Digitalisierung an Schulen Lehrer haben große Not mit dem digitalen Lernen

Jeder zweite Lehrer würde gern öfter digitale Medien einsetzen, scheitert aber vor allem an der Ausstattung.
Berlin Noch ist der Digitalpakt für die Schulen nicht an den Start gegangen – von der übergroßen Mehrheit der Lehrer wird er bereits sehnlichst erwartet: 93 Prozent denken allerdings, dass die fünf Milliarden über fünf Jahre nicht ausreichen, um die Schulen fit für das digitale Zeitalter zu machen. Das zeigt eine repräsentative Befragung von 501 Lehrern durch den Branchenverband Bitcom.
Der Einsatz von IT im Unterricht ist aktuell äußerst mager: Es gibt zwar an mehr als 80 Prozent der Schulen bereits Beamer, Notebooks oder PCs – „allerdings fast ausschließlich als Einzelgeräte oder in speziellen Fachräumen“, moniert Bitcom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Dabei sollten sie in allen Unterrichtsräumen Standard sein.“
Insgesamt gibt es in Deutschland rund zehn Millionen Schüler an 40.000 Schulen – die fünf Milliarden Euro seien da nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“, sagen Praktiker.
Lehrer fühlen sich allein gelassen
Jeder zweite Lehrer würde gern öfter digitale Medien einsetzen, scheitert aber vor allem an der Ausstattung, ergab die Umfrage. Ein gutes Drittel hat zudem Sorge, dass die Geräte im Unterricht versagen. Viele fühlen sich allein gelassen: Drei Viertel beklagen, es fehle jemand, der sich um die Technik kümmere und bei Problemen schnell Abhilfe schaffe.
Das einzige Gerät, das nahezu flächendeckend vorhanden ist, wird nicht genutzt: Das Handy spielt im Unterricht fast keine Rolle. Neun von zehn Lehrern nutzen es nie, 8 Prozent lediglich in Ausnahmefällen.
„Anstatt Smartphone-Verbote zu erlassen, sollte man darüber nachdenken, wie diese Geräte aktiv und produktiv in den Unterricht eingebunden werden können“, sagt Rohleder. Es gibt unter den Lehrern allerdings auch hart gesottene generelle Digitalisierungsgegner: 13 Prozent lehnen den Digitalpakt, den ihre Kultusminister mit dem Bund ausgehandelt haben, grundsätzlich ab.
Die Gruppe der Skeptiker ist allerdings noch viel größer und zeigt die immense Unsicherheit vieler Pädagogen: Die allermeisten (87 Prozent) fürchten um die Schreibfähigkeiten ihrer Schüler, um die es nach den Pisa-Ergebnissen ohnehin nicht gut bestellt ist.
Digitalisierung als Motivator
Drei Viertel monieren, diese würden verleitet, Informationen aus dem Internet zu kopieren. Und immerhin 57 Prozent fürchten, konzentriertes Lernen werde gestört. Die große Mehrheit erwartet allerdings durchaus große Segnungen: Digitalisierung könne helfen, Schüler zu motivieren und Wissen anschaulicher zu vermitteln, sind sie überzeugt.
Und immerhin gut die Hälfte meint, der Nachwuchs werde durch digitale Geräte in der Schule besser auf Arbeit und Leben vorbereitet – oder dass Lehrer mithilfe der Technik individueller auf die Schüler eingehen könnten. Enorm groß ist der Wunsch nach Weiterbildung – 85 Prozent wünschen sich Nachhilfe für den Einsatz digitaler Medien, drei Viertel fordern eine deutliche Verbesserung des Lehramtsstudium in diesem Feld.
Acht von zehn Lehrer sind sogar der Ansicht, dass regelmäßige Fortbildungen zu digitalen Themen und Methoden „verpflichtend“ sein sollten.
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