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Gigafactory in Grünheide Streit um Teslas Wasserverbrauch alarmiert Brandenburgs Landesregierung

Wirtschaftsminister Steinbach will die Wasserversorgung für Teslas Gigafactory langfristig sichern. Er geht davon aus, dass die E-Auto-Produktion in Grünheide bald beginnen kann.
20.12.2021 - 11:00 Uhr 1 Kommentar
Tesla: Streit um Wasserverbrauch alarmiert Landesregierung Quelle: dpa
Baugelände der Tesla-Gigafactory

Bisher baut Tesla seine Fabrik über vorzeitige Zulassungen.

(Foto: dpa)

Berlin Die Warnungen vor Unsicherheiten bei der Wasserversorgung des Tesla-Werks in Grünheide bei Berlin rufen Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) auf den Plan. Mit Blick auf mögliche weitere Ausbaustufen der Elektroautofabrik sagte Steinbach dem Handelsblatt: „Die Versorgung muss und kann gegebenenfalls auch nicht von einem einzelnen Wasserverband gewährleistet werden.“ Es sei wichtig, größere Zusammenhänge in den Blick zu nehmen. „Das kann zum Beispiel auch bedeuten, dass Wasser aus umliegenden Gebieten benötigt wird. So lässt sich die Wasserversorgung sichern.“

Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE), der der Gigafactory vertraglich jährlich 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser liefern soll, hatte in einer Stellungnahme für das Landesamt für Umwelt eine Garantie der Versorgung angezweifelt. Der Verband begründete seine skeptische Haltung mit einem laufenden Gerichtsverfahren der Umweltverbände Grüne Liga und Naturschutzbund Brandenburg vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt (Oder).

Die Umweltschützer haben gegen die wasserrechtliche Bewilligung für eine erhöhte Wasserförderung geklagt und weisen zudem auf eine nicht erfolgte Umweltverträglichkeitsprüfung hin.

Steinbach gibt indes zu bedenken, dass für Industrieansiedlungen die Verfügbarkeit des Wasserbedarfs geprüft werde. „Ist sie ausreichend, kann ein Vertrag abgeschlossen werden, und wenn nicht, muss nach Lösungen gesucht werden.“ Tesla habe mit dem Wasserverband einen Vertrag für die Wasserversorgung in der ersten Ausbaustufe geschlossen, für die folgenden liefen die Planungen.

WSE-Verbandschef André Bähler hatte im vergangenen Jahr erstmals vor zu wenig Trinkwasser für den Fall gewarnt, dass es zu einem weiteren Ausbau der Fabrik kommt. Wirtschaftsminister Steinbach hatte seinerzeit darauf verwiesen, dass die anstehenden Probleme lösbar seien und das Tesla-Projekt nicht gefährdeten.

Verband will Wasser notfalls rationieren

Zwischenzeitlich hat der Verband beschlossen, Wasser für seine Kunden in Zukunft notfalls zu rationieren. Das soll in erster Linie größere Einzelverbraucher betreffen. Explizit vom Verband genannt werden Industriebetriebe, „da diese unser Verbundsystem im Verhältnis mehr beanspruchen“.

Wasserknappheit ist zunehmend ein Thema, obwohl Deutschland eigentlich ein wasserreiches Land ist. Doch in manchen Regionen wird Wasser zu einem knappen Gut. Die Nutzungskonflikte verschärfen sich. Die Bundesregierung arbeitet deswegen an einer nationalen Wasserstrategie. Einen Entwurf dazu hatte die Große Koalition im Sommer vorgelegt.

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Bislang ist unklar, wann in Grünheide die ersten Autos vom Band rollen können. Tesla-Chef Elon Musk hatte bei einem Tag der offenen Tür in Grünheide am 9. Oktober gesagt, er wolle dort spätestens im Dezember mit der Produktion von Elektroautos beginnen. Die abschließende Genehmigung fehlt jedoch weiter.

Auch Steinbach hatte sich noch im Sommer zuversichtlich über einen Produktionsstart in diesem Jahr geäußert. „Ich habe die Hoffnung, dass das erste Auto, das vom Band läuft, das Geburtsjahr 2021 haben wird“, sagte der Minister im Juli im Handelsblatt-Interview. Jetzt erklärte er: „Auch wenn ich keinen konkreten Termin nennen kann, so bleibe ich doch optimistisch, dass die Produktion bald beginnen kann.“

Tesla produziert erste Test-Autos

Hinter den Werkstoren wird indes schon gearbeitet. Tesla hat bereits mehrere Elektroautos produziert, um die Funktionsfähigkeit von Anlagen zu überprüfen. Die Karossen seien für Testzwecke in Grünheide oder in externen Anlagen vorgesehen, erklärte der Konzern. Die dabei hergestellten Teile dürften aber nicht verkauft werden. Der offizielle Testlauf in der Autofabrik hat noch nicht begonnen.

