Forschungsgelder Zwei Milliarden zu 100 Millionen Euro: Bund zieht Autoforschung dem ÖPNV vor

Für die Forschung an Bus und Bahn gibt der Bund deutlich weniger Geld als für die Entwicklung des Kraftfahrtverkehrs.
Düsseldorf Die Bundesregierung hat von 2009 bis 2019 rund 20-mal mehr Geld in die Erforschung des Kraftfahrzeugverkehrs investiert als in die Entwicklung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Das ergibt sich aus Antworten des Bundesforschungsministeriums und des Bundesverkehrsministeriums auf Anfragen der Grünenfraktion, über die das Magazin „Der Spiegel“ berichtet.
Insgesamt gab der Bund rund 2,2 Milliarden Euro für die Optimierung von Technik und Material für Autos sowie Infrastruktur und Lenkung des Pkw- und Lkw-Verkehrs in diesen elf Jahren aus; in die Entwicklung von Bussen, Bahnen oder Fähren investierte er dagegen nur 112,5 Millionen Euro.
Dabei sollen die Mittel für den ÖPNV sogar noch stark sinken: 2019 sind 18,4 Millionen Euro für dessen Entwicklung eingeplant, für 2020 lediglich 8,3 Millionen Euro. Davon soll der größte Anteil, nämlich fünf Millionen Euro, in die Erforschung des „automatisierten und vernetzten Fahrens“ gehen. Für genau diese Verwendung sind 2020 im Bereich des Autoverkehrs allerdings 44 Millionen Euro vorgesehen.
„Die Bundesregierung vernachlässigt massiv die Weiterentwicklung von Bus- und Bahnangeboten“, kritisiert Grünenverkehrsexperte Stefan Gelbhaar. „Anders als Automobilkonzerne haben die städtischen Bus- und Bahnunternehmen keine eigenen Mittel für Forschung und Entwicklung.“
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Aus ökologischer Perspektive sei dies unverantwortlich und im Vergleich zu Aktivitäten in anderen Ländern „einfach nur peinlich“. Erst am Donnerstag forderten die Fraktionen von CDU/CSU und SPD in einem sechsseitigen Antrag „nachhaltige Mobilitätsforschung“ – ohne zugleich die Schaffung neuer Haushaltstitel oder eine Umschichtung der bestehenden zu fordern.
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