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Hauptstadtflughafen BER Engelbert Lütke Daldrup: Ein Stadtplaner entwirrte das Chaos auf der BER-Baustelle

Der Chef des Berliner Flughafens räumt seinen Posten vorzeitig. Sein Job war die Eröffnung des Airports. Jetzt geht es um das schwierige Thema Restrukturierung.
10.03.2021 - 18:19 Uhr 1 Kommentar
Anders als seine Vorgänger baute der Flughafenchef die Probleme am Airport schrittweise ab. Quelle: dpa
Engelbert Lütke Daldrup

Anders als seine Vorgänger baute der Flughafenchef die Probleme am Airport schrittweise ab.

(Foto: dpa)

Berlin Er hat geschafft, woran andere hochbezahlte Manager gescheitert waren: Engelbert Lütke Daldrup hat das Chaos auf der Baustelle des Berliner Pannenflughafens entwirrt und die BER-Eröffnung Ende Oktober vollzogen. Jetzt will sich der 64-jährige Chef der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH aus dem Unternehmen zurückziehen – im September schon. Eigentlich läuft sein Vertrag bis März 2022.

Mission erfüllt, so argumentiert der Stadtplaner, der vor vier Jahren von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller (SPD) auf diesen Posten gehievt worden war und den zunächst jede Menge Vorurteile begleiteten. Lütke Daldrup, ein Stadtplaner, ein Verwaltungsmensch, der vor seinem Aufstieg als Staatssekretär im Roten Rathaus Müllers Flughafenpolitik koordiniert hatte. 

Mit einem Mal war seine Aufgabe die Fertigstellung und Inbetriebnahme des Airports. Und darauf arbeitete der Mann, der als ebenso zielstrebig wie ehrgeizig gilt, konsequent und am Ende erfolgreich hin. „Nicht so viel quatschen, sondern in die Hände spucken und das Ding fertig bauen“, sagte er einmal.

Klar in der Sache, unaufgeregt im Ton: Anders als seine Vorgänger baute Lütke Daldrup die Probleme am Airport schrittweise ab – und scheiterte auch nicht am Zusammenspiel mit den drei Gesellschaftern Berlin, Brandenburg und dem Bund, anders als seine Vorgänger Hartmut Mehdorn und Karsten Mühlenfeld. Der ehemalige Staatssekretär wusste stets die unterschiedlichen Interessen zu bedienen.

Doch jetzt, wo es um die Aufstellung der finanziell schwer angeschlagenen Flughafengesellschaft in und nach der Corona-Pandemie geht, müssen andere ran, Leute mit kaufmännischer Erfahrung. Das weiß Lütke Daldrup selbst, das wissen andere.

„Er hat geliefert, wofür er geholt wurde“

Es sei „Zeit, den Weg für ein neues und qualifiziertes Führungsteam frei zu machen“, schreibt der Mann, der häufig ELD genannt wird, an den Aufsichtsrat des Unternehmens. Das sei nur folgerichtig, meint Klaus-Heiner Röhl, Experte für Strukturpolitik und Mittelstand beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. „Zukünftig müssen der wirtschaftliche Betrieb und eine Entschuldung des Flughafens im Mittelpunkt der Arbeit der Geschäftsführung stehen.“

Lütke Daldrup „hat geliefert, wofür er geholt wurde“, sagt Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB). Jetzt gehe es darum, die Flughafengesellschaft weiter durch die Krise zu führen. Sven-Christian Kindler, haushaltspolitischer Sprecher der Grünen, forderte einen ehrlichen Neuanfang. Lütke Daldrup werde das Unternehmen in einem „finanziell desolaten Zustand“ übergeben, sagte er dem Handelsblatt.

Wegen der Coronakrise wird der BER wohl mehrere Jahre nicht ausgelastet sein. Die Flughafengesellschaft rechne erst 2025 mit einer Erholung des Flugverkehrs auf Vorkrisenniveau, hatte Lütke Daldrup gesagt. Bis dahin werde der Staatsbetrieb weiter Geld von seinen Eigentümern benötigen.

Die Entwicklung der Passagierzahlen ist ein guter Gradmesser für die wirtschaftliche Lage der Flughäfen in der Coronazeit. „Die umfassenden Quarantänebestimmungen wegen der Covid-19-Pandemie führten dazu, dass der Flugbetrieb fast vollständig zum Erliegen kam“, sagte Lütke Daldrup. Vor der Krise, als in Berlin noch zwei Flughäfen (Tegel und Schönefeld) betrieben wurden, waren es 35,6 Millionen Passagiere im Jahr. Im vergangen Jahr wurden 9,1 Millionen Fluggäste abgefertigt.

Lütke Daldrup, der einst als Retter in der Not kam, um den BER startklar zu machen, sah sich plötzlich in der Rolle des Schadensbegrenzers. Um die Corona-bedingten Belastungen abzufedern, musste er auf die Kostenbremse treten. Insgesamt hat der neue Flughafen drei Terminals, neben dem Ende Oktober eröffneten Hauptterminal 1 noch das neu errichtete Terminal 2 und Terminal 5 (bislang: Flughafen Schönefeld) im nördlichen Teil des Flughafens. Aufgrund der Sparmaßnahmen und der geringen Zahl an Fluggästen wird das Terminal 2 zunächst nicht in Betrieb genommen. Das Terminal 5 ist seit dem 23. Februar 2021 geschlossen – zunächst für ein Jahr.

Die Juristin ist eine potenzielle Nachfolgerin des ausscheidenden Flughafenchefs. Quelle: BER
Aletta von Massenbach

Die Juristin ist eine potenzielle Nachfolgerin des ausscheidenden Flughafenchefs.

(Foto: BER)

Außerdem soll Personal abgebaut und die Gehälter sollen eingefroren werden. Auch bei Investitionen wird gespart. „Erst wenn wir das Vorkrisenniveau wieder erreicht haben, haben wir eine Basis, um Investitionen über das allernotwendigste Maß hinaus durchzuführen“, sagte Lütke Daldrup. Geplant ist überdies eine Teilentschuldung, also eine Kostenreduzierung zulasten der BER-Eigentümer.

In seinem Schreiben an die Aufsichtsräte wirbt Lütke Daldrup mit Blick auf seine Nachfolge für „personelle Kontinuität“. Dafür geeignete Persönlichkeiten seien im Unternehmen vorhanden.

Dieser Hinweis dürfte sich auf Finanzchefin Aletta von Massenbach beziehen, eine Juristin, die erst im vergangenen Jahr in das Unternehmen gekommen war. Zuvor arbeitete von Massenbach in führender Position beim Flughafenbetreiber Fraport. Eine ausgewiesene Luft- und Flughafenexpertin: das kommt gut an – sowohl bei IW-Experte Röhl als auch bei Daniela Kluckert (FDP), Vizevorsitzende des Bundestags-Verkehrsausschusses. „Professionalität und strategischer Weitblick sowie globale Anbindungen sind genau das, was der BER jetzt braucht.“

Mehr: Bund will den Hauptstadtflughafen BER retten

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1 Kommentar zu "Hauptstadtflughafen BER: Engelbert Lütke Daldrup: Ein Stadtplaner entwirrte das Chaos auf der BER-Baustelle"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Herzlichen Glückwunsch an Herrn Lütke Daldrup, endlich mal jemand der liefert und nicht nur herumlabert.

    Eine Ausnahme in diesem Umfeld.

    Und Frau von Massenbach wünsche ich in Zukunft - auch für den Ruf Deutschlands - eine glückliche Hand und den Geist von Herrn Lütke Daldrup in der Umsetzung von Problemen.

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