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Ein Jahr Flüchtlingskrise – der Faktencheck „Da kommen ja nur Männer“

„Wir schaffen das“, sagte Merkel vor einem Jahr. Doch die hohen Flüchtlingszahlen schüren Sorgen in der Bevölkerung. Welche Behauptungen entsprechen der Realität, welche sind falsch? Zehn Vorurteile im Faktencheck.
02.09.2016 - 15:43 Uhr
Mehr als zwei von drei Flüchtlingen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen, sind männlich. Das Foto zeigt Migranten am Bahnhof München im September 2015. Quelle: dpa
Flüchtlinge in Deutschland

Mehr als zwei von drei Flüchtlingen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen, sind männlich. Das Foto zeigt Migranten am Bahnhof München im September 2015.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Ein Jahr ist vergangen seit Angela Merkels „Wir schaffen das!“. Ein Jahr ist vergangen, seitdem Deutschland Zehntausenden in Ungarn festsitzenden Flüchtlingen die Einreise zu erlaubte. An manchen Bahnhöfen verbreiteten die vielen freiwilligen Helfer emsig eine herzliche Willkommenskultur, doch mit der Zahl der Flüchtlinge wuchsen auch die Sorgen. Ängste vor Trittbrettfahrern kamen auf, Fehlinformationen kursierten, zum Beispiel frei erfundene Facebook-Geschichten über angebliche Vergewaltigungen durch Migranten.

Auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) schürte die Gerüchteküche, als er im Oktober 2015 in der Talkshow „Maybrit Illner“ behauptete, 30 Prozent der Asylsuchenden gäben sich als Syrer aus, seien aber keine – eine Aussage ohne Belege, wie sich später herausstellte.

Welche der vielen Behauptungen über die Flüchtlinge sind durch Statistiken belegt – und was reine Vorurteile? Was ist berechtigte Kritik, was Plattitüde? Zehn gängige Aussagen zur Flüchtlingskrise im Faktencheck:

„Da kommen ja nur Männer“

Fakt ist: Mehr als zwei von drei Geflüchteten, die in Deutschland einen Asylantrag stellen, sind männlich. Das Verhältnis von Mädchen und Jungen ist bei Kindern unter zwölf Jahren nahezu ausgeglichen, wie Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf) ergeben. Doch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen gibt es ein großes Ungleichgewicht: In der Altersgruppe der 16- bis 18-Jährigen sind vier von fünf Flüchtlingen männlich, bei den 18- bis 25-Jährigen stehen drei Männer einer Frau gegenüber. In den Altersgruppen darüber gleichen sich die Verhältnisse wieder an; unter den über 65-Jährigen sind dann mehr Frauen als Männer.

Das heißt nicht, dass dieses Geschlechter-Ungleichgewicht auf Dauer ausgelegt ist: Gerade aus den Kriegsgebieten zum Beispiel in Syrien sind oft Vater oder ältere Söhne vorgereist, um den Frauen und kleinen Kindern die gefährliche Reise zu ersparen und sie über den Familiennachzug auf sicherem Weg nachreisen zu lassen.

„Wir nehmen alle auf!“

Fakt ist: In Deutschland wurden seit Januar 2015 mehr als 1,3 Millionen Flüchtlinge registriert. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nahm mehr als 700.000 Asylanträge entgegen – mehr als jedes andere Land in Europa. Trotzdem: Die meisten Flüchtlinge kommen nicht nach Deutschland. Die Türkei nahm im vergangenen Jahr allein 2,5 Millionen Syrer auf. Der Libanon und Jordanien beherbergen, im Verhältnis zur Einwohnerzahl, weltweit die meisten Flüchtlinge.

„Da sind lauter tolle Fachkräfte dabei!“

Fakt ist: Ungefähr 40 Prozent der Flüchtlinge in Deutschland sind Fachkräfte. Der Anteil der Experten und Spezialisten ist, im Vergleich zur deutschen Bevölkerung, jedoch sehr klein. Außerdem kann der größte Teil der Flüchtlinge aus nicht-europäischen Ländern nicht mehr als Hilfsarbeiten verrichten.

Nur unter den Syrern sind nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) überdurchschnittlich viele „Experten“ vertreten. Mit mehr als 20 Prozent ist deren Anteil höher als im Schnitt in der deutschen Gesamtbevölkerung (13 Prozent). Die BA siedelt das Qualifizierungsniveau der „Experten“ am höchsten an – über den „Spezialisten“ und „Fachkräften“. Am untersten Ende liegen die „Helfer“.

Deutsche Unternehmen sind den Flüchtlingen gegenüber positiv gestimmt: 63 Prozent der Unternehmer sehen in den Flüchtlingen gute Fachkräfte. Das größte Hemmnis, Flüchtlinge einzustellen, sehen die Unternehmen in fehlenden Sprachkenntnissen.

Angst vor frauenfeindlichen Einstellungen
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