, Know-how, Innovationen und Transformationskraft wäre kaum aufzuholen wäre. Die Bundesregierung sollte daher den vom Bundesverband der Startups geforderten „Schutzschirm“ aufspannen. 

Schließlich gelte es, für den Weg aus der Krise in eine neue Wachstumsphase „aus der Not eine Tugend zu machen und in Qualitätssprünge zu investieren – zum Beispiel beim E-Learning oder der technischen Ausstattung für mobiles Arbeiten“. Beschäftige, die im Homeoffice nicht ausgelastet seien, müssten die Zeit für Weiterbildung nutzen können.

Ein gutes Beispiel sei die Telekom, die hier kurzfristig alle Möglichkeiten nutze und Zugänge zu online-Lernangeboten wie Percipio oder Coursera freigeschaltet habe. Die Produktivitätsschübe, die solche Investitionen auslösten, „wirken weit über die gegenwärtige Krisenwirtschaft hinaus“, heißt es in der Acatch-Empfehlung. 

Mehr: So steht es um die Überlebenschancen deutscher Start-ups in der Coronakrise: Dataguard hat trotz Krise über 20 Millionen US-Dollar eingesammelt. Für andere Start-ups wird es eng.

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