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Gasmarkt LNG-Terminal in Brunsbüttel „könnte Ende 2022 in Betrieb gehen“

Brunsbüttel bewirbt sich als einer von drei Kandidaten für das erste deutsche Terminal für verflüssigtes Erdgas. Im Interview sprechen die Gesellschafter über Fördergelder und Proteste.
11.02.2019 - 17:41 Uhr 1 Kommentar
Ein Kesselwaggon mit der Aufschrift „On the move for you: LNG by rail“ steht vor der Beladung im Elbehafen. Quelle: dpa
Hafen Brunsbüttel

Ein Kesselwaggon mit der Aufschrift „On the move for you: LNG by rail“ steht vor der Beladung im Elbehafen.

(Foto: dpa)

Berlin Die drei Anteilseigener der German LNG Terminal GmbH – die Nederlandse Gasunie, das niederländische Öl- und Gas-Logistik-Unternehmen Vopak und die Oiltanking GmbH aus Hamburg – wollen im März den Genehmigungsantrag für den Bau und Betrieb eines LNG-Terminals in Brunsbüttel stellen. Ende 2019 soll die finale Investitionsentscheidung fallen.

Es gebe ein „bemerkenswert hohes Interesse sowohl im deutschen als auch im europäischen und weltweiten Markt“, sagte Daan Vos (Oiltanking) im Interview mit dem Handelsblatt. Erst in diesen Tagen habe man einen weiteren Vorvertrag mit einem wichtigen Player auf dem Markt für verflüssigtes Erdgas (kurz LNG) geschlossen.

Die potenziellen Investoren setzen auf die Rückendeckung der Bundesregierung. Der Koalitionsvertrag sehe ausdrücklich den Aufbau einer LNG-Infrastruktur in Deutschland vor. Man freue sich „über die Aussicht auf öffentliche Förderung“.

Lesen Sie hier das ganze Interview:

Wie geht es mit dem LNG-Terminal in Brunsbüttel voran?
Daan Vos: Es läuft sehr gut, wir haben innerhalb relativ kurzer Zeit viel erreicht. Anfang des vergangenen Jahres haben wir damit begonnen, das Projekt intensiv voranzutreiben. Bis April 2018 haben wir in einem Open-Season-Verfahren das Interesse des Marktes ermittelt.

Wie war die Resonanz?
Daan Vos: Es gibt ein bemerkenswert hohes Interesse sowohl im deutschen als auch im europäischen und weltweiten Markt. Wir sind sehr zufrieden.

Bislang ist allerdings nur das Interesse von RWE offiziell bestätigt.

Vos ist Managing Director bei Oiltanking West. Quelle: Oiltanking West
Daan Vos

Vos ist Managing Director bei Oiltanking West.

Daan Vos: Wir haben jetzt ein weiteres sogenanntes „Head of Agreement“ (Vorvertrag, Anmerkung der Redaktion) mit einem wichtigen Teilnehmer des LNG-Marktes erzielt. Es geht um die langfristige Nutzung eines beträchtlichen Teils der Kapazität unseres zukünftigen Terminals. Weitere erfolgsversprechende Verhandlungen mit weiteren interessierten Marktteilnehmern laufen. Hierzu werden wir uns wahrscheinlich demnächst äußern. Die Vereinbarung mit RWE hatten wir im vergangenen Jahr bereits öffentlich gemacht.

Und die Genehmigungsseite?
Daan Vos: Es geht voran. Wir hatten Ende Januar einen Erörterungstermin unter Vorsitz der Planungsbehörden, an dem auch Umweltschutzorganisationen, Experten und andere relevante Gruppen teilgenommen haben. Dabei ging es um die wasserrechtliche Planfeststellung und um die immissionsschutzrechtliche Genehmigung im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung. Das war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zum Genehmigungsantrag.

Wann werden Sie den Genehmigungsantrag stellen?
Daan Vos: Wir gehen im Moment davon aus, dass wir im März 2019 den Genehmigungsantrag stellen.

Wann soll die endgültige Entscheidung fallen?

Seventer ist Division President bei Vopak LNG. Quelle: Vopak LNG
Kees van Seventer

Seventer ist Division President bei Vopak LNG.

Kees van Seventer: Wir wollen Ende 2019 die finale Investitionsentscheidung treffen. Wenn man eine Bauzeit von drei Jahren veranschlagt, könnte das Terminal Ende 2022 in Betrieb gehen.

