GfK Konsumklimaindex Was das Konsumklima eigentlich aussagt
Auch wenn viele Haushalte seit der Corona-Pandemie gespart haben, wird der private Konsum weiterhin zurückhaltend sein, das schätzt Rolf Bürkl von der Nürnberger GfK. „Der Konsum wird in diesem Jahr – wie bereits 2020 – keine Stütze der Konjunktur sein.“ Gedämpft wurde die Kauflust auch durch das Auslaufen der Mehrwertsteuersenkung zum Jahreswechsel: Verbraucher hatten wegen der zeitweise niedrigeren Steuersätze Anschaffungen auf das zweite Halbjahr 2020 vorgezogen. Diese Käufe fehlen nun in diesem Jahr.
Doch Volkswirte sehen für den Konsum nicht völlig schwarz: Das insgesamt starke Wachstum im dritten Quartal 2020 habe gezeigt, „wie schnell sich das wirtschaftliche Leben erholt, wenn die Corona-Beschränkungen erst einmal fallen“, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer.
Die Bundesregierung rechnet inzwischen mit 3,5 Prozent Wachstum, während 2020 die deutsche Wirtschaftsleistung um 4,9 Prozent eingebrochen war. „Dieses Jahr ist das Jahr, in dem wir die Trendwende endgültig schaffen“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). „Wir werden den Wirtschaftseinbruch nicht nur stoppen, sondern wir werden ihn umkehren. Wir haben spätestens 2022 wieder die alte Stärke erreicht.“
Konsumklima - Stand August 2021
Diesen Trend zeigt auch die Berechnung des Konsumklimas. Von minus 23 Punkten im Mai 2020 ist der Index im Juli 2021 auf minus 0,3 Punkte gestiegen. Im August 2021 sank das Konsumklima wieder minimal auf minus 0,4 Punkte. Für den Monat September prognostiziert die GfK einen weiteren Rückgang des Konsumklimas um 0,8 Punkte auf minus 1,2 Punkte. Die sinkende Anschaffungsneigung der Deutschen führt in den letzten zwei Monaten zu einer steigenden Sparneigung. Das bewirkt letztendlich, dass das Konsumklima in den Monaten Juli, August und voraussichtlich auch im September 2021 wieder sinkt.
Doch wie kommen diese Zahlen eigentlich zustande? Wer misst sie, und was sagen sie aus? Alle Informationen zum GfK Konsumklima-Index finden Sie hier.
GfK Konsumklima – Was ist das?
Das Konsumklima wird von GfK erhoben. Das Unternehmen misst, ob Menschen gerade bereit sind, Geld auszugeben. Das ermöglicht Schlussfolgerungen auf die Stimmung von Bürger und Verbrauchern. Die Grundannahme ist, dass Menschen bei guter Stimmung und einem Gefühl der Sicherheit in Bezug auf ihr Einkommen und die politische Lage eher bereit sind, Geld auszugeben, als in Krisenzeiten.
So ist zum Beispiel zu Beginn der Pandemie, als noch viel Unklarheit herrschte, der Index gesunken. Mai 2020 war der niedrigste Wert, der je gemessen wurde. Das heißt: Menschen haben ihr Geld eher beisammengehalten, wussten sie schließlich nicht, ob sie in Kurzarbeit gehen oder sonst irgendwelche Kosten auf sie zukommen.
Die GfK arbeitet hier im Auftrag der EU-Kommission und befragt monatlich rund 2000 Verbraucher. Dabei werden alle Ausgaben abgefragt: Also wie viel die Deutschen für ihren Urlaub ausgeben, für Friseurbesuche, Wellness-Behandlungen, aber auch für Miete oder Lebensmittel. Laut GfK macht der Einzelhandel davon nur etwa 30 Prozent der gesamten Konsumausgaben aus. 70 Prozent der Kosten zahlen Verbraucher für Lebenshaltung, Gesundheitsdienstleistungen oder zusätzliche Luxusgüter.
- Das Konsumklima beschreibt also, wie die Verbraucher zu möglichen Investitionen stehen.
