Impfgipfel „Können schneller und flexibler werden“: Hausärzte sollen nach Ostern impfen

Die Bundeskanzlerin hat mit den Ländern zur Impfstrategie beraten, am Montag geht es dann um die Corona-Maßnahmen.
Berlin Die niedergelassenen Ärzte sollen flächendeckend ins Impfen einsteigen: Ab der Woche nach Ostern sollen ihnen zunächst rund eine Million Impfdosen zur Verfügung stehen. Für die letzte Aprilwoche werden bereits mehr als 3,1 Millionen Dosen angestrebt.
Darauf haben sich Bund und Länder beim Impfgipfel an diesem Freitag geeinigt. „Das Ziel unserer Beratungen war klar: Wir wollen ab April schneller impfen“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. Merkel hielt an ihrer Aussage fest, dass bis Ende des Sommers jedem Bundesbürger ein Impfangebot gemacht werden könne.
Merkel kündigte anschließend zudem an, dass es bei den Beratungen von Bund und Ländern am kommenden Montag darum gehen werde, die Lockerungen der vergangenen Tage wieder zurückzunehmen. „Wir sehen, dass die Situation sich sehr schwierig entwickelt“, sagte sie.
Dafür habe man die Rücknahme von Öffnungen bei einer Inzidenz von über 100 vereinbart. „Wir werden leider auch von dieser Notbremse Gebrauch machen müssen.“ Sie hätte sich gewünscht, dass dies nicht nötig werde. „Aber das wird nicht möglich sein“, betont sie mit Blick auf das Bund-Länder-Treffen.
Bundesweit stieg die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen auf 96, wie das RKI am Freitag bekanntgab – am Donnerstag hatte dieser Wert noch 90 betragen. Es gibt aber weiterhin starke regionale Unterschiede – von jetzt 56 im Saarland bis 187 in Thüringen.
Die auf dem Impfgipfel vereinbarte noch vergleichsweise geringe Menge von einer Million Dosen bedeutet, dass jeder der 50.000 Hausarztpraxen 20 Impfdosen zur Verfügung stehen. „Dies ermöglicht eine Impfsprechstunde pro Woche“, heißt es in dem Papier. Daher erscheine es sinnvoll, dass zunächst die jeweiligen Ärzte die besonders vulnerablen Patienten gezielt einladen.
„Wir können schneller und flexibler werden“, sagte Merkel. Die bewährte deutsche Gründlichkeit werde nun um mehr Flexibilität ergänzt. „Die Devise lautet: Impfen, impfen, impfen.“
Der Gipfel sollte dazu dienen, schnellstmöglich einen Fahrplan für das Impfen in den Praxen festzulegen. Die Hausärzte sollen nun Tempo in die bislang stockende Impfkampagne bringen und mahnen selbst zur Eile: „Wir können sofort loslegen“, sagte der Chef des Deutschen Hausärzteverbands Ulrich Weigeldt bereits vergangene Woche.
Entscheidend für einen flächendeckenden Start ist allerdings laut Beschluss die Liefermenge der Impfstoffe. Die bestehenden Impfzentren der Länder sollen den Plänen zufolge im April vorrangig mit Vakzinen beliefert werden – und zwar mit 2,25 Millionen Dosen pro Woche. Nur die übrigen Dosen sollen von den Hausärzten verimpft werden.
Da bislang allerdings Unsicherheiten über die Impfstoffmenge herrschte, peilten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern den Start der Impfungen spätestens für die Woche ab 19. April an. Dass nun doch schon nach Ostern geimpft werden könnte, liegt auch an einer zusätzlichen Lieferung von Biontech und Pfizer von 580.000 Dosen.
Söder begrüßt Extra-Impfdosen für Grenzregionen
270.000 Impfdosen davon sind für die Hausarztpraxen vorgesehen – und die übrigen 310.000 Dosen für den Einsatz in besonders betroffenen Grenzgebieten. Konkret benennt das Papier das Saarland wegen seiner Nähe zum französischen Département Moselle sowie die Bundesländer Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen wegen der kritischen Lage an oder nicht weit weg von der Grenze zu Tschechien.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sprach auf Twitter von einem „guten Signal“ beim Impfgipfel: Bayern bekomme 100.000 Extraimpfdosen für die Grenzregionen. „Auch Haus- und Betriebsärzte werden früher eingebunden“, schrieb er.
In Summe stünden damit im April rund 15,4 Millionen Impfdosen in Deutschland zur Verfügung, davon gingen den Plänen zufolge circa 6,4 Millionen an die Arztpraxen.
Dem Beschluss zufolge können einzelne Bundesländer außerdem gegenüber dem Bundesgesundheitsministerium bis Montag erklären, wenn sie im April nicht an den Impfungen in den Arztpraxen teilnehmen wollen. Die Apotheken in diesen Bundesländern würden dann nicht vom pharmazeutischen Großhandel mit Impfstoff beliefert.
Mit Agenturmaterial
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