Gesundheitspolitik Studie: Ohne Privatpatienten hätten Ärzte Milliardeneinbußen

Knapp 8,8 Millionen Menschen in Deutschland sind in der privaten Krankenversicherung.
Berlin Karl Lauterbach lässt keinerlei Zweifel aufkommen, welches Ziel er mit den von der Großen Koalition beschlossenen Verbesserungen für Kassenpatienten bei der Terminvergabe in Arztpraxen verfolgt. Der führende Gesundheitspolitiker der SPD weist gerne darauf hin, dass er das im Mai in Kraft getretene Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) als Schritt in Richtung der von seiner Partei gewünschten einheitlichen Bürgerversicherung im Gesundheitssystem sieht.
Mit Zusatzhonoraren sollen Ärzte dazu gebracht werden, Kassenpatienten in ihren Praxen schneller dranzunehmen. „Sonst wird es nie so sein, dass gesetzlich Versicherte mit Privatpatienten konkurrieren können“, machte Lauterbach einmal deutlich.
Mit der Union ist eine Abschaffung der privaten Krankenversicherung (PKV) aber nicht zu machen. Auch die Ärzteschaft fordert, am dualen Krankenversicherungssystem festzuhalten. „Die private Krankenversicherung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Stabilisierung der wirtschaftlichen Situation niedergelassener Ärzte und zur Sicherstellung einer flächendeckenden ambulanten Versorgung für alle Patienten“, sagte der Chef der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, dem Handelsblatt.
Den ganz überwiegenden Teil der Kosten im Gesundheitswesen trägt die gesetzliche Krankenversicherung (GKV). Allerdings generieren Privatpatienten durch höhere Arzthonorare oder die umfangreichere Erstattung von Leistungen und Arzneimitteln einen Mehrumsatz, der laut einer aktuellen Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV im Jahr 2017 auf den neuen Rekordwert von 13,23 Milliarden Euro gestiegen ist. Diese Summe würden die medizinischen Leistungsanbieter pro Jahr an Einnahmen einbüßen, wenn sie mit den Privatversicherten nach den Regeln der GKV abrechnen müssten.
Bei den niedergelassenen Ärzten und Zahnärzten wirkt sich das besonders stark aus. Die PKV stellen nur knapp elf Prozent der Versicherten, diese zahlen der dem Handelsblatt vorliegenden Studie zufolge aber 23 Prozent der ärztlichen und 26 Prozent der zahnärztlichen Versorgung. In den Haus- und Facharztpraxen entsteht durch Privatversicherte demnach ein Mehrumsatz von 6,43 Milliarden Euro, bei den Zahnarztpraxen sind es 3,2 Milliarden Euro.
Auf eine ambulante Arztpraxis in Deutschland heruntergerechnet betragen die zusätzlichen Einnahmen mehr als 54.000 Euro. Das Geld würde fehlen, wenn die Mediziner von heute auf morgen nach den Regularien der gesetzlichen Krankenversicherung abrechnen müssten. Dort sind die Budgets für Patienten begrenzt, Vergütung und Leistungskatalog stärker eingeschränkt. Für manche Praxis könnten derartige Einschnitte existenzgefährdend sein.
Florian Reuther, Direktor des Verbands der Privaten Krankenversicherung, verweist darauf, dass Praxen in ländlichen Regionen überdurchschnittlich stark profitieren. „Denn im Vergleich zu städtischen Gebieten ist der Altersschnitt der Bevölkerung und der Privatversicherten auf dem Land meist höher – und damit steigt auch der PKV-Mehrumsatz zugunsten der Arztpraxen auf dem Land“, sagte Reuther dem Handelsblatt.
Angleichung der Honorare?
Knapp 8,8 Millionen Menschen in Deutschland sind in der PKV. Der Studie zufolge hat ihre Bedeutung für die Finanzierung des Gesundheitswesens über die Jahre zugenommen. Seit 2007 sei der Mehrumsatz durch Privatpatienten um 2,75 Milliarden Euro angestiegen, was 26 Prozent entspreche.
Der PKV-Anteil an den Gesundheitsausgaben sei in allen Leistungsbereichen überproportional – von der Arztbehandlung über Medikamente und Leistungen wie Physiotherapien bis zu medizinischen Hilfsmitteln wie Rollstühlen. Im Krankenhaussektor fällt der Mehrumsatz mit knapp 700 Millionen Euro allerdings eher gering aus. In Kliniken gelten für Private und Gesetzliche identische Honorarsätze. Zusatzausgaben entstehen lediglich für Wahlleistungen wie Einbettzimmer oder Chefarztbehandlung.
Die Große Koalition lässt eine Angleichung der Honorare bei den GKV und PKV auch bei niedergelassenen Ärzten prüfen. Eine Expertenkommission soll bis Ende des Jahres einen Bericht vorlegen, ob und wie die unterschiedlichen Gebührenordnungen im gesetzlichen und privaten System zusammengeführt werden können.
Die SPD hatte die Einsetzung der Honorarkommission in den Koalitionsvertrag reinverhandelt. Ob die Vorschläge aber in ein Gesetz münden, darf angesichts des Widerstands in der Union bezweifelt werden.
Mehr: Lesen Sie hier, warum es in Deutschland überhaupt das duale Krankenkassensystem gibt.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
„Privatpatienten bringen Ärzten hohe Einnahmen, zeigt eine Studie der privaten Krankenkassen.“
Die Folgen dieser hohen Einnahmemöglichkeit für die Ärzte können die PKV Versicherten an Ihren jährlichen Prämienerhöhungen spüren.
Hier mal mein Versichertenverlauf.
Bin seit 40 J. PKV versichert jetzt 71 Jahre.
Habe in 2006 eine Tarifreduzierung durchgeführt hier meine Prämienentwicklung.
1.1.08) + 29,97 %
1.1.09) + 32,82%
1.1.11) + 18,78%
1.1.15) + 10%
1.1.16) + 23,7%
1.1.18) + 37,24%
Zusammenfassend ist meine PKV Prämie bezogen auf die Anfangsprämie 2006 um sagenhafte 282 % gestiegen.
Der Prämienanteil meiner PKV liegt über 50 % meiner Rente.
Es ist eine Schande dass es in unserem Sozialstaat eine Krankenversicherung, gibt die viele PKV Versicherte in Rente in den RUIN treibt.
Die BÜRGERVERSICHERUNG sollte eingeführt werden.