Finanzgremium G30 Ökonomen warnen vor einer 15,8-Billionen-Dollar-Lücke im Rentensystem von 21 Ländern

Den großen Industriestaaten drohe eine „Rentenkrise“, warnt die Group of Thirty (G30).
Berlin Während die Große Koalition die Leistungen der Rentenversicherung in den vergangenen Jahren beständig ausgebaut hat wie zuletzt mit der Grundrente, warnen Ökonomen schon länger vor Finanzierungsproblemen in der Zukunft.
Deutschland ist mit seinen Problemen allerdings nicht allein. Den großen Industriestaaten drohe eine „Rentenkrise“, warnt die Group of Thirty (G30), ein internationales Finanzforum aus Bankern, Notenbankern und Wissenschaftlern, in einer umfangreichen Studie.
Die G30-Experten haben in der Studie mit dem Titel „Die Rentenkrise lösen“ die prognostizierten Einnahmen für die Alterssicherungssysteme mit den zugesagten Renten- und Pensionsleistungen in 21 Staaten verglichen. Ergebnis: Die Länder steuern auf eine gigantische Finanzierungslücke zu. Nach den Schätzungen der G30 könnte sie bis zum Jahr 2050 auf 15,8 Billionen Dollar steigen.
„Die Finanzierung der Rentensysteme ist in nahezu allen großen Staaten auf Dauer eine tickende Zeitbombe“, sagte Gerd Häusler dem Handelsblatt. Der Aufsichtsrat des Versicherungskonzerns Munich Re und frühere Direktor des Internationalen Währungsfonds ist Mitglied bei der G30 und hat an der Studie maßgeblich mitgearbeitet. „Die Finanzierungslücke für eine auskömmliche Versorgung im Alter wird in den kommenden Jahrzehnten dramatisch wachsen“, sagte er.
In der Studie werden drei Gründe für die Schwierigkeiten genannt. Der demographische Wandel: In den vergangenen Jahren sind die Geburtenraten gesunken, während gleichzeitig die Lebenserwartung gestiegen ist, wodurch immer mehr Menschen länger Rente beziehen. Hinzu kommt, dass die G30 mit einem langsameren Wirtschaftswachstum und rückläufigen Erträgen aus den Altersvorsorgeanlagen rechnen.
Lücke kann auch noch größer ausfallen
Das Finanzloch von 15,8 Billionen Dollar sei sogar noch konservativ prognostiziert, heißt es in der Studie. „Bei weniger optimistischen Annahmen für Wirtschaftswachstum, Löhne oder Renditen auf Vorsorgeinvestitionen, würde diese Lücke noch größer ausfallen.“
Bei den 21 untersuchten Ländern handelt es sich um die wichtigen Industriestaaten, die zusammen für rund 90 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung stehen. Für einzelne Staaten wird die Finanzlücke in der Studie nicht beziffert. „Was die Finanzierungslücke betrifft, würde ich sagen, dass Deutschland im guten Mittelfeld liegt“, sagte Häusler. Da gebe es durchaus Länder mit noch größeren Problemen, meinte der frühere Vorstandschef der Bayerischen Landesbank.
Kern der Alterssicherung in Deutschland ist die gesetzliche Rente, die nach dem Umlageverfahren funktioniert: Die Rentenleistungen werden über die Beiträge der arbeitenden Generation finanziert. Nach einem Jahrzehnt hoher Lohnzuwächse und geringer Arbeitslosigkeit ist die Rentenversicherung aktuell noch sehr gut aufgestellt.
Die Rücklagen betragen rund 38 Milliarden Euro, der Beitragssatz soll bis 2024 auf dem niedrigen Stand von 18,6 Prozent bleiben. Dann wird es den in dieser Woche vorgestellten Prognosen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) zufolge aber einen deutlichen Sprung auf 19,8 Prozent geben.
„Was ich kritischer sehe, sind die aktuellen politischen Maßnahmen: Da wird derzeit noch wenig gegengesteuert“, monierte Häusler. „Im Gegenteil: Einiges geht in die falsche Richtung.“ Und damit meint er nicht zuerst die Grundrente.
