Gigafactory in Brandenburg „Kontaminierung des Grundwassers nicht ausgeschlossen” – Wasserversorger fürchtet geplante Tesla-Batteriefabrik

Der Tesla-Gründer bekommt Gegenwind von einer Brandenburger Wasserbehörde.
Berlin Angesichts der Pläne für eine Batteriefabrik auf dem Tesla-Werksgelände in Brandenburg gibt es Warnungen vor Risiken für das Grundwasser. Der zuständige Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) hält die Sicherheit für nicht gewährleistet und schlägt Alarm.
„Unsere Sorge ist, dass bei Störfällen, insbesondere in der geplanten Batteriefabrik, eine Kontaminierung des Grundwassers nicht ausgeschlossen werden kann“, sagte Verbandschef André Bähler dem Handelsblatt. „Die Folgen für das geschützte Trinkwasser wären nicht auszudenken.“ Bähler fordert, in einem Gutachten die Gefahren für das Grundwasser durch die geplante Batteriefabrik zu bewerten.
„Außerdem sollte Tesla klare Zusicherungen geben, mit welchen Maßnahmen das Grundwasser geschützt wird, sollte es zu Störfällen kommen“, sagte Bähler weiter. „Falls Tesla die mit der Batterieherstellung verbundenen Wasserrisiken nicht nachvollziehbar beherrschen kann, wäre es geboten, die Zulassung dafür erst gar nicht zu erteilen, immerhin befinden wir uns in der Trinkwasserschutzzone.“ Das Projekt sieht Bähler dadurch aber nicht infrage gestellt, weil Tesla die Batterien dann vermutlich an einer anderen Stelle produzieren würde.
Die Bedenken sind auch Gegenstand einer derzeit laufenden Online-Erörterung von mehr als 800 Einwänden gegen die Tesla-Ansiedlung. Die meisten Kritikpunkte beziehen sich auf Fragen der Wassersicherheit und möglicher Störfälle. Die Erörterung soll an diesem Donnerstag abgeschlossen werden.
In dem Online-Konsultationsverfahren, das nur einen schriftlichen Austausch vorsieht, zweifeln Kritiker das Konzept Teslas zum Umgang mit Störfällen an. Das Unternehmen schreibt dazu, Tesla werde die Forderung nach einem tragfähigen Störfallkonzept im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben erfüllen. „Grundsätzlich werden als mögliche Gefahren Stofffreisetzung, Brand und Explosion betrachtet, wobei dies von dem Stoff abhängt.“ Die Zielvorgaben eines Gutachters im Zusammenhang mit gefährlichen Stoffen und Sicherheitsabständen seien im Antrag berücksichtigt.
Die endgültige Baugenehmigung liegt noch nicht vor
Der US-Elektroautobauer will in Grünheide noch in diesem Jahr seine Fabrik eröffnen, in der neben dem neuen SUV Model Y auch Batterien hergestellt werden. Dafür benötigt der Konzern aber eine endgültige Baugenehmigung, die bisher noch nicht vorliegt. Derzeit arbeitet Tesla an der Fabrik nur auf Basis von vorläufigen Baugenehmigungen.
Ursprünglich wollte der Autohersteller in diesem Juli mit der Produktion beginnen. Das Unternehmen hat den geplanten Starttermin aber auf Jahresende verschoben. Ein Grund ist, dass Tesla seine ursprünglichen Pläne um die Batteriefabrik erweiterte. Die Baupläne wurden im Sommer erneut für die Öffentlichkeit ausgelegt, und es konnten Einwände eingereicht werden.
Die Aufgabe der Wasserversorgung obliegt dem zuständigen Wasserverband WSE. Die Fabrik werde in einem Trinkwasserschutzgebiet gebaut. „Deshalb darf der Wasserverbrauch Teslas nicht auf die leichte Schulter genommen werden“, sagte WSE-Chef Bähler.