Es gibt Organisationen wie das „Klimabündnis gegen LNG“, die das Projekt sehr kritisch sehen. Wie gehen Sie damit um?
Daan Vos: Wir werden in den kommenden Wochen eine frühzeitige Bürgerbeteiligung einleiten. In zwei Abendveranstaltungen werden wir mit allen Interessierten aus der Region in einen offenen Dialog treten. Diese Veranstaltungen organisieren wir in Kooperation mit dem „Klimabündnis gegen LNG“. Wir sind direkt auf sie zugegangen, um die Veranstaltungen gemeinsam vorzubereiten und durchzuführen. Wir wollen einen transparenten, faktenbasierten Austausch mit allen interessierten Bürgern führen, mit Anwohnern ebenso wie mit den Initiativen, die das Projekt kritisch sehen. Wir haben gute Argumente.

Welche?
Daan Vos: Wir respektieren die Meinung der Kritiker. Aber wir sind zugleich davon überzeugt, dass ein LNG-Importterminal einen sehr positiven Beitrag zum Umweltschutz leistet. LNG ist im Vergleich zum Schiffs- und Lkw-Diesel wesentlich umweltfreundlicher, da deutlich emissionsärmer.

Wir können mit dem Terminal erreichen, dass die Schifffahrt in Deutschland von Schiffsdiesel auf LNG umsteigen kann und damit würde der Ausstoß von Luftschadstoffen drastisch reduziert werden. Allein der Beitrag für die Verbesserung der Luftqualität im Hafen Hamburg wird erheblich sein. Mit dem LNG-Terminal kann Deutschland einen wichtigen Fortschritt im Umweltschutz erreichen.

Wie hoch sind die wirtschaftlichen Risiken?
Daan Vos: Wir sind davon überzeugt, dass das Terminal langfristig wirtschaftlich ein Erfolg wird. Ebenso wie das Gate-Terminal, das zwei unserer Joint-Venture-Partner in Rotterdam betreiben. Unsere Gespräche mit potenziellen Kunden für Brunsbüttel bestätigen unsere Überzeugung. Wir werden nur dann eine positive Investitionsentscheidung treffen, wenn der wirtschaftliche Erfolg sich abzeichnet.

Deutschland wird seit Jahrzehnten mit günstigem Pipelinegas versorgt. Warum sollte der deutsche Gasmarkt das vergleichsweise teure LNG nachfragen?

Ulco Vermeulen ist Mitglied des Vorstands von Nederlandse Gasunie. Quelle: Nederlandse Gasuni
Ulco Vermeulen

Ulco Vermeulen ist Mitglied des Vorstands von Nederlandse Gasunie.

Ulco Vermeulen: Der deutsche Gasmarkt befindet sich im Wandel. Der Ausstieg aus der Kernenergie und aus der Kohle ist beschlossen. Der Bezug von Pipelinegas aus den Niederlanden und aus Norwegen wird in den nächsten Jahren zurückgehen. Ein LNG-Importterminal in Kombination mit einem Tanklager kann einen erheblichen Beitrag zur Diversifizierung der Bezugsquellen und zur Preisoptimierung leisten. Außerdem ist LNG für die maritime Wirtschaft wichtig. Man kann damit den Schiffsverkehr wesentlich umweltfreundlicher machen.

Mit einer geplanten Kapazität von acht Milliarden Kubikmetern hat das Terminal allerdings nicht die erforderliche Größe, um den Markt spürbar zu beeinflussen, oder?
Daan Vos: Das würde ich nicht unterschätzen. Acht Milliarden Kubikmeter entsprechen immerhin zehn Prozent des deutschen Erdgasmarktes des Jahre 2016. Das ist sehr wohl eine nennenswerte Größe. Wir werden einen Genehmigungsantrag für einen Durchsatz von acht Milliarden Kubikmeter sowie wie für zwei Tanks stellen. Dazu gehört auch die seeseitige Infrastruktur für Schiffe, landseitig für LKW und Züge. Und natürlich haben wir bedacht, dass wir weiter ausbauen können, wenn der Markt das verlangt.

Wie wird sich der LNG-Markt in den kommenden Jahren entwickeln?
Kees van Seventer: Wir gehen von einer hohen Dynamik aus. Katar, Australien und USA sind bereits starke Lieferanten, Nigeria und Algerien legen auch zu. Wir sind überzeugt, dass die LNG-Volumina in den kommenden Jahren wachsen werden.

