Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Fristverlängerung Steuerberater fordern mehr Zeit für Steuererklärung wegen Coronakrise

Unternehmen und Steuerberater kämpfen mit den Anträgen für die Corona-Hilfen. Wegen der Arbeitsbelastung fordern sie bei der Steuererklärung eine Fristverlängerung.
25.11.2020 - 04:00 Uhr 2 Kommentare
In der Pandemie befinden sich viele Unternehmen in einer Krise und suchen Rat bei ihren Steuerberatern, die seit Monaten am Limit arbeiten. Quelle: dpa
Portal der deutschen Steuerverwaltungen

In der Pandemie befinden sich viele Unternehmen in einer Krise und suchen Rat bei ihren Steuerberatern, die seit Monaten am Limit arbeiten.

(Foto: dpa)

Berlin Wegen der Corona-Pandemie soll es mehr Zeit für die Steuererklärung geben. Das fordert der Präsident der Bundessteuerberaterkammer, Hartmut Schwab, und verweist auf die Belastungen durch die derzeitige Krise. „Aufgrund dessen fordern wir ganz dringend eine gesetzlich geregelte Verlängerung der Fristen für die Abgabe der Jahressteuererklärungen 2019 von steuerlich Beratenen um sechs Monate“, sagte Schwab dem Handelsblatt.

Wer sich beraten lässt, muss seine Steuerklärung nicht Ende Juli abgeben, sondern hat bis Ende Februar Zeit. Doch Schwab fürchtet, dass es viele Steuerberater nun kaum schaffen werden, die Steuererklärungen 2019 für ihre Mandaten bis dahin fertig zu bekommen. Denn sie haben derzeit alle Hände voll damit zu tun, Unternehmen und Selbstständige bei den Anträgen auf Corona-Hilfen zu unterstützen.

„Auch für Steuerberater und deren Mitarbeiter hat der Tag nur 24 Stunden“, sagte Schwab. Und die gehen derzeit vor allem für die Hilfsanträge drauf. Ab Mittwoch können Unternehmen, Selbstständige, Vereine und Einrichtungen die sogenannte Novemberhilfe beantragen. Der Staat ersetzt den vom Lockdown Betroffenen bis zu 75 Prozent ihres Umsatzes.

Um Betrügereien zu vermeiden, muss die Unterstützung über einen Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer beantragt werden. Das gilt auch für die sogenannten Überbrückungshilfen. Bei den geplanten Neustarthilfen für Soloselbstständige gibt es ebenfalls Beratungsbedarf.

Unternehmen in Krisensituation von existenziellem Ausmaß

„Für uns Steuerberater und unsere Mitarbeiter hört der Marathon nicht auf“, sagte Schwab. Zu den Novemberhilfen müsse man sich jetzt wieder in kürzester Zeit in neue Anforderungskriterien einarbeiten. Aufgrund der Corona-Pandemie befänden sich viele Unternehmen in einer Krisensituation von existenziellem Ausmaß.

„Die Unternehmen suchen verstärkt Rat bei ihren Steuerberatern, die als zentrale Akteure der Krisenbewältigung seit Monaten am Limit arbeiten, um ihre Mandantschaft bestmöglich durch die Krise zu führen“, so der Präsident der Steuerberaterkammer.

Aber nicht nur den eigenen Berufsstand sieht Schwab vor der Überlastung. „Auch für die Mandanten sind diese Fristen kaum zu halten“, sagte er. „Sie kämpfen gerade um ihr wirtschaftliches Überleben. Nur wenige haben dabei den Kopf frei für die notwendigen Fragen der üblichen Steuerberatung.“

Und deshalb ist der oberste Steuerberater mit seiner Forderung nach einer Fristverlängerung nicht allein. Auch Reiner Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler (BdSt), schließt sich an. „Die Steuerzahler dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden“, sagt Holznagel.

Der Steuerberater müsse für Unternehmer und Selbstständige, die bei den Anträgen zur Corona-Hilfe Unterstützung brauchen, genauso Zeit finden wie für Mandanten, die ihre Steuererklärungen fristgerecht abgeben wollen. „In der jetzigen Situation ist die Verlängerung der Abgabefrist für die Steuererklärung bis Mai 2021 aus meiner Sicht ein Pflichtprogramm“, sagte Holznagel.

Im Bundesfinanzministerium sind die Forderungen bekannt. Doch bisher hält man sich bedeckt, ob man sie erfüllen wird. Man beobachte die Lage sehr genau und werde, „wenn notwendig, in Absprache mit den Ländern weitere steuerliche Maßnahmen ergreifen", sagte eine Sprecherin auf Anfrage. Auf Fachebene werde man in Kürze mit den obersten Finanzbehörden der Länder über die Frage der Notwendigkeit einer Verlängerung der Abgabefristen beraten.

Im Frühjahr, zu Beginn der Corona-Pandemie, hatte das Bundesfinanzministerium eine solche Firstverlängerung bereits gewährt: Bis Ende Mai hatten die Steuerberater Zeit bekommen für die Steuererklärung 2018. Verspätungszuschläge fielen in diesem Zeitraum nicht an.

