Energieverbrauch Wohnungswirtschaft fordert Umdenken bei Gebäudesanierung

Dämmung einer Hauswand: trotz hoher Investitionen stagniert der Energieverbrauch
Berlin Die Bilanz ist niederschmetternd: Seit 2010 haben die Wohnungsunternehmen mehr als 340 Milliarden in die energetische Modernisierung investiert. Doch der Energieverbrauch der Haushalte stagniert trotz Milliardeninvestitionen. Das zeigen Berechnungen des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, die der Verband am Mittwoch präsentiert hat. Der GdW bewirtschaftet gut 30 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland.
„Seit zehn Jahren führen die massiven Investitionen in die steigende Effizienz von neuen und bestehenden Wohnungen nicht zu der gewünschten Energieeinsparung“, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. Zwischen 1990 und 2010 sei der Energieverbrauch der Haushalte noch um 31 Prozent gesunken.
„Wenn wir diese Zahlen sehen, dann können wir nicht weitermachen wie bisher“, sagte Gedaschko. Zusätzlich zur Sanierung im Bestand seien 2,7 Millionen Wohnen neu gebaut worden, 288.000 Wohnungen mit schlechterem Energiestandard wurden abgerissen. Als Ergebnis hätten rund 15 Prozent Energie eingespart werden müssen, so Gedaschko. Aber der Verbrauch stagniere.
Die Wohnungswirtschaft fordert deswegen einen Deutschland-Plan für klimaschonendes und bezahlbares Wohnen: weg von immer teureren energetischen Sanierungen und immer mehr Dämmung hin zu dezentraler, CO2-armer Energieerzeugung und digitaler Vermeidungstechnik. Immer weitere Vorgaben an die Energieeffizienz von Gebäuden sieht Gedaschko als „groben Unfug“ an. Stattdessen müssten beispielsweise dezentrale Photovoltaikanlagen für Wohnungsunternehmen endlich gut anwendbar gemacht werden.
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„Wir verbrauchen immer noch Energie und vielleicht mehr, als wir vielleicht einmal gedacht haben“, so der GdW-Präsident. Also müsse das klimaschädliche CO2 aus der Energie verbannt werden. „Es muss der Wohnungswirtschaft endlich gestattet werden, dezentral Energie zu erzeugen“, sagte Gedaschko. „Man muss uns lassen, aber genau daran hemmt es.“
Das Finanzministerium bremse sie seit Jahren aus, sagte Gedaschko. Solange die Stromerzeugung vor Ort durch Photovoltaik oder Blockheizkraftwerke und der direkte Verbrauch in den Quartieren durch die Mieter mit dem Verlust der Gewerbesteuerbefreiung der Wohnungsbetriebe bestraft werde, bleibe die urbane Energiewende jedoch aus, befürchtet der GdW.
Getrübte Aussichten
Der GdW steht für sechs Millionen Wohnungen bundesweit, in denen gut 13 Millionen Menschen leben. 2019 haben die GdW-Mitgliedsunternehmen die Rekordsumme von 18 Milliarden Euro in den Neubau und den Bestand von Wohnungen investiert.
Insgesamt, also über den GdW hinaus, sind bundesweit 2019 rund 293.000 Wohnungen fertiggestellt worden. Um den Bedarf an Wohnungen zu decken, seien allerdings rund 320.000 Einheiten notwendig gewesen, so der Verband.
Die Zukunftsaussichten der Branche bezeichnet GdW-Präsident Gedaschko aber als getrübt. Langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, zu wenig und zu teures Bauland, steigende Baukosten und zu geringe Baukapazitäten behinderten die Wohnungswirtschaft. Die Auswirkungen durch die Coronakrise kämen für das laufende Jahr erschwerend hinzu.
Gedaschko forderte eine schnellere Auszahlung des Wohngeldes. Die soziale Wohnraumförderung müsse weiter erhöht werden. Jährlich flögen zu viele Wohnungen aus der Sozialbindung heraus, als neue Sozialwohnungen gebaut würden.
Die Bilanz sei katastrophal, sagte Gedaschko, vor allem in Berlin, wo ein Mietendeckel eingeführt sei und Enteignung diskutiert werde. „Man lenkt ab vom eigenen Versagen.“ Insgesamt wurden 2019 gut 25.000 Sozialwohnungen gebaut. Man brauche aber 80.000 pro Jahr. Die Unternehmen des GdW bewegen sich im bezahlbaren Segment. Die Nettokaltmieten werden für 2019 mit 5,86 Euro pro Quadratmeter angegeben. Bundesweit liegt das Mietspiegelniveau bei 7,04 Euro pro Quadratmeter.
Mietausfälle durch die Coronakrise
Corona-bedingte Mietausfälle bei den GdW-Unternehmen gab es wenige. Nach einer Umfrage unter den Mitgliedern und der Regionalverbände liegen die Zahlungsausfälle bei 0,62 Prozent der Mietverhältnisse. Mit Stundungsanträgen kamen Mieter nur in 0,33 Prozent aller Mietverhältnisse auf ihr Wohnungsunternehmen zu.
Am Dienstag war das sogenannte Mietenmoratorium ausgelaufen. Wegen Mietrückständen, die zwischen 1. April und 30. Juni aufgelaufen waren, durfte Mietern von Wohn- und Gewerbeflächen nicht gekündigt werden.
Das sah ein Maßnahmenpaket vor, das die Bundesregierung verabschiedet hatte, um die wirtschaftlichen Auswirkungen des Corona-Lockdowns abzumildern. Von ihrer Zahlungsverpflichtung wurden Mieter dadurch nicht befreit: aufgelaufene Schulden müssen bis Mitte 2022 beglichen werden.
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