Grafenrheinfeld abgeschaltet Ein Reaktor weniger

Die Kühltürme des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld – jetzt wurde das Akw abgeschaltet.
Berlin, Düsseldorf Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld hat Geschichte geschrieben: Es ist im Jugendbuch-Bestseller „Die Wolke“ der Auslöser einer nuklearen Katastrophe in Nordhessen und Bayern. 1988 gewann Autorin Gudrun Pausewang für die fiktive Geschichte den Deutschen Jungendliteraturpreis. Das Buch wurde 1,4 Millionen Mal verkauft und in 16 Sprachen übersetzt.
Der Meiler, das älteste in Deutschland noch in Betrieb befindliche Kernkraftwerk, wurde an diesem Samstag nach 33 Betriebsjahren, die übrigens ohne nennenswerte Störungen verliefen, endgültig abgeschaltet. Die Kernkraft-Gegner der Region laden für Sonntag zur „Abschalt-Party“ ins benachbarte Schweinfurt.
Doch nicht alle jubeln: Mit dem Wegfall des 1300-Megwatt-Meilers wird die Versorgungslage in Bayern eng. „Die vorzeitige Abschaltung von Grafenrheinfeld stellt uns im Netz vor zusätzliche Herausforderungen“, sagte Urban Keussen, Chef des Übertragungsnetzbetreibers Tennet in Deutschland, dem Handelsblatt.
Man könne diese Herausforderungen mit „temporären Gegenmaßnahmen“ beherrschen, ist sich Keussen sicher. Dazu zählt der Tennet-Chef vermehrte Eingriffe in Kraftwerke und in den Netzbetrieb, um die Netzstabilität zu sichern. „Die vorzeitige Abschaltung von Grafenrheinfeld zeigt, wie dringend notwendig der Netzausbau in Bayern ist. Bayern braucht neue Stromleitungen, um die eigene Versorgung zu sichern“, mahnt Keussen.
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Doch deren Ausbau kommt nicht wie geplant voran. Damit der Wegfall des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld mit Strom aus dem Norden Deutschlands kompensiert werden kann, sollte eigentlich die „Thüringer Strombrücke“ pünktlich zur Abschaltung des Meilers fertiggestellt sein. Doch erst zwei der insgesamt fünf Abschnitte der Leitung, die von Lauchstädt in Sachsen-Anhalt bis nach Redwitz in Bayern führt, sind fertig. Der dritte Abschnitt befindet sich in Bau, für die Abschnitte 4 und 5 sind die Planfeststellungsverfahren abgeschlossen, gegen sie wird aber teilweise noch geklagt. Die Strombrücke wird daher frühestens 2016 fertig sein können. Ursprünglich sollte sie bereits 2010 in Betrieb gehen.
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