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Ehrenamtliche Arbeit

Wie viel Zeit Helfer ehrenamtlich aufbringen können, entscheiden sie selbst.

(Foto: dpa)

Gemeinnütziges Engagement Was bringt mir eigentlich ein Ehrenamt?

Neues Jahr, neuer Vorsatz: Welt verbessern! Wir zeigen dir vier ehrenamtliche Tätigkeiten, mit denen du Gutes tust – und die sich für dich auszahlen.
13.12.2018 - 14:51 Uhr Kommentieren

Dieser Artikel ist am 13. Dezember 2019 bei Orange - dem jungen Portal des Handelsblatts - erschienen.

Unterwürfig hebe ich die Hände über den Kopf: „Okay okay, ich ergebe mich!“ Doch mein Flehen wird nicht erhört. Sie lachen nur. Dann fangen sie an zu schreien und stürzen sich auf mich. Ich bin erledigt! Sechs kleine Hände kitzeln mich erbarmungslos durch. Ich kann kaum atmen. Mein Job im Kindergarten ist ganz schön hart!

Ehrenamtliche Tätigkeiten: 4 Beispiele, die sich lohnen

Damals war ich 14 Jahre alt und habe einmal die Woche nach der Schule in dem Kindergarten gearbeitet, in dem schon ich vor vielen Jahren die Erzieher in die Knie gezwungen habe. Geld habe ich dafür nicht bekommen. Ich habe es für das Engagement getan.

Vielleicht hast du ja auch vor, dich im neuen Jahr zu engagieren. Wir zeigen dir vier Beispiele für ehrenamtliche Tätigkeiten aus unterschiedlichen Bereichen und verraten dir, wie groß Aufwand und Aufwandsentschädigung sind.

1. Freiwillige Feuerwehr: Ein Gehalt ist nicht selbstverständlich

Ehrenamtliche Helfer bilden bei vielen Organisationen das Fundament. Im Jahr 2016 arbeiteten laut Deutschem Feuerwehrverband knapp dreißig Mal so viele Menschen bei der Freiwilligen Feuerwehr wie bei der Berufsfeuerwehr.

Freiwillige Feuerwehrleute sind in der Regel in ganz normalen Berufen tätig. So kann es sein, dass deine Bäckerin, dein Lehrer oder deine Uni-Freundin den nächsten Brand löschen. Sie führen einen Piepser mit sich, der los geht, wenn es irgendwo brennt. Dann fahren sie zum nächsten Feuerwehrhaus, wo die Ausrüstung, die Geräte und die Einsatzfahrzeuge bereit stehen.

Laut den Landesfeuerwehrgesetzen muss eine Firma ihre Mitarbeiter, die für die Freiwillige Feuerwehr arbeiten, im Brandfall freistellen. Dennoch kann jede Ehrenamtliche selbst entscheiden, ob sie zum Einsatz fährt oder nicht.

Der Zeitaufwand für dieses Ehrenamt ist – wenn man es gewissenhaft betreibt – sehr hoch. Theoretisch ist man jeden Tag 24 Stunden im Dienst. Nicht nur der Einsatz kostet Zeit. Dazu gehören auch das Aufräumen danach und die Pflege der Geräte.

Freiwilliger Feuerwehr beitreten? 160 Stunden Grundausbildung!

Bevor man allerdings an einem Einsatz teilnehmen darf, muss man eine Grundausbildung abschließen. Die Freiwillige Feuerwehr in Hamm – eine der größten in NRW – übernimmt die Kosten dafür. Die Grundausbildung dauert insgesamt 160 Stunden. Der Unterricht findet in aller Regel abends oder an den Wochenenden statt, damit er sich nicht mit dem Hauptberuf überschneidet.

Darüber hinaus gibt es Dienstabende, bei denen die Kameraden beispielsweise gemeinsam den Ernstfall proben. Der Dienstplan wird in Hamm jeweils für ein Jahr festgelegt. Für besonders Fleißige besteht außerdem immer die Möglichkeit, sich fortzubilden. Eine Aufwandsentschädigung zahlt die Freiwillige Feuerwehr Hamm nach eigenen Angaben nicht, die Mitarbeit ist ein reines Hobby.

Mitmachen kann jeder ab 18 Jahren, der flexibel ist und Spaß daran hat, Menschen zu helfen. Interessenten, die noch nicht volljährig sind, können ab dem zehnten Lebensjahr mit der Jugendfeuerwehr anfangen. Einen besonderen Abschluss braucht man bei der Freiwilligen Feuerwehr grundsätzlich genau so wenig, wie man eine Sportskanone sein muss.

2. Übungsleiter: Aufwandsentschädigung ist immer unterschiedlich

Ein Ehrenamt, für das man durchaus körperlich fit sein muss, ist das des Trainers, oder auch Übungsleiterin. Ob Fußball, Schwimmen oder Tanzen: Viele Menschen, die sich auf diese Weise engagieren, haben den jeweiligen Sport zuvor selbst jahrelang ausgeübt und wollen ihr Wissen weitergeben.

