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Gigafactory in Grünheide Wasserknappheit behindert Teslas Pläne in Brandenburg

Der Wasserverbrauch für die Gigafactory in Grünheide könnte noch zum ernsten Problem werden. Eine Versorgung ist nur für die erste Ausbaustufe sicher, sagt Brandenburgs Umweltministerium.
16.03.2021 Update: 16.03.2021 - 22:56 Uhr 3 Kommentare
Der US-Elektroautohersteller will nach bisherigen Plänen im Juli in dem Werk in Grünheide mit der Produktion von Elektroautos beginnen. Quelle: dpa
Tesla-Baustelle

Der US-Elektroautohersteller will nach bisherigen Plänen im Juli in dem Werk in Grünheide mit der Produktion von Elektroautos beginnen.

(Foto: dpa)

Berlin Tesla benötigt für die Produktion seiner Elektroautos sehr viel Wasser. Im brandenburgischen Grünheide, am Standort der neuen Gigafactory, könnte es nun langfristig zu Problemen bei der Wasserversorgung kommen. Der Grund: Der Wasserverband Strausberg-Erkner (WSE) sieht sich derzeit nur in der Lage, die Fabrik in der ersten Ausbaustufe mit Wasser zu versorgen.

Die Unsicherheiten bei der Wasserversorgung für mögliche weitere Ausbaustufen sieht auch das Umweltministerium in Brandenburg. Für den geplanten Produktionsbeginn im Juli sei genug Wasser da, sagte Landes-Umweltminister Axel Vogel (Grüne) dem ZDF-Magazin „Frontal 21“. Demnach werde Tesla ab Sommer 2021 zunächst rund 1,4 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr verbrauchen.

„Und wenn es noch darüber hinausgehen sollte, dann könnte es sein, dass Entwicklungen nicht stattfinden“, erklärte Vogel. Dass Wasser ein limitierender Faktor für den Fabrikausbau sei, wisse auch Tesla, betonte der Minister.

Der US-Elektroautohersteller will nach bisherigen Plänen im Juli in dem Werk in Grünheide bei Berlin mit der Produktion von etwa 500.000 Elektroautos pro Jahr beginnen. Weil die umweltrechtliche Genehmigung für die Fabrik durch das Land noch aussteht, baut Tesla in einzelnen Schritten über vorzeitige Zulassungen. Ein Zeitpunkt für die Entscheidung über eine mögliche endgültige Genehmigung ist noch offen.

Die Wasserversorgung der Fabrik erfolgt über den WSE. Der Vertrag zwischen dem Wasserverband Strausberg-Erkner und Tesla wurde dazu Mitte Oktober 2020 unterzeichnet. Der WSE als regionaler Wasserversorger nutzt dafür in der ersten Ausbaustufe die örtlichen Grundwasservorkommen und fördert Wasser aus mehreren Brunnen an verschiedenen Standorten. Damit sieht sich der WSE in der Lage, die Fabrik in der ersten Ausbaustufe mit Wasser zu versorgen.

Warum Autofabriken so viel Wasser benötigen

Der Chef des Wasserverbandes, André Bähler, befürchtet indes wegen der Autoproduktion Einschränkungen beim Trinkwasser. „Die Trinkwasserversorgung wird geopfert auf dem Gabentisch der Wirtschaftspolitik“, sagte Bähler dem ZDF.

Automobilbetriebe benötigen Wasser für verschiedene Prozesse: vor allem in der Lackiererei, aber auch in der Gießerei, der Endmontage, für die Kühltürme sowie für die Sanitäranlagen und Reinigungszwecke. Im Fall von Tesla ist das ein besonders sensibles Thema, da die künftige Fabrik in Grünheide in einem Trinkwasserschutzgebiet gebaut wird.

Deswegen hat Tesla seinen prognostizierten Wasserverbrauch nach Kritik in der Spitze von 3,3 Millionen auf rund 1,4 Millionen Kubikmeter im Jahr gesenkt. Der Verbrauch soll bei einem Ausbau nach den Plänen steigen. Im Entwurf für den geänderten Bebauungsplan der Gemeinde Grünheide heißt es: „Perspektivisch müssen zusätzliche 2,15 Millionen Kubikmeter pro Jahr bereitgestellt werden. Dabei sind weitere Kapazitäten zu erschließen.“

Nach Recherchen von „Frontal 21“ könnte die Fabrik mit den nächsten Ausbaustufen rund 3,6 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr verbrauchen. Das wären rund 30 Prozent des gesamten Wasservolumens in der Region. Damit sei nicht genügend Wasser da, warnte Wasserverband-Chef Bähler.