Brunsbüttel ist ja nicht der einzige mögliche Standort für ein LNG-Terminal. Auch Stade und Wilhelmshaven sind im Gespräch. Was spricht aus Ihrer Sicht für Brunsbüttel?
Daan Vos: Wir haben uns für Brunsbüttel entschieden, weil wir eine Reihe eindeutiger Standortvorteile sehen. Dazu gehören die Lage an der Elbmündung, die Nähe zum Nord-Ostsee-Kanal und zum Hamburger Hafen. Ganz wichtig ist auch die Nähe zum ChemCoast-Park. Das ist das größte Industriegebiet in Schleswig-Holstein. Hier sehen wir potenzielle Kunden aus der Industrie.

Warum braucht man überhaupt ein LNG-Terminal in Deutschland, wenn doch die Auslastung der LNG-Terminals in der EU unter 30 Prozent liegt?
Kees van Seventer: Wir leisten mit dem Terminal einen Beitrag zu Diversifizierung des deutschen Gasmarktes. Diversifizierung stärkt den Wettbewerb und bringt Bewegung in die Preise. Davon profitieren die Verbraucher. Das Geschäftsmodell eines unabhängigen LNG-Terminals besteht darin, Speicherkapazitäten und Serviceleistungen zu vermieten und zu verkaufen. Die tatsächliche Auslastung sagt nichts über die Profitabilität aus. Auch ein Terminal mit einer tatsächlichen Auslastung von 30 Prozent kann profitabel sein.

Die Bundesnetznetzagentur betrachtet die Anbindungsleitung für das Terminal nicht als Bestandteil der öffentlichen Gasnetzinfrastruktur. Die Investitionen in die Anbindung lassen sich also nicht über die Netzentgelte wälzen. Was bedeutet das für Ihre Pläne?
Ulco Vermeulen: Nach unserer Überzeugung ist die Anbindungsleitung Teil des bedarfsgerechten Ausbaus der öffentlichen Gasnetzinfrastruktur. Wir haben mit Bedauern zur Kenntnis genommen, dass die Bundesnetzagentur unsere Einschätzung nicht teilt. Wir haben jetzt Beschwerde gegen die Entscheidung der Bundesnetzagentur eingelegt. Wir werden außerdem einen Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz beim OLG Düsseldorf einreichen.

Ziel ist es, dass die Anbindung bis zur Entscheidung über unsere Beschwerde Teil des Netzentwicklungsplans bleibt. Im Kern geht es um die Frage, ob ein Netzbetreiber dazu verpflichtet ist, sein Netz bis zu einem LNG-Terminal zu erweitern. So ist es bei Anlandeterminals von Pipelinegas der Fall. Wir sehen nicht, warum das bei einem LNG-Terminal anders sein sollte. Wir sind optimistisch, dass wir in der Frage zu einer guten Lösung kommen.

Flüssiggas LNG – Ist das die Alternative zum Diesel?

Haben Sie die Rückendeckung der Bundesregierung?
Daan Vos: Der Koalitionsvertrag sieht ausdrücklich den Aufbau einer LNG-Infrastruktur in Deutschland vor. Darum sollte allen Beteiligten daran gelegen sein, die bestmöglichen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Energiediversifizierung und -flexibilisierung und die Verbesserung der Nachhaltigkeit des Mobilitätssektors durch die Bereitstellung des emissionsarmen Kraftstoffs sind auch für die Bundesregierung wichtige Themen.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier hat in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder in Aussicht gestellt, den Bau eines LNG-Terminals mit öffentlichen Mitteln fördern zu wollen.
Daan Vos: Wir reden über eine Investition in dreistelliger Millionenhöhe. Wir freuen uns über die Aussicht auf öffentliche Förderung. Derzeit ist das aber noch nicht konkret, wir reden aber weiter mit der Bundesregierung darüber.

Vielen Dank für das Gespräch.

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1 Kommentar zu "Gasmarkt: LNG-Terminal in Brunsbüttel „könnte Ende 2022 in Betrieb gehen“"

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  • Welche Foerderung? Gibt es eine Foerderung fuer Nordstream? Das Fluessiggas ist teurer
    aber es ist eine Alternative. Es sollte genehmigt werden, aber wer es verkaufen oder vertreiben will muss die Investitionen uebernehmen.

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