Als Tanzlehrerin in einem Karnevalsverein beschränkt sich die Arbeit beispielsweise saisonbedingt auf die Monate Oktober bis Februar. Als Fußball- oder Schwimmtrainer hingegen ist man meist das ganze Jahr im Dienst. Da es feste Trainingszeiten gibt, ist das Ehrenamt des Trainers recht unflexibel. Ein Vorteil ist es, wenn sich mehrere Trainer abwechseln können.

Die meisten Vereine trainieren zweimal pro Woche für 90 bis 120 Minuten. Hinzukommen Wettkämpfe, Spiele oder Auftritte. Während man für diese Extratermine beim Fußball mit knapp vier Stunden pro Spieltag ganz gut weg kommt, ist es bei Schwimmwettkämpfen durchaus üblich, dass ein ganzes Wochenende draufgeht.

Ob es Geld für das Traineramt gibt, ist von Verein zu Verein so unterschiedlich wie die Sportarten selbst. Ich kenne Fußballtrainer, die keinen Cent für ihre Arbeit bekommen, während andere sogar einen dreistelligen Betrag pro Monat verdienen.

Ein Schwimmverein in meiner Heimat Lünen macht es so, dass die Qualifikation über die Aufwandsentschädigung entscheidet. Trainer mit Sportassistenzschein bekommen als Dankeschön 7,50 Euro pro Stunde. Mit einer sogenannten C-Lizenz gibt es sogar zehn Euro pro Stunde. Selbst ohne bescheinigte Qualifikation darf man sich dort über einen kleinen Obolus von drei bis vier Euro freuen. Im Münstertaler Karnevalsverein gibt’s immerhin eine Schachtel Pralinen als Anerkennung.

Doch ganz unabhängig davon, ob und wie man finanziell entlohnt wird, nimmt man einen ganzen Strauß an sozialen Kompetenzen mit nach Hause. Das Leiten großer Gruppen schult offensichtlich die Führungsqualität. Man lernt, sich Gehör zu verschaffen, was im Berufsleben sehr wertvoll ist. Das Erstellen von Trainingsplänen fördert zudem das eigene Organisationstalent.

3. Ehrenamt in der Politik: 25 Euro für Wahlhelfer

Organisationstalent ist auch das Steckenpferd politischer Ehrenämter. Als Mitglied der Jusos, der Jugendgruppe der SPD, schnupperte ich mit 13 Jahren das erste Mal etwas Lokalpolitik. Einmal die Woche trafen wir uns in der örtlichen Parteizentrale, um eine ellenlange Liste an Tagesordnungspunkten abzuarbeiten. Wir bombardierten uns mit Verbesserungsvorschlägen für die neue Nachtbuslinie, fachsimpelten über die jüngste Podiumsdiskussion mit den anderen Parteien und planten Veranstaltungen, Aktionen und Feste.

Platz dafür war in meinem Terminkalender allemal. Einmal alle zwei Wochen und dann auch noch abends? Kein Problem. Vier Stunden mussten wir allerdings immer für die Sitzungen einplanen. Politiker reden nämlich gern – auch lokale. Hinzukamen gemeinsame Auftritte bei öffentlichen Veranstaltungen, um die Partei zu repräsentieren. Statt Geld gab es für dieses Engagement anerkennende Worte von Lehrerinnen oder älteren Verwandten.

Eine andere Möglichkeit sich ehrenamtlich in der Politik einzubringen ist die Arbeit als Wahlhelfer. Das können alle werden, die deutsche Staatsangehörige und wahlberechtigt sind. Das heißt: Bei der Bundestagswahl muss der Wahlhelfer 18 Jahre, bei der Kommunalwahl in einigen Bundesländern sogar nur 16 Jahre alt sein. Darüber hinaus darf der Wahlhelfer nicht selbst zur Wahl stehen oder ein naher Angehöriger eines Kandidaten sein.

Bei diesem Ehrenamt handelt es sich um eines der wenigen, das nicht unbedingt freiwillig ist. Selbstverständlich gibt es viele Leute, die sich aus freien Stücken auf diese Stelle bewerben. Tun das aber nicht genug Menschen, kann dich der Staat zur Hilfe bei der Wahl verpflichten. Nach Paragraf 11 des Bundeswahlgesetzes muss jeder, der dazu berufen wird, das Ehrenamt annehmen – außer in besonderen Ausnahmefällen.

Der Zeitaufwand ist dafür überschaubar. Am Wahlsonntag ist man etwa eine Stunde vor Wahlbeginn um acht Uhr vor Ort und darf nach Hause, sobald alle Stimmen nach 18 Uhr ausgezählt sind. Dafür hat man bis zur nächsten Wahl frei.

