Ifo-Beschäftigungsbarometer „Immer mehr neue Mitarbeiter” – Unternehmen wollen so viel einstellen wie seit drei Jahren nicht mehr

Das Baugewerbe erwies sich auch während der Corona-Pandemie als Beschäftigungsmotor.
Berlin Die Wiedereröffnung vieler Branchen nach den Corona-Einschränkungen schlägt sich positiv auf dem Arbeitsmarkt nieder. So ist das Ifo-Beschäftigungsbarometer von 103,6 Punkten im August auf 104,3 Zähler gestiegen. Das ist der höchste Stand seit Oktober 2018. „Die deutschen Unternehmen stellen immer mehr neue Mitarbeiter ein“, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.
Das Barometer beruht auf den Beschäftigungsabsichten von rund 9000 Unternehmen und wird monatlich exklusiv für das Handelsblatt berechnet.
Zwar ist der entsprechende Teilindikator im Vergleich zum Vormonat leicht gesunken. „Aber der Maschinenbau und die Elektroindustrie planen gleichwohl, ihre Mitarbeiterzahl zu erhöhen“, erläutert Wohlrabe. Lieferprobleme etwa bei Halbleitern schlagen bisher offenbar nur bedingt auf die Beschäftigungspläne durch.
Im Gastgewerbe regierte im August noch eine gewisse Vorsicht bei Neueinstellungen – wohl auch, weil die Zahl der Corona-Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner im vergangenen Monat noch deutlich zulegte. Da sich diese Entwicklung aber abbremste, ist die Vorsicht aber inzwischen einer gewissen Zuversicht gewichen.
In der regelmäßigen Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gab Anfang September aber immer noch knapp jeder dritte Betrieb aus dem Gastgewerbe an, stark von den Auswirkungen der Pandemie betroffen zu sein.
Einen kräftigen Sprung nach oben gibt es bei der Einstellungsbereitschaft der Unternehmen des Dienstleistungssektors. Laut Wohlrabe plant unter anderem die IT-Branche, auf hohem Niveau neue Mitarbeiter einzustellen. Im Handel ist die leicht positive Tendenz für Neueinstellungen, verglichen mit dem Vormonat, nahezu konstant geblieben.
Vom Personaldienstleister Manpower befragte Arbeitgeber zeigen sich fast euphorisch
Als wahrer Beschäftigungsmotor hat sich während der Pandemie das Baugewerbe erwiesen – unterbrochen nur von zwei kurzen Dämpfern im April und Mai 2020 und im Februar und März dieses Jahres. Momentan sind die Beschäftigungsabsichten in der Branche wieder so optimistisch wie zuletzt Anfang 2020.
Auch die rund 1000 Arbeitgeber, die der Personaldienstleister Manpower für sein vierteljährlich erhobenes Arbeitsmarktbarometer befragt, schauen positiv nach vorne. 46 Prozent rechnen für das Schlussquartal dieses Jahres mit einem Personalaufbau, 17 Prozent erwarten schrumpfende Belegschaften.
Saisonbereinigt sind die Beschäftigungsaussichten damit auf den stärksten Wert seit Beginn der Umfrage vor 18 Jahren gestiegen. Für das dritte Quartal hatten nur 17 Prozent der Unternehmen einen Personalaufbau erwartet, fünf Prozent wollten Stellen streichen.
Nach dem Arbeitsmarktbarometer, das dem Handelsblatt exklusiv vorliegt, zeigen sich große Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten besonders expansionsfreudig. Gedämpft ist die Einstellungsbereitschaft bei Kleinbetrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern. Regional ist die Personalnachfrage derzeit vor allem im Norden der Republik besonders groß. Auch in den übrigen Landesteilen ist der Beschäftigungsausblick aber so positiv wie nie zuvor seit Beginn der Umfrage im Jahr 2003.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.