- Das Stimmungsbarometer zeigt, ob wir bereit sind, Geld für Dinge auszugeben.
So wird das Konsumklima berechnet
Nach Angaben der GfK wird folgende Methode zur Berechnung des Konsumklimas genutzt. Der Indikator Konsumklima ist unterteilt in fünf Einzelindikatoren. Konjunktur-, Preis- und Einkommenserwartung sowie Anschaffungs- und Sparneigung. Diese Indikatoren werden durch einzelne Fragen ermittelt. 2000 Befragte werden beispielsweise gefragt, was sie glauben, wie sich die Preise und die Wirtschaftslage entwickelt haben und ob sie es für ratsam halten, aktuell etwas zu sparen.
Diese Antworten werden ausgewertet. Die einzelnen Bereiche werden miteinander verrechnet. Die abschließende Konsumklima-Wert ergibt sich letztlich aus einer umfangreichen Regressionsanalyse. Dabei bilden die privaten Konsumausgaben die abhängige Variable. Die unabhängige Variable sind die Einkommenserwartung und die Anschaffungs- und Sparneigung. Das heißt: Je nachdem, wie sich die Erwartungen an das Einkommen oder zum Sparen verändert, passt sich die Variable Konsumausgabe an.
Die Regressionsanalyse dient dazu, diese Veränderung über verschiedene Zeitpunkte zu erfassen, und zeigt so einen Trend an. Damit bietet das Modell die Möglichkeit, eine Prognose für die Zukunft zu treffen, also wie hoch die Konsumausgaben in den kommenden Monaten vermutlich sein werden.
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Das Konsumklima wird jeweils in Punkten angezeigt. Diese lassen sich aber auch in Wachstumsraten des privaten Konsums umrechnen. Wird der Konsumklimawert durch 10 dividiert, so erhält man die Zuwachsrate des realen privaten Verbrauchs in Prozent gegenüber dem jeweiligen Vorjahreszeitraum.
Beispiel: Ein Konsumklima-Wert von 3,5 Punkten im August 2009 deutet darauf hin, dass aus Sicht der Konsumenten der reale private Verbrauch um etwa 0,3 bis 0,4 Prozent gegenüber August 2008 zunehmen wird. Also Bürger durchaus erwägen, für größere Summen einzukaufen.
Entwicklung des Konsumklimas seit Corona
Im März 2020 war der erste Corona-Lockdown in Deutschland. Der Einzelhandel durfte nur für Kunden auf Termin öffnen und musste später komplett schließen. Mit dem ersten bundesweiten Lockdown vom 22. März bis 4. Mai 2020 gingen laut der Bundesagentur für Arbeit bis zu sechs Millionen Arbeitnehmer in Kurzarbeit.
Demnach sank die vom GfK gemessene Einkommenserwartung und Anschaffungsneigung. Das Konsumklima erreichte im Mai 2020 mit minus 23,1 Punkten einen historischen Tiefpunkt. Laut GfK erholte sich die Verbraucherstimmung aber wieder. Im Juni 2021 liegt die Verbraucherstimmung immer noch im negativen Bereich, hellt sich aber auf minus 6,9 Punkte auf. Während der Finanzkrise lag das Konsumklima noch im positiven Bereich bei 2,6 Punkten. Vor der Pandemie lag der Wert meist zwischen 9 und 10 Punkten.