Wahlhelferinnen überprüfen, ob die Wähler auch wahlberechtigt sind – falls ja, geben sie ihnen Stimmzettel aus. Sie zählen außerdem, wie viele Wählerinnen an der Wahl teilnehmen und wie viele Stimmen die einzelnen Parteien und Kandidatinnen bekommen haben. Dafür steht ihnen als Aufwandsentschädigung das sogenannte Erfrischungsgeld zu, dass von Kommune zu Kommune variieren kann. Laut Paragraph 10 der Bundeswahlordnung beträgt es 25 Euro.

4. Ehrenamt mit Tieren: Gassi gehen für den guten Zweck

Von diesem Geld könnte man zum Beispiel knapp 25 Dosen Tierfutter kaufen und sie einem Tierschutzverein spenden. Die Dankbarkeit dort ist erfahrungsgemäß besonders groß, denn die Menschen, die dort arbeiten, sind mit vollem Herzen dabei, um den Tieren ihr Leben zu erleichtern. Wer mit seiner Tierliebe etwas Gutes tun will, ist hier also gut aufgehoben.

Es gibt viele Aufgabenfelder, die bedient werden müssen. Während die Mutter einer Freundin im Auftrag des hiesigen Tierschutzvereins beispielsweise einmal die Woche Katzen füttert und im Notfall Tiere aus verwahrlosten Wohnungen rettet, füllen andere ihr Ehrenamt mit dem Kuscheln oder Ausführen von Tierheim-Tieren.

Wiederum andere bieten sich ehrenamtlich als Pflegestelle für verletzte oder heimatlose Tiere an. Hobby-Handwerker können Tierheimen bei Reparaturen helfen. Die Liste ist endlos lang.

Zeitlich ist man in diesen Ehrenämtern in der Regel recht flexibel. Man selbst entscheidet, wie oft man aushilft. Allerdings sollte man seine Bereitschaft dem Heim gut kommunizieren, damit sie wissen, wann sie sich auf die Ehrenamtlichen verlassen können. Nur Geld gibt es dafür meist nicht. Im Gegenteil. Wer sich beispielsweise um ausgesetzte Tiere kümmert, zahlt sogar noch für Grundausstattung und Futter – eben so, als wäre es das eigene Haustier.

Warum gibt es nur für manche Ehrenämter Aufwandsentschädigungen?

Wie kann es überhaupt sein, dass man für manche Ehrenämter Geld bekommt? Die Frage ist leicht zu beantworten: Ob den Ehrenamtlichen finanziell oder auf andere Weise gedankt wird, entscheidet jeder Verein und jede Organisation selbst. Zwar ist ein Ehrenamt per Definition unvergütet – eine Aufwandsentschädigung ist aber dennoch erlaubt.

Diese kann einerseits die Ausgaben ausgleichen, die du durch deine freiwillige Tätigkeit hast. Andererseits kann sie dich auch einfach für die Zeit entschädigen, die du dafür aufwendest. Überschreitet der Betrag die Grenze von 720 Euro im Jahr nicht, musst du dafür nicht einmal Steuern zahlen. Das ist die sogenannte Ehrenamtspauschale nach Paragraph 3, Absatz 26a des Einkommensteuergesetzes.

Eine andere Art, sich für die freiwillige Hilfe erkenntlich zu zeigen, ist die Ausgabe der sogenannten Ehrenamtskarte. Mit der erhalten die Ehrenämtler günstigeren Eintritt – beispielsweise in Schwimmbädern oder Museen.

Die Voraussetzungen sind allerdings auch hier überall verschieden. Mal vergibt das Land die Karte, mal die Kommunen. Während man etwa in Sachsen nur ein Jahr im Ehrenamt tätig sein muss, um die besondere Bonuskarte zu bekommen, sind es in Aachen schon fünf. In den jeweiligen Bestimmungen ist außerdem geregelt, welchen Zeitumfang das Ehrenamt haben muss.

Wer sich wirklich engagieren will, der schafft das auch. Die Ausrede „Ich habe keine Zeit“ gilt hier nicht. Jeder Ehrenamtliche kann  selbst entscheiden, wie viel Zeit er in das Ehrenamt stecken möchte. Von „Jeden Abend im Flüchtlingsheim“ über „Zweimal die Woche im Fußballverein“ bis hin zu „Einmal im Jahr ins Kinderhospiz“ sind hier keine Grenzen gesetzt. Somit stehen auch einem Studenten mit zwei Nebenjobs oder eine Managerin mit vollem Terminkalender alle Türen offen, um dort zu helfen, wo es am nötigsten ist.

Immerhin sind es laut Statista fast 15 Millionen Menschen, die sich in Deutschland ehrenamtlich engagieren – also jeder Sechste. Wer helfen will, aber keine Ahnung hat, in welche Sparte er passt, kann auf der Website planet-beruf.de von der Bundesagentur für Arbeit den Test machen. Ob mit einem Lächeln in der Suppenküche einer gemeinnützigen Organisation oder mit erhobenen Händen in der Turnhalle eines Kindergartens – der Wille zählt!

Mehr: „Dramatische Einnahmeverluste“ – Sportvereine kämpfen ums Überleben

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