Elektromobilität Studie warnt, dass Batterie-Rohstoffe knapp werden könnten

Die Nachfrage nach dem Rohstoff wird stark steigen, womöglich stärker als das Angebot.
Berlin Die Bundesregierung hat sich ehrgeizige Ziele für den Ausbau der Elektromobilität gesetzt. 2030 sollen bereits zehn Millionen Elektroautos über Deutschlands Straßen rollen. Auch andere Länder wollen mit der Hilfe von E-Autos ihre CO2-Bilanz verbessern und stecken sich ähnliche Zielmarken. Viele Hersteller, allen voran VW, haben eine Modelloffensive für E-Autos angekündigt. Die Nachfrage nach Rohstoffen, die man für den Bau der erforderlichen Batterien benötigt, wird daher kräftig steigen.
Eine dem Handelsblatt vorliegende Studie, die das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) für die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (VBW) angefertigt hat, kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien für die Elektromobilität bis 2026 gegenüber 2016 je nach Szenario auf die 14- bis 24-fache Kapazität erhöhen wird. Hinter dieser Prognose stehen elf beziehungsweise 18 Millionen Neuzulassungen batteriebetriebener Fahrzeuge weltweit im Jahr 2026.
Das IW bezieht sich dabei auf Untersuchungen der Deutschen Rohstoffagentur (DERA), der Beratungsplattform zu mineralischen und Energierohstoffen für die deutsche Wirtschaft. Die DERA gehört zur Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), die wiederum zum Geschäftsbereich des Bundeswirtschaftsministeriums zählt.
Mit der Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien steigt die Nachfrage nach Kobalt. Kobalt ist unverzichtbarer, zentraler Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien. Das IW ordnet Kobalt in seiner Studie der „Roten Gruppe“ zu. Darin listet das Institut solche Rohstoffe auf, deren Beschaffung aufgrund der statistischen Reichweite, der starken Konzentration der Vorkommen in wenigen Ländern, der Gefahr des strategischen Einsatzes und der fehlenden Substituierbarkeit schwierig werden könnte.
Innerhalb der „Roten Gruppe“ belegt Kobalt den ersten Platz und ist damit der Rohstoff mit dem höchsten Risikowert. „Die hohe Konzentration von Förderung und Vorkommen in Risikoländern wie der Demokratischen Republik Kongo, Russland und Kuba spielt für die hohe Risikobewertung eine wichtige Rolle“, heißt es in der Studie.
Für die deutsche Wirtschaft sei „Kobalt ein entscheidender Rohstoff für die Realisierung der Ziele im Bereich der Elektromobilität“, heißt es in der Studie weiter. Dies gelte unabhängig davon, ob die Batteriezellfertigung in Deutschland stattfinde oder fertige Batteriezellen importiert würden.
Wirtschaftsministerium reagiert gelassen
Die Plätze zwei und drei in der „Roten Gruppe“ belegen in der IW-Studie Tantal und Gallium. Es folgen Wolfram, Niob und Rhodium. Niob wird ähnlich wie Tantal und Wolfram in der Stahlindustrie zur Veredlung und Optimierung des Stahls eingesetzt. Rhodium findet in Katalysatoren und Brennstoffzellen Verwendung.
Die Konzentration einzelner Rohstoffe auf wenige Förderländer berge besondere Gefahren, wenn die Förderländer politisch oder wirtschaftlich instabil seien, keine verlässlichen Institutionen aufwiesen oder eine strategische Verknappung des Rohstoffangebotes drohe, schreiben die Autoren der IW-Studie. Während die geografische Lage der Vorkommen nicht zu beeinflussen sei, erhöhe die Zunahme handelspolitischer Konflikte und eine weltweit stärker konfrontative politische Situation insgesamt die Risiken.
Der VBW warnt vor den Konsequenzen einer gestörten Rohstoffversorgung. „Damit uns beispielsweise die Energiewende und die digitale Transformation gelingen, benötigen wir ganz bestimmte Rohstoffe, und zwar in ausreichender Menge. Engpässe hingegen können ganze Wertschöpfungsketten lahmlegen und gefährden“, sagte VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt dem Handelsblatt.
Zwar sei die Versorgung mit Rohstoffen zunächst einmal Aufgabe jedes einzelnen Unternehmens, sagte Brossardt. Die betrieblichen Möglichkeiten stießen jedoch an Grenzen. „Wichtigste Aufgaben der Europäischen Union sowie nationaler politischer Institutionen ist daher das Offenhalten der Rohstoffmärkte sowie die Pflege guter Beziehungen zu rohstoffreichen Ländern“, sagte Brossardt.
Das Bundeswirtschaftsministerium arbeitet seit Jahren an diesem Thema. „Die Bundesregierung konzentriert sich darauf, die Bemühungen der Unternehmen zur Sicherung von Rohstoffen zu unterstützen. Dazu setzt sich die Bundesregierung beispielsweise für einen freien und fairen Zugang zu Rohstoffen ein oder bietet politische Flankierung“, heißt es im Haus von Minister Peter Altmaier (CDU).
Das Ministerium habe deshalb auch die DERA aufgebaut, die zu Preis- und Lieferrisiken im Rohstoffsektor Informationen bereitstelle sowie weltweit Rohstoffpotenziale analysiere. „Die Vereinbarung von Rohstoffpartnerschaften in Form von Abkommen mit der Mongolei, Kasachstan und Peru wurde um Rohstoffkooperationen in Form von Memoranden of Understanding (MoU) oder Briefwechseln mit Australien, Chile und Kanada erweitert“, heißt es im Ministerium.
Diese Bemühungen dienten der Bundesregierung und der deutschen Industrie als ergänzende Optionen zur Sicherung der Rohstoffversorgung und zum Austausch über die Einhaltung wichtiger Standards.
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Zur Zeit fahren auf der Erde ca. 1,3 Milliarden Kraftfahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Um weltweit die Zahl der Kraftfahrzeuge in gleiche Relation zu den Einwohnern wie in Deutschland zu setzen muss die Zahl der Kraftfahrzeuge bei über sieben Milliarden Menschen eigentlich auf über 3,5 Milliarden Stück steigen (500 Kraftfahrzeuge auf 1.000 Einwohner) steigen. Denn wir wünschen ja allen Erdenbürgern auch zum Wohle der eigenen Autoindustrie ein eigenes Auto.
Die Frage aller Fragen ist doch folgende: Wie lange reicht das Erdöl für 3,5 Milliarden Kraftfahrzeuge und in die Zukunft geschaut, reichen die notwendigen Rohstoffe für 3,5 Milliarden E-Autos?
@ Frau Reiner Wiegels 02.10.2019, 09:02 Uhr- wenn der Kommentar nicht satirisch gemeint ist dann tut es mir um ihre Rechtschreibkenntnisse leid. Ansonsten ist es mal wieder an der Zeit auch zu Ländern mit denen wir nur rudimentäre Handelsbeziehungen führen diese zu intensivieren. Die Welt muss zusammenwachsen um ein globales Problem zu lösen. Da bringen uns nur konstruktive Ansätze und Kommentare weiter.
Vertrauen wie Annalena Baerbock. Sie wird uns genügend Kobolde besorgen.