Konsumklima, seit der ersten Lockerung der Corona-Maßnahmen für Geimpfte und Genesene, ab dem 9. Mai 2021:
Monat | Konsumklima |
September 2021* | -1,2 |
August 2021 | -0,4 |
Juli 2021 | -0,3 |
Juni 2021 | -6,9 |
Mai 2021 | -8,6 |
*Prognose laut GfK für September 2021
Konsumklima, nach Verschärfung der Corona-Maßnahmen ab dem 2. November 2020:
Monat | Konsumklima |
April 2021 | - 6,1 |
März 2021 | -12,7 |
Februar 2021 | - 15,5 |
Januar 2021 | -7,5 |
Dezember 2020 | -,6,8 |
November 2020 | -3,2 |
Konsumklima bis zum „Lockdown light“ am 2. November 2020:
Monat | Konsumklima |
Oktober 2020 | - 1,7 |
September 2020 | -1,8 |
August 2020 | -0,2 |
Juli 2020 | -9,4 |
Juni 2020 | -18,6 |
Mai 2020 | -23,1 |
Die Daten der aktuellsten GfK-Erhebung spiegeln eine konjunkturelle Aufbruchsstimmung wider. Es ist zu erwarten, dass der Konsum der Verbraucher in der zweiten Jahreshälfte 2021 wieder steigt. Diese Prognose dürfte durch die kommenden Lockerungen der Corona-Maßnahmen gestützt werden.

Entwicklung des Konsumklimaindikators im Verlauf der letzten Jahre.
Quelle: GfK-Studie
Der GfK-Mitarbeiter Rolf Bürkl sagt zur aktuellen Konsumentwicklung: „Deutlich steigende Inzidenzen, ein Nachlassen der Impfdynamik sowie die Diskussionen darüber, wie künftig mit ungeimpften Personen umgegangen werden soll, haben die Konsumenten spürbar verunsichert. Sie befürchten, dass Beschränkungen sogar wieder verschärft werden könnten. Dies drückt derzeit offenbar auf die Konsumstimmung.“
Zudem spielt die Inflation eine immer größere Rolle für die deutsche Wirtschaft. Die Lebenshaltungskosten seien so laut Statistischem Bundesamt im Juli 2021 um 3,8 Prozent gestiegen. Eine noch höhere Preissteigerung gab es mit 4,3 Prozent zuletzt im Dezember 1993.
„Die Preise steigen bereits seit Mitte des Jahres rasant an“, so Bürkl weiter. Dies dämpfe nach Erfahrungswerten die Kauflaube der Deutschen und angesichts der andauernden Niedrigzinsphase empfinden die Bundesbürger die Inflation noch bedrohlicher als ohnehin schon, erklärt der Konsumexperte.
Die Grenzen der Berechnung des Konsumklimas
Die Bewertung des Konsumklimas des GfK hat allerdings auch seine Grenzen. Die Bewertung erfasst alle privaten Ausgaben wie Miete, Versicherungen, Lebensmittel, Urlaub und Ausgaben für Kleidung und vielleicht Technik. Doch anders als der Name Konsum vielleicht andeutet, sind keineswegs nur Ausgaben im Einzelhandel gemeint.
Da die Lebenshaltungskosten gestiegen sind, bleibt nur ein Anteil von 24,4 Prozent des Einkommens für privaten Konsum wie Möbel, Schuhe, aber auch Restaurantbesuche und Dienstleistungen. Daher kann es vorkommen, dass etwa die Arbeitslosigkeit zunimmt, die Umsätze im Handel sinken und das Konsumklima dennoch unverändert bleibt oder gar steigt. Er gibt schließlich nur an, wie die Befragten die wirtschaftliche Entwicklung bewerten. Ob sich jemand dabei auf ökonomische Daten stützt, ist zu bezweifeln.
Wie bei allen statistischen Verfahren kann die Berechnung daher nur so gut sein, wie das dahinterstehende Messmodell und die Aussagen der Befragten. Dabei ist zu erwarten, dass beispielsweise die Frage, wie sich die die finanziellen Lage des Haushalts in zwölf Monaten entwickeln werde, nur sehr grob beantwortet werden kann. Denn der Zeithorizont ist etwa bei einer befristeten Anstellung nur schwer zu planen.
Auch beeinflussen wirtschaftliche Ereignisse die Stimmung der Befragten. Haben gerade alle erlebt, wie Deutschland von einem auf den anderen Tag in den Lockdown gehen kann, ist die Einschätzung für die Zukunft vorsichtiger. Daher ist der Konsumklima ein gutes Stimmungsbarometer. Für eine genaue Analyse bedarf es jedoch konkrete ökonomische Messdaten.
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