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Gesundheitsökonom „Enorme Wirtschaftsschäden durch Hygienemängel“

Nach dem Tod dreier Säuglinge im Mainzer Uniklinikum ist eine generelle Debatte über die Hygiene-Vorschriften in deutschen Krankenhäusern ausgebrochen. Der Kölner Gesundheitsökonom Sebastian Krolop schätzt, dass bis zu einer Million Patienten jedes Jahr an Infektionen erkranken, weil Ärzte und Pflegekräfte Regeln missachten. Das verursache hohe ökonomische Kosten.
25.08.2010 - 06:45 Uhr Kommentieren

DÜSSELDORF. "Das Hygiene-Problem kommt die deutsche Volkswirtschaft teuer zu stehen", sagte der Geschäftsführer der Unternehmensberatung Admed, die auf Kliniken spezialisiert ist, Handelsblatt Online. "Auch wenn die direkten und indirekten Kosten dieses Problems nur schwer zu quantifizieren sind, so ist der Schaden für die Krankenkassen, privaten Krankenversicherungen und letztlich für den Steuerzahler enorm." Pro Jahr werde eine Summe von 1,3 Milliarden Euro pro Jahr angenommen, die das Gesundheitssystem zusätzlich schultern müsse.

Die schwerkranken Kleinkinder in der Uniklinik hatten eine mit Bakterien verseuchte Nährlösung erhalten. Es ist noch nicht eindeutig geklärt, ob das die Todesursache war.

Krolop, der auch regelmäßig für das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen Studien erstellt, kritisierte, dass "einige" Bundesländer ihrer Verantwortung in Sachen Hygiene nur "unzureichend" nachkämen. Nur wenige Länder hätten eine Hygiene-Verordnung. "Wichtig wäre eine Vereinheitlichung der Vorschriften, die dann für alle gilt." Das könnten die Länder selbst regeln, sagte der Ökonom. Doch leider sei der Föderalismus in Deutschland in dieser Frage bisher "immer sehr hinderlich" gewesen. "Wenn aber nichts geschieht, sollte der Bund die Sache in die Hand nehmen und eine bundesweit verbindliche Verordnung erlassen", sagte Krolop. "Mit einer einem zentral abgestimmten Konzept könnte man einen Großteil der Keime viel wirkungsvoller bekämpfen."

Krolop regte zudem an, dass die Krankenhäuser oder notfalls die Krankenkassen für mehr Hygiene-Transparenz sorgen. "Möglich wäre, dass sie Krankenhausinfektionen öffentlich machen", sagte der Ökonom. "Patienten können sich viel besser ein Bild über den Zustand einer Klinik machen, wenn sie über die Komplikationsraten Bescheid wissen." Krolop schätzt, dass zwischen 500.000 und einer Million Patienten jedes Jahr an Infektionen erkranken, weil Ärzte und Pflegekräfte einfache Hygienestandards wie Desinfizieren der Hände oder das Tragen von Gummihandschuhen und Mundschutz nicht einhalten. "Bei Patienten auf Intensivstationen liegt das Infektionsrisiko sogar bei über 15 Prozent", fügte er hinzu.

Krolop sprach in diesem Zusammenhang von einer "relativ laschen Hygiene" in einigen Krankenhäusern, die dazu führe, "dass durch die anschließende schrotflintenartige Antibiotika-Behandlung eines Patienten resistente Keime regelrecht gezüchtet werden". Deswegen seien "klare Hygiene-Regeln" umso wichtiger.

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