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Europapolitiker Manfred Weber: „Die Digitalisierung voranzubringen ist so dringend wie der Green Deal“

Der EVP-Fraktionsvorsitzende Manfred Weber fordert verlässliche Regeln für den Umgang mit den großen Digitalkonzernen. Diese müssten von den Staaten gesetzt werden.
02.03.2021 - 17:15 Uhr Kommentieren
Um die Digitalisierung der Industrie nicht zu verschlafen, müsse verhindert werden, dass die bestehenden digitalen Großkonzerne europäische Daten aufkaufen, so Weber. Quelle: dpa
Manfred Weber

Um die Digitalisierung der Industrie nicht zu verschlafen, müsse verhindert werden, dass die bestehenden digitalen Großkonzerne europäische Daten aufkaufen, so Weber.

(Foto: dpa)

Brüssel Der EVP-Fraktionsvorsitzende im Europaparlament, Manfred Weber (CSU) fordert, die Digitalisierung gleichwertig mit Maßnahmen gegen den Klimawandel zu behandeln. „Die Digitalisierung voranzubringen ist derzeit mindestens so dringend wie der Green New Deal“, sagte er dem Handelsblatt. „Die EU hat die Coronakrise und den Green New Deal zu Recht priorisiert. Andere Schlüsselthemen dürfen aber nicht hinten runterfallen.“

Konkret bietet Weber den Staats- und Regierungschefs an, die Gesetzesvorhaben Digital Markets Act und Digital Services Act in einem beschleunigten Verfahren zu behandeln. Beide Vorhaben sollen neue Regeln insbesondere für die Betreiber von digitalen Plattformen aufstellen.

„Die Macht der digitalen Großkonzerne ist im letzten Jahrzehnt massiv gestiegen. Sie sind für unsere Demokratie teilweise systemrelevant“, sagte Weber. „Es muss wieder unmissverständlich klar sein: Gewählte Parlamente und Regierungen setzen die Regeln.“

Um die Digitalisierung der Industrie nicht zu verschlafen, müsse verhindert werden, dass die bestehenden digitalen Großkonzerne europäische Daten aufkaufen. Dazu solle der europäische Markt gestärkt werden.

Weber unterstützt damit einen Debattenbeitrag der Regierungschefinnen von Deutschland, Dänemark, Finnland und Estland. Diese hatten im Handelsblatt von der EU-Kommission einen „Aktionsplan für mehr digitale Souveränität” gefordert.

Lesen Sie hier das gesamte Interview:

In Australien ist der Streit zwischen Regierung und Digitalkonzernen eskaliert. Droht das in Europa?
Auch uns werden große Diskussionen bevorstehen. Denn die Macht der digitalen Großkonzerne ist im letzten Jahrzehnt massiv gestiegen. Sie sind für unsere Demokratie teilweise systemrelevant. Es muss wieder unmissverständlich klar sein: Gewählte Parlamente und Regierungen setzen die Regeln.

Sind die neuen Digitalgesetze der EU ein Angriff auf Google, Facebook und Amazon?
Auch diese Konzerne fordern einen Rahmen, innerhalb dessen sie kreativ sein können. Mit dem Digital Markets Act will die EU einen Markt organisieren, auf dem in vielen Bereichen noch eine Art Wilder Westen existiert. Wir brauchen verlässliche Regeln. Darf Amazon zum Beispiel eigene Produkte bevorzugen? Ich bin da skeptisch. Auch welcher Content auf Facebook illegal ist, muss der Staat definieren – und nicht irgendwelche Arbeitsgruppen im Silicon Valley.

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Wie lange wird das dauern?
Ich fühle mich durch den Brief der Regierungschefinnen ermutigt, das Verfahren zu beschleunigen. Wir können es uns nicht leisten, ewig lang die Mühlen der Gesetzgebung mahlen zu lassen. Uns läuft die Zeit davon. Als Parlamentarier möchte ich das Angebot aussprechen, mit dem Rat ein beschleunigtes Verfahren zu vereinbaren. Die Digitalisierung voranzubringen ist derzeit mindestens so dringend wie der Green New Deal. Die EU hat die Coronakrise und den Green New Deal zu Recht priorisiert. Andere Schlüsselthemen dürfen aber nicht hinten runterfallen. Darum ist es gut, dass die Initiative der vier Regierungschefinnen jetzt kommt. Beim Digitalen sind wir in den letzten Jahrzehnten zu weit zurückgefallen.

Was bedeutet es, dass Europa „digital souverän“ werden möchte?
Wir dürfen die nächste digitale Revolution nicht verschlafen. Es geht darum, fragmentiert vorliegende Industriedaten miteinander zu verknüpfen und zu nutzen. Die großen Player kommen mit enormen Kapitalmitteln und könnten europäische Daten aufkaufen. Dann würden diese in China oder den USA genutzt. Das muss verhindert werden. Natürlich müssen wir die Digitalisierung global managen, aber jetzt erst einmal den europäischen Markt stärken und nach vorn bringen. Bei Künstlicher Intelligenz und bei 5G hat Europa die strategische Autonomie schon verloren. Das gilt es zu ändern. In einzelnen Bereichen ist auch denkbar, bestimmte ausländische Technologieanbieter vom Markt auszuschließen. Es braucht wesentlich mehr europäische Ambition bei der Innovation.

Bisher haben US-Geheimdienste Zugriff auf europäische Daten und in EU-Netzen werden chinesische Komponenten verbaut. Sorgt Sie das?
Ja. Und darum muss Europa an seiner Souveränität arbeiten. Wir haben schon immer Märkte als systemrelevant definiert und besonders geschützt. Das ist nun auch im digitalen Bereich notwendig. Übrigens steht das auch bei der Pharmazie bevor, zum Beispiel bei der Versorgung mit Impfstoffen.

Mehr: Bundeskanzlerin Merkel fordert mit den Regierungschefinnen von Estland, Dänemark und Finnland im Handelsblatt eine Offensive zur Stärkung der digitalen Souveränität.

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