Führungswechsel Zäsur beim BDI

BDI-Chef Grillo (l) hört zum Jahresende auf. Dieter Kempf wird sein Nachfolger.
Berlin Der künftige BDI-Präsident ist noch lange nicht in Amt und Würden, da gibt er schon seinen Kurs vor. „Die Frage, wie gut wir die Digitalisierung bewältigen, ist die entscheidende Zukunftsfrage für die deutsche Wirtschaft“, sagte Dieter Kempf, bislang Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, am Montag. Die Politik drohe sich beim Thema Digitalisierung zu verzetteln. Er verwies auf sich überschneidende Zuständigkeiten in den Ministerien.
Kempf hat ab Januar 2017 Gelegenheit, seine Vorstellungen gegenüber der Bundesregierung einzubringen. Dann soll er das Amt des BDI-Präsidenten von Ulrich Grillo übernehmen. Am 31. Dezember 2016 endet die Amtszeit Grillos, der dann insgesamt vier Jahre an der Spitze des Verbandes gestanden hat und künftig das Amt eines Vizepräsidenten bekleiden wird. Die BDI-Mitgliederversammlung soll Kempf, Jahrgang 1953, am 28. November in sein neues Amt wählen. Da das BDI-Präsidium sich am Montag einstimmig für den langjährigen Präsidenten des Branchenverbandes Bitkom ausgesprochen hat, gibt es an seiner Wahl Ende November wenig Zweifel.
Die Wahl des studierten Betriebswirtes stellt in mehrfacher Hinsicht eine Zäsur da. In der Regel ist der BDI-Präsident aktiver Unternehmen oder angestellter Manager. Auf Kempf trifft beides nicht zu: Im März 2016 legte er den Vorstandsvorsitz beim Softwareunternehmen Datev in Nürnberg nach knapp 20 Jahren nieder. Kempf betont jedoch, es gehe bei dem BDI-Spitzenamt nicht darum, „einen 63-Jährigen vor der Lethargie der Rente zu bewahren“. Vielmehr freue er sich auf die Aufgabe, „den starken industriellen Kern Deutschlands in die Zukunft zu führen“.
Inhaltlich repräsentiert Kempf eine neue Linie. Ulrich Grillo, Chef der Duisburger Grillo-Werke, steht für die klassische Industrie. Er selbst hat in seiner Amtszeit als BDI-Präsident die Themen Rohstoff- und Energiepolitik in den Fokus gerückt. Kempf dagegen ist der Mann fürs Digitale.
Dieter Kempf bringt Qualitäten mit, die ihn für einen Spitzenjob auf Verbandsebene geradezu prädestinieren. Er spart zwar nicht mit Kritik, aber er bringt sie wohldosiert und gut verpackt an die Frau und den Mann. Denn der gelernte Steuerberater und Honorarprofessor weiß sehr gut, dass er so viel mehr erreicht als mit plumpen Verbalattacken. Dabei hilft dem gebürtigen Münchener seine charmante Art und seine Spitzbübigkeit.
Kempf versteht es blendend, Botschaften zum richtigen Zeitpunkt mit Humor zu transportieren. Er ist wortgewandt und schlagfertig, hat zudem die Fähigkeit, lange zuzuhören und gleichwohl nichts zu vergessen und dann das Ganze auch noch so kurz und knapp auf den Punkt zu bringen, dass es die Diskussion deutlich beschleunigt.