DIHK-Präsident Eric Schweitzer „Die Stimmung zur Energiewende kippt“

Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages kritisiert die steigenden Energiekosten.
Berlin Die Wirtschaft betrachtet die Energiewende zunehmend skeptisch. Das belegt das „Energiewende-Barometer“ des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), das dem Handelsblatt vorliegt. Über alle Branchen, Unternehmensgrößen und Regionen hinweg sehen die Unternehmen in der Energiewende mehr Risiken als Chancen. Erstmals seit 2014 hat sich die Bewertung der Energiewende durch die Unternehmen gegenüber dem Vorjahr verschlechtert.
„Die Stimmung zur Energiewende ist gekippt“, sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer dem Handelsblatt. „Die Akzeptanz schwindet vor allem wegen steigender Energiekosten, nicht nur bei Öl und Gas. Rund 40 Prozent der Unternehmen berichten 2018 von steigenden Strompreisen“, sagte Schweitzer.
Die Hauptlast der Energiewende trage der Mittelstand. In keinem EU-Land seien die Strompreise für mittelständische Industriebetriebe höher als in Deutschland. Die Entwicklung betreffe nicht nur energieintensive Unternehmen. Sie behindere Investitionen und die Neuansiedlung von Unternehmen, kritisierte er.
Das Energiewende-Barometer basiert auf 2 167 Antworten auf eine Befragung von Unternehmen quer durch alle Branchen und Regionen in Deutschland.
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Die befragten Unternehmen empfehlen der Politik, für einen schnelleren Ausbau der Stromnetze zu sorgen, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und Steuern und Abgaben auf den Strompreis zu reduzieren. Tatsächlich hat die Bundesregierung zwei von drei dieser Punkte in Angriff genommen: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat eine Initiative zur Beschleunigung des Netzausbaus gestartet, die auch die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren beinhaltet.
Eine spürbare Senkung von Steuern und Abgaben zeichnet sich dagegen nicht ab. Für einen grundlegenden Umbau des Systems der Steuern und Abgaben gibt der Koalitionsvertrag keine Anhaltspunkte. Auch Vorschläge zur Senkung der Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), wie sie auch der DIHK vorgelegt hat, sind bislang bei der Bundesregierung auf wenig Resonanz gestoßen.
Weiter hinten auf der Prioritätenliste der Wirtschaft folgt der Ausbau der erneuerbaren Energien. Strengere Vorgaben für die Energieeffizienz belegen auf der Prioritätenliste der Energiewirtschaft den letzten Platz.
Angesichts steigender Kosten des Stroms aus dem öffentlichen Netz suchen mehr und mehr Unternehmen ihr Heil in der Eigenversorgung: 43 Prozent setzten auf eigene Energieversorgungsanlagen, vorwiegend im Bereich erneuerbarer Energien. 13 Prozent planen, Stromspeicher anzuschaffen. 42 Prozent wären bereit, für regionalen Grünstrom mehr zu zahlen als für EEG-Strom, der sich regional nicht zuordnen lässt.
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