Auch das Brandenburger Umweltministerium nannte keinen Zeitpunkt für die Entscheidung über das Genehmigungsverfahren. Nach Angaben einer Sprecherin werden derzeit noch die Äußerungen von Kritikern nach der Online-Erörterung geprüft. Es stünden noch Unterlagen beziehungsweise Stellungnahmen vor allem zum Bereich Immissionsschutz und Wasser von Behörden, aber auch von Tesla aus, erklärte sie weiter. „Das Genehmigungsverfahren dauert an.“

Die Grünen in Brandenburg sehen keinen Grund zur Eile. Es müsse einen „so rechtssicheren Bescheid wie möglich“ geben, sagte der Fraktionschef im Potsdamer Landtag, Benjamin Raschke. „Daher geht Qualität über Schnelligkeit.“

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Bisher baut Tesla seine Fabrik über vorzeitige Zulassungen. Umweltschützer und Anwohner befürchten negative Folgen für Wald und Tiere und zweifelten das Konzept zum Umgang mit Störfällen an. In einer ersten Erörterung, die online stattfand, warnten sie zudem, dass das Trinkwasser in der Region wegen der Fabrik knapp werden kann.

Tesla hatte die Kritik zurückgewiesen. Das Unternehmen wirbt mit einem 250-mal geringeren Wasserverbrauch der Fabrik im Vergleich zum Brandenburger Braunkohle-Tagebau. „Ebenfalls liegt der Wasserverbrauch unterhalb der Größenordnung der Verbräuche der Brandenburger Zement-, Papier- und Chemikalienindustrie“, erklärte das Unternehmen im Oktober anlässlich des Tags der offenen Tür.

Der E-Auto-Bauer plant in einer ersten Ausbaustufe, mit rund 12.000 Beschäftigten bis zu 500.000 „Model Y“-Fahrzeuge pro Jahr herzustellen. Tesla gibt an, dass 80 Prozent der Angestellten aus Deutschland kämen, 20 Prozent aus 50 anderen Ländern.

Für 20 Berufe wolle das Unternehmen eine Ausbildung anbieten. „Damit wird die Gigafactory zum größten Ausbildungsbetrieb in Brandenburg“, erklärte Tesla im Oktober. Aktuell sind rund 1.800 Mitarbeiter für die Fabrik angestellt. Mit Produktionsstart soll die Zahl dann aufgestockt werden.

Konzernchef Musk will in Grünheide auch eine große Batteriefabrik errichten. Tesla verzichtete kürzlich überraschend auf eine mögliche staatliche Förderung in Milliardenhöhe für die geplante Batteriefertigung. Der Grund ist bisher unklar.

Tesla sorgt für viel Interesse am Standort Brandenburg

Brandenburgs Wirtschaftsminister sieht Tesla als großen Gewinn für die Region. „Wir spüren schon jetzt ein deutlich gestiegenes Interesse am Standort Brandenburg“, sagte Steinbach. „Viele von denen, die heute bei uns anklopfen, hatten Brandenburg vorher nicht auf dem Schirm.“ Das Land sei attraktiver geworden für Industrieansiedlungen, aber nicht nur wegen Tesla.

Gerade im Bereich Elektromobilität tue sich mit BASF, dem deutsch-kanadischen Unternehmen Rock Tech oder auch Daimler viel. „Tesla selbst will, ähnlich wie im Werk Schanghai, einen Großteil der Zulieferbetriebe in der Nähe, also in der Region und in Deutschland, haben“, sagte Steinbach. „Das stärkt die Wirtschaftskraft, schafft Arbeitsplätze und kommt so auch den Regionen zugute.“

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Auch der Brandenburger Grünen-Fraktionschef Raschke betont die Vorteile. „Die Tesla-Ansiedlung übt durchaus Druck auf andere Hersteller aus, sich schnell in Richtung klimafreundliche Produktion und Mobilität zu transformieren“, sagte er. „Für uns ist dabei zentral, dass die Infrastruktur rund um die Fabrik so ökologisch und nachhaltig wie möglich gestaltet wird.“ Nach Vorstellung der Grünen sollte die Lieferung der Rohstoffe und Produkte für die Fabrik auf der Schiene erfolgen, die Fahrt zur Arbeit auf „guten Radwegen“ und in einem eng getakteten öffentlichen Personennahverkehr.

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1 Kommentar zu "Gigafactory in Grünheide: Streit um Teslas Wasserverbrauch alarmiert Brandenburgs Landesregierung"

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  • Ich verstehe überhaupt nicht, warum Grüne, Umweltverbände und Naturschützer Tesla so bekämpfen - die wollen doch alle E-Autos ?!?!

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