Egon Krenz „Mauerfall hätte in Katastrophe enden können“

Egon Krenz (links) and Guenther Schabowski: Der heute 77-jährige Krenz empfindet den Untergang der DDR nach eigenem Bekunden als persönliche „Lebensniederlage“.
Halle Der Mauerfall vor 25 Jahren hätte nach Ansicht des letzten DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz leicht „in bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen umschlagen“ können. „Wir standen einer militärischen Lösung näher, als das viele heute wahrhaben wollen“, sagte Krenz der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Sonntagausgabe) zum Mauerfall-Jubiläum.
Durch die „Schusseligkeit“ des Politbüro-Mitglieds Günter Schabowski, dessen denkwürdige Pressekonferenz zur Verkündung einer neuen Reiseregelung den historischen Abend am 9. November 1989 eingeleitet hatte, sei eine chaotische Situation entstanden: „Die Gefahr, dass der Abend in einer Katastrophe hätte enden können, war äußerst groß“, sagte Krenz.
Verhindert worden sei dies allein durch die Besonnenheit der Grenzschützer, weshalb sie für ihn „die eigentlichen Helden des 9. November“ seien.
Den Untergang der DDR empfindet der 77-Jährige nach eigenem Bekunden auch als persönliche „Lebensniederlage“. Er sei zwar zu Veränderungen bereit gewesen, allerdings erst „viel zu spät“. Einen „Schmähbegriff wie Unrechtsstaat“ für die DDR lehne er dennoch ab, denn diese Wortwahl lasse keinen Raum für Differenzierung.
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