Fristverlängerung wäre nicht mit hohen Kosten verbunden

Solch eine Regelung wünschen sich Steuerberater und Steuerzahlerbund nun erneut. Sie fürchten, dass ansonsten irgendjemand auf der Strecke bleibt: entweder der Unternehmer, der Unterstützung bei seinem Hilfsantrag braucht, oder der Steuerzahler, der wegen einer verspäteten Erklärung einen Verspätungszuschlag zahlen muss.

„Das Bundesfinanzministerium hatte im Frühjahr erfreulich schnell erkannt, dass wir Unterstützung brauchen“, sagt Schwab und verweist auf die damaligen längeren Fristen. „Das hat vielen Kanzleien und Mandanten geholfen.“ Warum diese Maßnahme nun nicht wiederholt werden soll, kann er nicht nachvollziehen.

„Wir fordern diese Fristverlängerung nun schon seit August“, sagt der Präsident der Steuerberaterkammer. „Mir ist völlig unverständlich, wieso wir hier immer noch in der Schwebe sind.“

Dabei wäre sie für das Finanzministerium im Gegensatz zu den milliardenschweren Rettungsprogrammen nicht mit Kosten verbunden. Schließlich würden die Steuern trotzdem gezahlt, eventuell nur etwas später. In diesem Jahr hatten die Unternehmen auch die Möglichkeit, ihre Zahlungen an das Finanzamt stunden zu lassen. Ob die Steuerstundungen verlängert werden, steht ebenfalls noch nicht fest.

Der Präsident der Steuerberaterkammer wirbt jedenfalls energisch für die Fristverlängerung: „Diese Maßnahme kostet keine zusätzlichen Steuergelder, entlastet die Wirtschaft, entspannt die Arbeitsbelastung in den Kanzleien und Buchhaltungsabteilungen der Wirtschaft und hilft somit durch die Krise zu kommen.“

Mehr: Mit diesen zwölf Tipps gibt es mehr Geld vom Finanzamt zurück

Startseite
Mehr zu: Fristverlängerung - Steuerberater fordern mehr Zeit für Steuererklärung wegen Coronakrise
2 Kommentare zu "Fristverlängerung: Steuerberater fordern mehr Zeit für Steuererklärung wegen Coronakrise"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Überbrückungshilfe, Novemberhilfe, Grundsicherung, KFW-Darlehen, Kurzarbeitergeld, Wohngeld, Kinderzuschlag usw.
    Die Zeit reicht kaum, allen Mandanten die notwendige Unterstützung zur Verfügung zu stellen. Überbrückungshilfeanträge sind extrem zeitaufwendig. Viele Mandanten, die das Geld dringend benötigen, fragen ständig nach, wann ihr Antrag endlich erstellt wird. Alle auf einmal kann man leider nicht bearbeiten. Auch dies führt zu Zeitaufwand und Stress.
    Es ist jetzt schon abzusehen, dass nach dem Antrag (Förderzeitraum September bis Dezember) vor dem Antrag (Förderzeitraum Januar bis Juni) sein wird. Nach Überbrückungshilfe I und Überbrückungshilfe II folgt Überbrückungshilfe III. Mitten im Fristablauf für die Abgabe der Steuererklärungen kommt auf Steuerberater) die nächste Antragsflut zu. Soll dann wirklich entschieden werden müssen, ob eine Steuererklärung fristgerecht abgegeben wird oder ob für einen Unternehmer notwendiges Geld beantragt wird?
    Die Politiker haben zu Beginn der Pandemie erklärt „Wir lassen niemanden allein“. Nicht nur Geld ist notwendig sondern auch Zeit. Die mit Corona im Zusammenhang stehenden Aufgaben können nicht einfach so neben dem laufenden Tagesgeschäft erledigt werden. Sie beherrschen zum großen Teil das Tagesgeschehen.
    Die Steuererklärungen werden in jedem Fall irgendwann abgegeben. Sind ein paar Monate mehr oder weniger wirklich so entscheidend? Ich glaube nicht.

  • Wenn Herr Scholz so weitermacht, dann werden wir Frühling Chaos erleben.
    Das was im Rahmen von Corona dem Berufstand zugemutet wird ist mehr als grenzwertig. Wenn dann noch Aussagen getätigt werden (Hr. Scholz) wie "Die Corona Anträge wären für Steuerkanzleien doch nur ein Klacks..." dann frage ich mich wie realtitätsfremd dieser Mann eigentlich ist. Die Anträge sind die reinsten Bürokratiemonster, die Abstimmung der Hilfen untereinannder ist völlig unzureichend und obendrein ist es mit den Anträgen auch nicht getan. Die Menschen sind verunsichert und rufen somit unentweg in den Kanzleien mit Suche um Hilfe/Rat an. Aber systemrelevant ist der Berufsstand natürlich nicht.....unfassbar.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%