Hochschulen Die Akademikerschwemme geht zurück: Zahl der Studienabschlüsse sinkt

Im Jahr 2018 haben 499.000 Absolventen einen Abschluss an einer deutschen Hochschule gemacht.
Berlin Seit Jahren diskutiert Deutschland über die Akademikerschwemme, die Zahl der Studenten erreichte zuletzt die Rekordmarke von 2,87 Millionen. Nun ist die Zahl der Hochschulabsolventen erstmals seit 2001 gesunken: 2018 waren es rund 499 000, ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. Zuvor war die Zahl der Neuakademiker Jahr für Jahr kräftig gestiegen: 2006 etwa lag sie erst bei 266 000.
Die Zahl der Anfänger überstieg erstmals im Jahr 2011 die Schwelle von einer halben Million. Seither stagniert sie auf hohem Niveau von gut 500 000. Das soll nach den Prognosen der Kultusminister auch die kommenden Jahre so bleiben.
Besonders betroffen waren die für die Mint-Fächer, in denen am Arbeitsmarkt ein besonders großer Mangel herrscht: Am stärksten sank hier die Zahl der Abschlüsse in den Naturwissenschaften und Mathematik. Sie ging um zwei Prozent auf knapp 54.000 zurück. Auch die Zahl der Abschlüsse in den Ingenieurwissenschaften ging zurück, allerdings nur leicht um 0,3 Prozent auf 129.190.
Auch in der größten Gruppe, den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, melden die Statistiker einen Rückgang von einem halben Prozent auf gut 197 000. Gestiegen ist dagegen die Zahl der neuen Mediziner.
Experten der Wirtschaft registrieren den Rückgang der MINT-Kräfte mit Sorge: „Der Rückgang bei den Absolventenzahlen gerade bei den MINT-Kräften macht schon ein wenig Sorge“, sagt Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft.
Denn insgesamt „dürfte der Bedarf in den kommenden Jahren im Zuge der Digitalisierung, der steigenden Forschungsaktivitäten für die Transformation der Wirtschaft, vor allem auf den Feldern Mobilität und Energiewende weiter steigen“.
Deutliche Engpässe bei der IT
Der erhöhte Bedarf hatte zu deutlichen Engpässen insbesondere bei IT geführt, die nur dank einer starken Zuwanderung nicht noch größer wurden. „Daher sollten dringend die hohen Abbrecherquoten gesenkt und mehr Personen für ein MINT-Studium gewonnen werden“, so Plünnecke.
Den stärksten Rückgang von zwei Prozent gab es bei den Bachelor-Abschlüssen, die rund die Hälfte der Abgänger ausmachen. Gestiegen ist dagegen die Zahl der Master-Abschlüsse und die der Lehramtsprüfungen. Warum vor allem Bachelor-Abschlüsse zurückgegangen seien, darüber könne man vorerst nur spekulieren, erklärt Christian Tauch vor der Hochschulrektorenkonferenz.
Es könnte sein, dass wegen der guten Konjunktur mehr Studierende ohne Abschluss direkt in den Arbeitsmarkt gegangen sein, mehr im Ausland studieren oder eine längere Praxisphase eingelegt hätten. Die Arbeitgeber halten den Rückgang der Absolventen für eine logische Konsequenz der demografischen Entwicklung.
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