Elon Musk: „Bäume würden nicht wachsen, wenn es kein Wasser gäbe“

Auf die Wasserproblematik hatten auch schon Naturschützer und Anwohner hingewiesen. Außerdem sehen sie geschützte Tiere wie Zauneidechsen und Schlingnattern durch die Autofabrik in Gefahr. Die beteiligten Brandenburger Behörden prüfen noch Einwände gegen das Vorhaben und berücksichtigen dabei auch die bei einer Anhörung im vergangenen Herbst vorgetragenen Argumente.

Tesla-Chef Elon Musk, der auf dem Werksgelände auch die weltgrößte Batteriefabrik errichten will, sieht die Vorbehalte gegen sein Projekt, insbesondere das Wasserthema, gelassen. „Im Grunde sind wir nicht in einer sehr trockenen Region“, sagte er dem ZDF. „Bäume würden nicht wachsen, wenn es kein Wasser gäbe“, sagte Musk. „Ich meine, wir sind ja hier nicht in der Wüste.“

Laut internen Unterlagen des Landesumweltministeriums, aus denen das ZDF zitiert, gerät Brandenburg bei der Ressource Wasser allerdings schon heute zunehmend an „Kapazitätsgrenzen“. Weiter heißt es demnach in Sitzungsprotokollen vom 9. Juli 2020: Durch die „Ansiedlung von Industrie und Gewerbe (zum Beispiel Tesla)“ verschärfe sich die „Situation im östlichen Berliner Umland zusätzlich“.

Brandenburg Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sieht die Wasserproblematik grundsätzlicher. Im Interview mit dem Handelsblatt erklärte er schon im September: „Das Thema Wasser treibt die Landesregierung um – unabhängig von Tesla aufgrund der bei uns über Jahre gesunkenen Niederschläge und des insgesamt gestiegenen Verbrauchs durch die gute wirtschaftliche Entwicklung und den Zuzug.“ Die Einwohnerzahl im Berliner Umland habe sich in den letzten Jahren deutlich erhöht, gab er zu bedenken. Da werde nicht jeder einzelne Trinkwasserverband allein eine Lösung hinbekommen. „Die Versorgung muss also regionenübergreifend laufen.“

Wegen der Wasserknappheit hat das Landes-Umweltministerium extra eine Arbeitsgruppe „Wasserperspektiven im östlichen Umland“ eingerichtet. Zusammen mit den zuständigen Wasserbehörden, den Kommunen und Wasserversorgern des östlichen Berliner Umlands sollen die „hauptsächlichen Problemlagen“ der künftigen Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung erörtert und gemeinsam Lösungsstrategien erarbeitet werden.

Woidke betont indes auch die wirtschaftlichen Chancen für die Region, die er mit der Tesla-Ansiedlung verbunden sieht. Teslas Geschwindigkeit und Erfolgswille träfen auf den hier „nach wie vor vorhandenen Hunger, Industrie wieder in unser Land zu holen“, sagte er dem ZDF. Das Brandenburger Wirtschaftsministerium beziffert die Investitionen für Teslas erstes europäisches Werk auf rund sechs Milliarden Euro. Tesla selbst macht keine Angaben zur Höhe der Investitionssumme.

Mehr: Jahresgehalt von bis zu 300.000 Euro: Das sind Teslas offene Top-Stellen in Deutschland.

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3 Kommentare zu "Gigafactory in Grünheide: Wasserknappheit behindert Teslas Pläne in Brandenburg"

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  • Wasser wird ebenso wie Energie nicht verbraucht, sondern nur verändert. Industriebwasser kann aufbereitet und wiederverwendet werden. Eine Recycling-Quote von ca. 90 % ist realistisch. Das muss man natürlich frühzeitig planen und umsetzen. Eine separate Sammlung und Behandlung von Teilströmen ist sinnvoll. Nur bei einem sehr weitgehenden Wasserrecycling wir die Fabrik "grün".

  • Wasser wird ebenso wie Energie nicht verbraucht, sondern nur verändert. Industriebwasser kann aufbereitet und wiederverwendet werden. Eine Recycling-Quote von ca. 90 % ist realistisch. Das muss man natürlich frühzeitig planen und umsetzen. Eine separate Sammlung und Behandlung von Teilströmen ist sinnvoll. Nur bei einem sehr weitgehenden Wasserrecycling wir die Fabrik "grün".

  • 1,4 Mio m3 hoeren sich nach viel an, sind aber nicht viel. Das ist so viel wie 1 Golfplatz
    mit 36 Loechern in Suedeuropa verbraucht. Das muss dort zu beschaffen sein.

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