Ex-G+J-Chef Bernd Buchholz erwägt Bundestags-Kandidatur

Nach dem abrupten Ende seiner Zeit bei Gruner + Jahr strebt Bernd Buchholz in die Politik.
Düsseldorf Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Medienkonzerns Gruner + Jahr, Bernd Buchholz, erwägt einem Medienbericht zufolge eine Kandidatur für ein Bundestagsmandat. Der 50-Jährige überlegt laut eigener Aussage bei dem Radiosender NDR 1 Welle Nord, sich auf einen Listenplatz der schleswig-holsteinischen FDP zu bewerben. Buchholz ist seit mehr als 30 Jahren Mitglied der Liberalen.
Angesichts der aktuellen Umfragewerte gelten für die Liberalen in Schleswig-Holstein nur drei Listenplätze als sicher. Damit sorgt die Bewerbung Buchholz' für Unruhe im Landesverband, denn neben dem als gesetzt geltenden Landes-Fraktionschef Wolfgang Kubicki wäre nur noch ein Platz für die jetzigen liberalen Bundestagsabgeordneten aus Schleswig-Holstein frei.
Buchholz saß bereits von 1992 bis 1996 für die Liberalen im Kieler Landtag. Nach seinem Ausscheiden wechselte er in die Wirtschaft.
Anfang September diesen Jahres legte er seinen Posten als Chef bei Gruner + Jahr nieder. Buchholz scheide „einvernehmlich aus dem Unternehmen aus“, teilte der Verlag mit. Nach Medienberichten reagierte Buchholz mit der Aufgabe seines Postens auf steigenden Druck des Medienkonzerns auf höhere Renditen und andere Einflussversuche aus der Gütersloher Zentrale. Er bedanke sich für viele Jahre der Zusammenarbeit, die er als großes Privileg empfunden habe, erklärte Buchholz zum Abschied. In einem vernichtenden Artikel des Manager Magazins bescheinigten Bertelsmann-Vertreter dem Manager allerdings nur die "Zugkraft einer Spielzeug-Lokomotive".
Neu in den Vorstand berufen wurde die langjährige Gruner + Jahr-Managerin Julia Jäkel, die in Zukunft für das Zeitschriften- und Digitalgeschäft des Verlags in Deutschland zuständig sein wird und damit für das Kerngeschäft. Gruner + Jahr verlegt unter anderem die Magazine „Stern“, „Geo“ und „Brigitte“ sowie die Tageszeitung „Financial Times Deutschland“. Jäkel wird gemeinsam mit Auslandsvorstand Torsten-Jörn Klein (48) und Finanzvorstand Achim Twardy (52) gleichberechtigt die Geschäfte führen. Die Position des Vorstandsvorsitzenden, die Buchholz innegehabt hatte, sieht die neue Führungskonstellation nicht vor.
Buchholz, seit 2009 Gruner + Jahr-Chef, war in Gütersloh umstritten. Eine fehlende Digitalstrategie, zu wenige Innovationen im Printgeschäft und das zu lange Festhalten an der „Financial Times Deutschland“, die seit zehn Jahren defizitär ist, warf man ihm vor. In seiner Ägide verlor das Unternehmen massiv an Wert. Unter den Mitarbeitern sorgte sein teils rüder Tonfall für Missstimmung. So erklärte er den Angestellten kurz vor einer Massenentlassung: "Wenn Sie als Kapitän auf der Brücke stehen und eine Riesenwelle aufs Schiff zukommen sehen, dann müssen sie den Leuten auf dem Sonnendeck sagen, dass sie ihre Liegestühle und Drinks beiseite stellen müssen."
Der Norddeutsche, dessen Vertrag noch 2011 um fünf Jahre verlängert wurde, gilt als leidenschaftlich, scheiterte aber immer wieder am Veto aus Gütersloh: In den vergangenen zehn Jahren schüttete sein Printkonzern mehr als zwei Milliarden Euro an Bertelsmann und die Jahr-Familie aus. Axel Springer investierte im gleichen Zeitraum 1,8 Milliarden Euro in den Ausbau seiner Digitalgeschäfte. Buchholz blieb Ähnliches verwehrt.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Macht einen charismatischen nicht-korumpierbaren Eindruck. Ok, als Direkt-Kandidat zugelassen.
Bei der F.D.P. die drei Pünkltichen zu vergessen, mag ja noch verständlich sein. Aber "FPD" ist fast schon boshaft - oder Vorbote von Rot-Gelb.