Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Elektromobilität Tesla in Grünheide: DIW sieht Ansiedlung als „Baustein der wichtigen Verkehrswende“

Der geplanten Tesla-Fabrik in Brandenburg drohen Engpässe bei der Wasserversorgung. DIW-Umweltökonomin Kemfert hält die Probleme für lösbar.
28.03.2021 - 13:10 Uhr Kommentieren
In Grünheide will Tesla vom kommenden Sommer an Elektroautos herstellen. In einer ersten Stufe sind 500.000 Elektroautos pro Jahr geplant. Quelle: dpa
Tesla-Baustelle

In Grünheide will Tesla vom kommenden Sommer an Elektroautos herstellen. In einer ersten Stufe sind 500.000 Elektroautos pro Jahr geplant.

(Foto: dpa)

Berlin Seit Monaten wird mit der Tesla-Ansiedlung in Grünheide bei Berlin auch über die dortige Wasserversorgung diskutiert. Umweltverbände befürchten große Probleme für die Region rund um die geplante Fabrik. Experten wie die Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Claudia Kemfert, sieht jetzt die Landesregierung in Potsdam am Zug.

Damit keine zusätzlichen Umweltprobleme geschaffen werden, sei „die Landesregierung gefordert, alles zu tun, um dies zu vermeiden“, sagte Kemfert. „Ich bin optimistisch, dass dies gelingen kann. Daher sehe ich zum jetzigen Zeitpunkt keine negativen Wirkungen auf den Investitionsstandort Deutschland.“

Kemfert lobte die Ansiedlung des US-Elektroautobauers als einen „Baustein der wichtigen Verkehrswende“. Zudem würden Arbeitsplätze und Wertschöpfungen geschaffen. „Und es erhöht endlich den Druck auf die hiesigen Autobauer, sich der Zukunft nicht länger zu verweigern“, sagte die Ökonomin.

Der für die Fabrik zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) hatte zuvor erklärt, er könne dem Unternehmen die notwendige Menge Wasser nur zum Produktionsstart im Sommer garantieren. Tesla veranschlagt für das Werk - bei voller Auslastung von 500.000 Fahrzeugen - einen maximalen Wasserverbrauch von 1,4 Millionen Kubikmetern pro Jahr. Der Wert wurde durch Wassersparmaßnahmen um 30 Prozent gesenkt.

Der angemeldete Verbrauch entspreche bereits dem Wasserbedarf einer 40.000-Einwohner-Stadt, sagte WSE-Chef André Bähler dem Handelsblatt. „Wir können Tesla nicht einfach mehr Wasser liefern, dann bricht das gesamte Versorgungssystem für 170.000 Menschen in der Region zusammen.“

Brandenburg wegen Klimawandel besonders von Wasserknappheit betroffen

Für das gesamte Areal, das Tesla mit der Zeit ausbauen könnte, setzte der Konzern einen theoretischen Höchstwert von 3,6 Millionen Kubikmetern Wasser pro Jahr an. Bähler betonte, mit der Genehmigung, die jetzt vorliege, könnten „weitere Ausbaustufen weder mit Frischwasser bedient werden noch haben wir genügend Kapazitäten für das Schmutzwasser“. „Unsere Kapazitäten sind so weit erschöpft, dass wir so gut wie keinen Spielraum haben, neue Wohngebiete oder Neuansiedlungen von Unternehmen mit Wasser zu versorgen.“

Die umweltrechtliche Genehmigung für das Projekt durch das Land Brandenburg steht noch aus. Tesla baut bereits mit vorläufigen Genehmigungen für einzelne Bauschritte. Umweltschützer und Anwohner warnen davor, dass die Versorgung mit Trinkwasser Schaden nimmt und ein nahes Naturschutzgebiet von der Fabrik betroffen ist.

Grafik

Kemfert sagte, das Problem der Wasserversorgung begleite das Projekt von Anfang an. „Die Probleme müssen und werden wohl auch von der Landesregierung ernst genommen und gelöst werden.“ Sowohl das Umwelt- als auch das Wirtschaftsministerium Brandenburgs erarbeiteten regionalübergreifende Lösungen – auch, weil Brandenburg „in besonderem Maße“ von Wasserknappheit im Zuge des Klimawandels betroffen sei.

Der Klimawandel werde insbesondere durch die Verbrennung von fossilen Kraftstoffen, also auch und gerade von Benzin und Dieselfahrzeugen verursacht. Die Elektromobilität sei eine Lösung zur dringend notwendigen Minderung der Treibhausgase.

Für weitere Ausbaustufen fehlen verlässliche Eckwerte

Das brandenburgische Umweltministerium bestätigte mit Blick auf das Tesla-Werk, dass für die erste Ausbaustufe „fast sämtliche Reservekapazitäten aufgebraucht“ würden. Untersuchungen zeigten jedoch, dass es Lösungen für die Versorgung künftiger Ausbaustufen gebe, sagte eine Ministeriumssprecherin dem Handelsblatt. Für die Versorgung des Gewerbegebiets Freienbrink - einschließlich Tesla - könne ein noch ungenutzter Grundwasservorrat in einer benachbarten Region erkundet und erschlossen werden.

Laut der Sprecherin untersucht das Umweltministerium, wie in Gebieten mit weitgehend ausgeschöpften Wassernutzungsrechten die Trinkwasserversorgung mittelfristig gesichert werden könne. Die Lösung dieser Frage sei für das gesamte Berliner Umland von Bedeutung, auch unabhängig von Tesla, erklärte sie. Das Berliner Umland sei auch schon lange vor Tesla von massivem Zuzug, der Entwicklung neuer Siedlungsgebiete sowie industriell gewerblichem Wachstum gekennzeichnet gewesen.

Der Wissenschaftler Volker Preuß am Lehrstuhl Wassertechnik und Siedlungswasserbau der Brandenburgischen-Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) hatte mit Blick auf den Wasserbedarf durch Tesla darauf hingewiesen, dass die Wasserbereitstellung für die Nutzer durchaus „limitiert“ sei.

Grafik

Bestehende Nutzungsinteressen und zur Verfügung stehendes Wasser müssten abgeglichen werden. „Man kann das nicht beliebig nach oben treiben, da können noch so viele Arbeitsplätze im Gespräch sein“, hatte er der Nachrichtenagentur dpa gesagt. Damit das Gesamtsystem funktioniere, müsse auch die Wasserver- und -entsorgungssituation betrachtet werden.

Das Umweltministerium wies darauf hin, dass Tesla für die nächsten Ausbaustufen der Autofabrik sowie die ins Gespräch gekommene Batteriefertigung noch keine verlässlichen Eckwerte liefern könne. Das hindere den Wasserverband WSE an weiteren Planungen. Damit weitere Ausbaustufen genehmigt werden können, brauche es noch strengere Maßgaben zu wassersparenden Fertigungstechniken.

Mehr: „Schämt euch!“: Elon Musk wettert wegen Tesla-Doku gegen das ZDF

Startseite
Mehr zu: Elektromobilität - Tesla in Grünheide: DIW sieht Ansiedlung als „Baustein der wichtigen Verkehrswende“
0 Kommentare zu "Elektromobilität: Tesla in Grünheide: DIW sieht Ansiedlung als „Baustein der wichtigen Verkehrswende“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%