HDE-Konsumbarometer Deutsche Verbraucher lassen sich nicht verschrecken – Sorgen bereiten steigende Preise

Die Einkommenserwartungen der Bürgerinnen und Bürger ist zuletzt deutlich gestiegen.
Düsseldorf Die Liste schlechter Nachrichten ist lang: Das Ifo-Geschäftsklima ist seit vier Monaten auf Talfahrt, die globalen Lieferengpässe führen zu Kurzarbeit in der Industrie und womöglich leeren Regalen im Weihnachtsgeschäft, die Energiepreise explodieren und treiben die Inflation auf immer neue Höchststände – manche Ökonomen erwarten angesichts von Chipkrise, Materialmangel und sprunghaft steigenden Coronainfektionszahlen lediglich Stagnation im Schlussquartal.
Ein Lichtblick ist der Konsumhunger der Verbraucher, der schon im dritten Quartal für ordentliches Wachstum gesorgt hat. Laut Statistischem Bundesamt wurde die Konjunktur im Sommer, als die Wirtschaft um kräftige 1,8 Prozent wuchs, „vor allem von höheren privaten Konsumausgaben getragen“. Details gibt die Behörde erst in vier Wochen bekannt.
Für November signalisiert nun das HDE-Konsumbarometer wieder bessere Stimmung bei den Verbrauchern. Der Index kletterte um 0,17 auf 98,18 Punkte. Das HDE-Konsumbarometer wird monatlich vom Handelsblatt Research Institute für den Handelsverband HDE berechnet. Es basiert auf einer repräsentativen Verbraucherbefragung. Verschiedene Komponenten fließen entsprechend ihrer Bedeutung in den Index ein.
Aussicht auf Mindestlohn macht zuversichtlich
Die Einkommenserwartungen der Verbraucher stiegen spürbar, womöglich auch, weil die Ampel-Koalitionäre in spe eine rasche und deutliche Mindestlohnerhöhung vereinbart haben. Die Anschaffungsneigung legte ebenfalls deutlich zu. Sorge bereiteten den Konsumenten hingegen die steigenden Preise. Für Oktober hatte das Statistische Bundesamt eine Teuerungsrate von 4,5 Prozent ermittelt – den höchsten Wert seit 28 Jahren. Bis zum Jahresende könnte die Inflationsrate womöglich noch auf fünf Prozent steigen.
Für das kommende Jahr erwarten Ökonomen allmählich abflauende Inflation; die Preise werden dann freilich keineswegs sinken, sondern nur langsamer steigen. Zwar laufen Sondereffekte wie die durch die temporäre Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 verursachten Preiskapriolen dann aus.
Doch dürften sich dann die sprunghaft gestiegenen Energiepreise allmählich über höhere Transport- und Herstellungskosten in den Endverbraucherpreisen zahlreicher Produkte niederschlagen. Überdies dürfte die angestrebte Dekarbonisierung perspektivisch viele Produkte sukzessive verteuern.
Wichtigster Stabilisator der Konjunktur in Deutschland ist der Arbeitsmarkt. Im Oktober sank die saisonbereinigte Arbeitslosigkeit um 39.000 Personen. Vor dem Pandemieausbruch waren vierstellige monatliche Veränderungen üblich.
Seit dem Höchststand im Juni 2020 sank die Arbeitslosigkeit um rund 460.000. „Die Folgen der Coronakrise auf dem Arbeitsmarkt sind zwar noch sichtbar, werden aber kleiner“, sagte der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, am Donnerstag. „Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung sinken kräftig, Beschäftigung und die Nachfrage der Unternehmen nach neuem Personal nehmen zu, und Kurzarbeit ist weiter rückläufig.“
Offensichtlich herrscht in weiten Teilen der Wirtschaft große Sorge vor Fachkräftemangel. Schließlich dürfte schon in zwei Jahren der Zenit bei der Beschäftigung überschritten werden. Ab 2026 werden jährlich etwa 130.000 Personen aus dem erwerbsfähigen Alter ausscheiden. Das macht es Gewerkschaften und Arbeitnehmern schon heute leichter, Lohnerhöhungen zu realisieren – wodurch die von Geldpolitikern gefürchteten Lohn-Preisspiralen entfacht werden könnten. Die Sorge vor Stagflation wie während der Ölkrisen in den 1970er-Jahren ist zurück.
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