Guttenberg unter Druck „Auch Bearbeitungen stellen Plagiate dar“
Handelsblatt Online: Frau Weber-Wulff, wie groß ist das Problem, dass sich jemand in wissenschaftlichen Arbeiten mit fremden Federn schmückt?
Debora Weber-Wulff: Das ist ein sehr schwerwiegender Vorwurf. Wir streben in der Wissenschaft nach Wahrheit - wir müssen angeben, auf wessen Schultern wir stehen.
Im Fall Guttenberg hat der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano die kritischen Stellen bei einer Routineprüfung entdeckt. Gibt es denn auch andere Methoden, Plagiate aufzuspüren?
Das ist die einfachste, schnellste, und sicherste Methode. Es gibt Software, die teilweise Kopien auffinden kann, aber Plagiat ist mehr als nur kopieren. Auch Bearbeitungen stellen Plagiate dar.
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Wo beginnt etwas, ein Plagiat zu sein?
Das lässt sich nicht sagen. Es ist wie die Frage, ab wann einen Mann eine Glatze hat. Es kann vom Fach zu Fach abhängen. Es ist immer klar, wenn etwas plagiiert ist, und klar wenn es das nicht ist.
Wo liegen die Ursachen für den Plagiarismus - spielt das Internet, etwa Wikipedia, eine Rolle?
Das glaube ich nicht. Es gibt aber wenige Untersuchungen zu den Ursachen. Das Internet zwingt einen nicht dazu, die Arbeiten anderer als die eigenen auszugeben.
Was können Universitäten tun, um Plagiatsfälle zu vermeiden?
Aufklären! Wir müssen viel mehr unterrichten, was wissenschaftliches Schreiben ist, viel mehr betreuen und begleiten. Das kann man aber nicht, wenn es 100 Personen in einem Proseminar gibt, das geht nur in kleinen Klassen.
Debora Weber-Wulff forscht seit Jahren zum Thema Plagiate in der Wissenschaft. An der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin hat sie ein Plagiats-Portal aufgebaut.
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