Fehlzeit AOK-Report: Beschäftigte waren während der Pandemie länger krank

Besonders betroffen waren Betreuer und Erzieher von Kindern.
Berlin Beschäftigte waren während der Corona-Pandemie im Schnitt seltener, aber länger krank. Das ist das Ergebnis einer Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), die dem Handelsblatt vorab vorliegt und am Dienstag vorgestellt wird.
Eine Analyse der Krankmeldungen der 15,6 Millionen AOK-Versicherten von März 2020 bis Juli 2021 hat ergeben, dass die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle gegenüber dem Vergleichszeitraum vor der Krise spürbar gesunken ist – und zwar um zwölf Prozent auf 144,2 Fälle je 100 AOK-Mitglieder.
Der größte Unterschied ergab sich bei den Atemwegserkrankungen. Während der Pandemie war fast jeder dritte Versicherte mit dieser Diagnose krankgeschrieben. Davor war die Zahl hingegen deutlich höher – betroffen war fast jeder zweite Versicherte.
Gleichzeitig aber „waren in der Pandemie längere krankheitsbedingte Ausfallzeiten der Beschäftigten zu verzeichnen“, sagte Helmut Schröder, stellvertretender WIdO-Geschäftsführer.
So waren Beschäftigte wegen einer psychischen Erkrankung während der Pandemie im Durchschnitt vier Tage länger krankgeschrieben als im Vergleichszeitraum. Auch Beschäftigte mit einer Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Muskel-Skelett-Erkrankung fehlten im Schnitt länger. Insgesamt stieg die Dauer der Krankmeldungen um 14,6 Prozent auf 13,8 Tage je Fall.
Weil aber weniger Beschäftigte erkrankten, erhöhte sich laut der Auswertung auch nicht der Krankenstand in den Unternehmen. „Es kann vermutet werden, dass viele Beschäftigte aus Angst vor Ansteckung auf einen Arztbesuch verzichtet haben“, sagte Schröder.
Soziale Berufe besonders betroffen
„Außerdem kann bei den Atemwegserkrankungen angenommen werden, dass die Abstands- und Hygieneregeln zu einer Abnahme der Krankschreibungen aufgrund von Atemwegserkrankungen geführt haben“, erklärte Schröder. Gleichzeitig deute die gestiegene Dauer der Krankschreibungen bei den hier ausgewerteten Diagnosen darauf hin, dass die Erkrankten in der Pandemie-Situation stärker belastet gewesen seien.
Aus der Auswertung geht auch hervor, welche Berufsgruppen besonders stark von einer Krankschreibung aufgrund einer Corona-Diagnose betroffen waren. An der Spitze stehen demnach vor allem soziale Berufe.
Am stärksten betroffen waren Beschäftigte in der Betreuung und Erziehung von Kindern (6609 Krankschreibungen je 100.000 Versicherte), gefolgt von Berufen in der Ergotherapie (5.867 Krankschreibungen je 100.000 Versicherte). Auf den weiteren Plätzen folgen Berufe in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Haus- und Familienpflege.
Auch der Verlauf der Pandemiewellen lässt sich in den Arbeitsunfähigkeitsmeldungen der Beschäftigten nachverfolgen. Von März 2020 bis Juli 2021 erhielten insgesamt 3,2 Prozent der AOK-versicherten Erwerbstätigen mindestens eine Krankschreibung aufgrund einer Covid-19-Diagnose.
Dies entspricht etwa 499.000 Beschäftigten. Den Höhepunkt verzeichnete das WIdO im Dezember während der zweiten Welle, in der insgesamt 705 Betroffene pro 100.000 AOK-Versicherte der Verdacht oder Nachweis einer Corona-Infektion erreichte.
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