Hans-Dietrich Genscher wird in Reideburg/Saalkreis geboren. Nach Kriegsdienst und Ergänzungsabitur nimmt Genscher 1949 sein Jura-Studium auf.
Eintritt in die FDP.
Nach der Bundestagswahl ist Genscher maßgeblich an der Bildung einer sozialliberalen Koalition beteiligt und wird im Oktober als Innenminister in das Kabinett von Willy Brandt (SPD) berufen.
Bei der Geiselnahme jüdischer Sportler während der Olympischen Spiele in München bietet sich Genscher als Austauschgeisel an, das wird aber von den palästinensischen Terroristen abgelehnt. Den tödlichen Ausgang des Dramas sieht Genscher als persönliche Niederlage und bietet seine Rücktritt an.
Während der Spionage-Affäre um Günter Guillaume gerät auch Genscher als oberster Dienstherr des Verfassungsschutzes unter Druck. Nach dem Rücktritt Brandts übernimmt er den Posten des Außenministers und Vizekanzlers unter Helmut Schmidt (SPD). Genscher löst zudem Walter Scheel als Vorsitzenden der FDP ab.
Austritt der FDP-Mitglieder aus dem Kabinett Schmidt. Genscher unterstützt, gegen den linksliberalen Flügel seiner Partei, Koalitionsverhandlungen mit der CDU/CSU und setzt sich für das konstruktive Misstrauensvotum gegen Schmidt ein.
Nach der Wahl von Helmut Kohl (CDU) zum Bundeskanzler behält Genscher seine bisherigen Ämter. Zu seinen Zielen zählen die Weiterführung der Entspannungspolitik und des Ost-West-Dialogs mit der sich wandelnden UdSSR sowie das Zusammenwachsen Europas.
Wegen Kritik an seinem Führungsstil gibt Genscher sein Amt als FDP-Parteivorsitzender an Martin Bangemann ab.
Auf dem Balkon der bundesdeutschen Botschaft in Prag sagt Genscher: „Wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Nacht ihre Ausreise...“. Das Satzende geht im Jubel Tausender DDR-Flüchtlinge auf dem Botschaftsgelände unter. Später sieht Genscher diesen Moment als Höhepunkt seiner politischen Tätigkeit.
Historisches Treffen von Kanzler Kohl und dem sowjetischen Staatspräsidenten Michail Gorbatschow im Kaukasus. Im Beisein von Genscher gelingt der Durchbruch auf dem Weg zur deutschen Einheit.
Deutschland ist Ende Dezember das erste EG-Land, das Slowenien und Kroatien - wo man Genscher als Volkshelden und „Geburtshelfer“ der Souveränität feiert - anerkennt. Kritiker werfen der Bundesrepublik vor, den Balkankonflikt damit angeheizt und das Ende Jugoslawiens besiegelt zu haben.
Der Vizekanzler und dienstälteste Außenminister tritt auf eigenen Wunsch von seinen Ämtern zurück und wird zum Ehrenvorsitzenden der FDP ernannt.
Genscher scheidet nach 33 Jahren aus dem Bundestag aus.
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Ein echter Vollblut-Politiker geht von uns.
Hans Dietrich Genscher hat unermeßlich viel für die FDP, die politische Kultur in diesem Land, Deutschland, Europa und den Frieden in der Welt getan.
Sein Tod hinterläßt eine nicht schließbare Lücke.
Liebes Handelsblatt,
solch epochalen "Genscher"-Hautsätze sollten richtig zitiert werden (vgl. die vielen Tweets).
Das "Wir sind gekommen ..." bezog sich auf den im Hintergrund agierenden Chef des Bundeskanzleramts Rudolf Seiters, dessen unermüdliche Leistungen Genscher ideal ergänzten.
Danke liebe Herren für das Geleistete.
Gute Reise lieber "Genschmen"
Ruhen Sie in Frieden, Sie haben viel für Deutschland getan.
Wenn ich an Demokraten denke, so habe ich Ihr Bild in meinen Gedanken.
Ein letzter Gruß - aus dem schönen Brandenburg.
Denn allem, was geboren wurde, ist der Tod gewiß,
und gewiß ist Geburt dem, der gestorben ist.
Deshalb darfst du nicht betrauern, was unausweichliche Bestimmung ist.
(BHAGAVAD GITA, Kap. II, Vers 27)
Gute Reise, Herr Genscher!
Leider wieder ein e c h t e r, überzeugender Politiker verstorben.
Ein großes Vorbild.