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Hauptstadtflughafen BER-Chef Lütke Daldrup räumt seinen Posten vorzeitig

Der Chef des Berliner Hauptstadtflughafens sieht seine Aufgaben „im Wesentlichen erfüllt“ an – und gibt seinen Job im September ab. Die Nachfolge könnte eine Frau antreten.
10.03.2021 Update: 10.03.2021 - 12:47 Uhr Kommentieren
Der Geschäftsführer des Hauptstadtflughafens hört im Spätsommer auf. Quelle: dpa
Engelbert Lütke Daldrup

Der Geschäftsführer des Hauptstadtflughafens hört im Spätsommer auf.

(Foto: dpa)

Berlin Der Chef des Berliner Hauptstadtflughafens, Engelbert Lütke Daldrup, will die Geschäftsführung der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) bereits im September 2021 verlassen. Lütke Daldrup, seit März 2017 Vorsitzender der FBB-Geschäftsführung, habe den Aufsichtsrat um die vorzeitige Auflösung seines bis März 2022 laufenden Vertrages gebeten, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit.

In einem Brief an den Vorsitzenden des Aufsichtsrates verweist er darauf, seine Aufgabe mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme des BER sowie der Vorlage des neuen Businessplans 2021 erfüllt zu haben. Mit Vollendung des 65. Lebensjahres sei es „Zeit, den Weg für ein neues und qualifiziertes Führungsteam frei zu machen“. Nun gehe es darum, dass sich die FBB der Restrukturierung weiter intensiv widme.

Aufsichtsrat-Chef Rainer Bretschneider zog ein positives Fazit der Arbeit Lütke Daldrups. Dieser habe in einer „sehr schwierigen Zeit große Verantwortung übernommen und die in ihn gesetzten Hoffnungen und Erwartungen erfüllt“. Dass der BER in Betrieb gegangen ist, sei „maßgeblich der Verdienst seiner Arbeit“.

Der Aufsichtsrat werde sich bereits in seiner nächsten Sitzung an diesem Freitag mit dem Thema befassen und Konsequenzen beraten, teilte das Unternehmen mit. Eigentümer der Flughafengesellschaft sind die Länder Berlin und Brandenburg mit jeweils 37 Prozent der Anteile sowie der Bund mit 26 Prozent. Lütke Daldrup warb mit Blick auf seine Nachfolge für „personelle Kontinuität“. „Dafür geeignete Persönlichkeiten sind im Unternehmen vorhanden“, schreibt er in seinem Brief.

Die FDP plädiert für die Airport-Finanzchefin Aletta von Massenbach als Nachfolgerin für Lütke Daldrup. „Einer unserer Kritikpunkte war immer, dass die Top-Positionen beim BER zu politisch besetzt werden“, sagte die Vize-Vorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses, Daniela Kluckert (FDP), dem Handelsblatt. „Mit Aletta von Massenbach könnte nun eine ausgewiesene Luft- und Flughafenexpertin mit internationaler Expertise und Vernetzung die Chefposition übernehmen. Professionalität und strategischen Weitblick sowie globale Anbindungen ist genau das, was der BER jetzt braucht.“

Vor ihrer Tätigkeit für den BER war die studierte Juristin von Massenbach an führender Position für Global Investments and Management bei der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport zuständig.

FDP: Strategisch neue Weichen stellen

Der Flughafen BER befinde sich nach wie vor in einer äußerst schwierigen Lage, sagte Kluckert weiter. „Insofern bietet der Rückzug von Engelbert Lütke Daldrup die Möglichkeit auch strategisch neue Weichen zu stellen.“ So müssten über die Frage der Privatisierung und Eigentümerstruktur „ohne ideologische Scheuklappen“ diskutiert werden.

Auch Klaus-Heiner Röhl, Experte für Strukturpolitik und Mittelstand beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW), hält von Massenbach für eine geeignete BER-Chefin. „Zukünftig müssen der wirtschaftliche Betrieb und eine Entschuldung des Flughafens im Mittelpunkt der Arbeit der Geschäftsführung stehen“, sagte der Experte für Strukturpolitik und Mittelstand beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) dem Handelsblatt. „Insofern scheint die Wahl der kaufmännischen Leiterin als mögliche Nachfolgerin durchaus sinnvoll.“

Lütke Daldrup ist gelernter Stadtplaner. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hatte ihn vor vier Jahren als Geschäftsführer der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH durchgesetzt. Zuvor hatte Lütke Daldrup als Staatssekretär im Roten Rathaus Müllers Flughafenpolitik koordiniert.

Der Flughafen war nach acht Jahren Verspätung Ende Oktober 2020 eröffnet worden. Der Bau des BER war geprägt von Planungsfehlern, technischen Problemen und Baumängeln. Mehrere Male wurde die Eröffnung verschoben. Die Kosten für den Bau und den Schallschutz der Anwohner verdreifachten sich auf rund sechs Milliarden Euro.

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Wegen der Coronakrise wird der BER wohl noch mehrere Jahre nicht ausgelastet sein. Die Flughafengesellschaft rechne erst im Jahr 2025 mit einer Erholung des Flugverkehrs auf Vorkrisenniveau, hatte Lütke Daldrup noch Ende Januar gesagt. Bis dahin werde der Staatsbetrieb weiter Geld von seinen Eigentümern benötigen, den Ländern Berlin und Brandenburg und dem Bund.

IW-Experte Röhl hält die Rückzugsentscheidung Lütke Daldrups für nachvollziehbar. Dieser sei an die Spitze der FBB berufen worden, um den BER fertig zu bauen. „Diesen Job hat er zweifellos erfüllt, während seine Vorgänger gescheitert sind oder vorzeitig das Handtuch geworfen haben“, sagte Röhl. „Die immensen Kosten für den BER dürften kaum Lütke Daldrup zur Last gelegt werden, sondern sind auf anfängliche Fehlplanungen und Baufehler zurückzuführen.“ Da er seine Aufgabe als „Bau-Chef“ gesehen habe, sei eine Abgabe der Leitung nach Fertigstellung konsequent.

„Engelbert Lütke Daldrup hat geliefert, wofür er geholt wurde“, sagte Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB). Er habe das Projekt in einer sehr schwierigen Phase in sichere Bahnen gelenkt und den BER erfolgreich an den Start gebracht. Zudem habe er den Flughafen durch die Pandemie gesteuert. „Sein Rückzug ist nachvollziehbar.“ Für Berlin und Brandenburg, so Amsinck, könne man den BER gar nicht hoch genug einschätzen. „Wenn die Pandemie hoffentlich bald abklingt, hat der Flughafen alle Chancen, zu einer Jobmaschine für die Region zu werden.“
Jetzt gehe es darum, die Flughafengesellschaft weiter durch die Krise zu führen und die Weichen zu stellen für einen bedarfsgerechten und rechtzeitigen Ausbau des BER. „Diese Aufgabe sollten die Gesellschafter jemandem anvertrauen, der viel Erfahrung in dieser Branche mitbringt.“

Der personelle Wechsel an der Spitze der FBB biete die Chance für einen ehrlichen Neuanfang, sagte Sven-Christian Kindler, haushaltspolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion, dem Handelsblatt. Lütke Daldrup werde das Unternehmen in einem „finanziell desolaten Zustand“ übergeben. Das ganze Unternehmen sei ein dramatischer Sanierungsfall, der die Steuerzahler „noch sehr teuer zu stehen kommen wird“. Die erste Amtshandlung des neuen FBB-Chefs müsse ein schonungsloser und ehrlicher Kassensturz sein.

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