Das gelte vor allem für das Unternehmen selbst. „Aussagen wie die von Elon Musk, dass man sich in Grünheide ja nicht in einer Wüste befinde, sind fehl am Platz und werden der Brisanz des Themas nicht gerecht.“
Tesla-Chef Musk hatte zuletzt Mitte August bei einem Baustellenbesuch in Grünheide Bedenken gegen mögliche Wasserengpässe zurückgewiesen. „Diese Region hat so viel Wasser, schauen Sie sich um“, erklärte Musk seinerzeit vor Journalisten. Die Angaben des lokalen Wasserversorgers seien „komplett falsch“ und „lächerlich“. Und Musk fragte: „Kommt Ihnen das hier wie eine Wüste vor?“
WSE-Chef: Versorgungsengpässe sind möglich
Tesla hat für die erste Ausbaustufe seiner Gigafactory einen Bedarf von 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr angemeldet. Der Vertrag dazu wurde Mitte Oktober 2020 unterzeichnet. Zu diesem Zeitpunkt war jedoch der Bau einer Batteriefabrik auf dem Gelände noch nicht beantragt.
WSE-Chef Bähler hatte schon im Frühjahr deutlich gemacht, dass mit der garantierten Wassermenge von 1,4 Millionen Kubikmetern die Reserven vor Ort erschöpft seien. „Es ist nicht auszuschließen, dass es in Spitzenbelastungssituationen zu Versorgungsengpässen für alle Netznutzer kommt“, sagte Bähler jetzt dem Handelsblatt. Da Tesla noch eine Batteriezellenfertigung auf dem Gelände plant, könne es Probleme geben. „Braucht das Unternehmen mehr als die vereinbarte Menge Wasser, sehen wir uns nicht in der Lage, diesen Mehrbedarf ohne vorherigen Ausbau der Kapazitäten zu decken“, warnte Bähler.

Voraussichtlich erst zum Jahresende sollen die ersten Fahrzeuge in der neuen Fabrik vom Band rollen.
Der WSE-Chef gab zugleich zu bedenken, dass mit dem bestehenden Wasservertrag etwaige weitere Ausbaustufen für das Tesla-Werk nicht mit Frischwasser bedient werden könnten. Außerdem gebe es nicht genügend Kapazitäten für das Schmutzwasser.
Tesla trat während der Online-Erörterung dem Einwand entgegen, dass die künftige Batteriezellproduktion eine Nachverhandlung mit dem WSE erforderlich mache. Dies sei „nicht zutreffend, da der Wasserbedarf mit der bereits vereinbarten Entnahmemenge abgedeckt werden kann“, erklärte der Konzern. Der vertraglich vereinbarte Wasserverbrauch beziehe sich auf die Produktion von 500.000 Elektrofahrzeugen pro Jahr und eine Batteriezellproduktion von jährlich 50 Gigawattstunden (GWh).
Der WSE als regionaler Wasserversorger nutzt für die Versorgung Teslas in der ersten Ausbaustufe die örtlichen Grundwasservorkommen und fördert Wasser aus mehreren Brunnen an verschiedenen Standorten.
Neue Wasserressourcen müssten erschlossen werden
Es gehe aber nicht nur um Tesla, betonte Bähler. „Wir müssen auch neue Wohngebiete oder Neuansiedlungen von Unternehmen mit Wasser versorgen“, sagte er. „Das wird eine ziemliche Herausforderung in den kommenden Jahren, wenn wegen Tesla immer mehr Menschen und Gewerbe in die Region kommen.“
Allein deshalb müssten weitere Wasserressourcen erschlossen werden. „Das darf aber nicht allein den kommunalen Wasserversorgern aufgedrückt werden.“ Hier sehe er auch das Land Brandenburg in der Verantwortung, die notwendigen Erkundungen voranzutreiben.
Das betreffe auch die Möglichkeit, Wasser aus anderen Regionen oder Bundesländern über Fernleitungen nach Brandenburg zu transportieren. Technisch sei so etwas möglich, sagte Bähler. „Das Problem ist, dass es mit dem deutschen Genehmigungsrecht 15 bis 20 Jahre dauern dürfte, bis solche Fernwasserleitungen gebaut sind.“
So etwas müsse aber eigentlich schon bei der Ausweisung von Industrieflächen berücksichtigt werden. „Dann müssten wir uns jetzt nicht mit der Wasserproblematik bei Tesla auseinandersetzen.“
Mehr: Warum Brandenburg der neue industrielle Shootingstar ist
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Falls ein Risik fuer das Grundwasser bestehen sollte ("nicht ausgeschlossen") duerfte es
ohne weiteres machbar sein, Flusswasser zur Fabrik zu bringen. Und die Kosten wuerden
sich in Grenzen halten.