Späterer Renteneintritt als wirksamstes Mittel
Auch in der G30-Studie wird eine Mindestsicherung gefordert. Kritischer sieht Häusler die abschlagfreie Rente mit 63. Denn die Lösungsvorschläge in der Studie gehen genau in die andere Richtung: Ein späterer Renteneintritt wird als wirksamstes Mittel gesehen, um die Finanzierungslücke zu schließen.
Würde das Renteneintrittsalter auf 70 Jahre angehoben, ließe sich mit 7,6 Billionen Dollar fast die Hälfte der Lücke schließen, heißt es in dem Papier. „Die Maßnahme bringt am meisten und hilft am schnellsten“, sagte Häusler. In der Studie spricht sich die G30 aber nicht wieder für ein auf Dauer fixes Renteneintrittsalter aus. „Es sollte vielmehr an die Entwicklung der Lebenserwartung gekoppelt werden, die immer weiter steigt“, so Häusler.
Es werden auch andere Stellschrauben genannt, die aber weniger effektiv sind oder zu ungewünschten Ergebnissen führen. Dazu zählen niedrige Rentenzahlungen. „Ein niedrigeres Versorgungsniveau im Alter ist politisch und sozial vielfach schwierig“, meint Häusler. Auch bei zusätzlichen Einnahmen für das Rentensystem sieht er wenig Spielraum. „Die Steuer- und Abgabenquote ist schon hoch.“
„Schon mittelfristig, mehr aber noch langfristig, ist die demografische Entwicklung für die finanzielle Entwicklung der Rentenversicherung von großer Bedeutung“, warnte gerade auch der DRV-Vorstandsvorsitzende Alexander Gunkel.
Immer mehr Steuergeld muss in die Rentenkasse fließen, der jährliche Bundeszuschuss nähert sich bereits der Marke von 100 Milliarden Euro. Doch während die Auswirkungen der alternden Gesellschaft auf die Sozialsysteme absehbar sind, beschloss die Große Koalition zuletzt vor allem Leistungsausweitungen in der Rente.
Zur Stärkung der privaten Vorsorge geschah dagegen wenig. Die großen Zukunftsfragen zur Rente lagerten Union und SPD in eine Kommission aus, die im nächsten Frühjahr Vorschläge für einen „verlässlichen Generationenvertrag“ vorlogen soll.
Mehr: Bei der Grundrente ist längst nicht alles geklärt. Wichtige Details fehlen. Und das Finanzierungskonzept hat Lücken.
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Na, da bietet sich doch ein riesengroßes Betätigungsfeld für keynesianische Ökonomen und Politiker: die Rentenlücken sind ganz einafch zu schließen durch Gelddrucken (Inflationierung.
Die dummen Menschen lassen sich nämlich , wie es Keynes "erkannte", sehr leicht täuschen: sie glauben, dass die nominelle Höhe (in diesem Falle dann die der Rente) auch der realen (gemessen in ihrer Kaufkraft) entspricht.
Damit konnte das "Genie" Keynes damals die britischen Arbeiter täuschen: infolge der Kriegsinflationierung via Notenpresse auch im UK, blieben deren Löhne auch nach Kriegsende, als das Gelddrucken beendet wurde, inflationär hoch, während die Preise sanken. Lohnkürzungen waren politisch nicht durchsetzbar - also lag die "Lösung" für das "Genie" Keynes darin, die Notenpresse wieder massiv anzuwerfen.
Heute gilt: Rentenkürzungen sind politisch nicht durchsetzbar (die Politiker betreiben Stimmenkauf gerade bei den Rentnern) - also muss man die Rentner gemäß Keynes eben auch "täuschen": die Rentenlücken sind daher durch Gelddrucken aufzufüllen.
"Genial", nicht wahr, aber eben nur in den Augen von keynesianischen Ökonomen und Politikern... ;-)