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Inflationsgefahr Neue Gefahr an der Preisfront

Inflation war in Deutschland lange kein Thema. Doch nun geht die Ära der Lohnzurückhaltung zu Ende - die Gewerkschaften trumpfen wieder auf. Weil die europäische Geldpolitik im Dilemma steckt, könnte es an der Preisfront gefährlich werden.
31.01.2011 - 17:22 Uhr Kommentieren
Die Inflation in Deutschland könnte ins Rollen kommen. Quelle: dpa

Die Inflation in Deutschland könnte ins Rollen kommen.

(Foto: dpa)

BERLIN/DÜSSELDORF. Jahrelang hielt sich das Inflationsgespenst von Deutschland fern – harter Wettbewerb auf den Weltmärkten und Lohnzurückhaltung sorgten dafür, dass es hier kaum Nahrung fand. Doch mittlerweile nimmt die fast vergessene Gefahr einer sich selbst verstärkenden Teuerungsdynamik rapide zu: Der große Erfolg der deutschen Unternehmen nach der Krise hat den Nährboden dafür produziert – und die Gewerkschaften schicken sich nun an, ihn durch kräftige Tariferhöhungen zu düngen.

„Wenn sich die Knappheit auf dem Arbeitsmarkt weiter verschärft und zugleich die Arbeitnehmer am Aufschwung teilhaben wollen, führt dies zwangsläufig zu einem Schub bei den Löhnen“, meint der Chef von Kiel Economics, Carsten-Patrick Meier. Und im Aufschwung gelinge es der Wirtschaft leichter, Lohnerhöhungen auf die Preise weiterzuwälzen. Falls dies die Lohnpolitik weiter befeuert, wäre das Gespenst einer Lohn-Preis-Spirale erstmals seit fast 40 Jahren wieder da.

Zwar brauen sich solche Risiken immer wieder zusammen. Doch diesmal drohen gleich zwei Faktoren auszufallen, die den Inflationstreibsatz normalerweise am Zünden hindern: Geldpolitisch hat die Europäische Zentralbank (EZB) kaum Spielraum, mit Zinserhöhungen gegenzusteuern, da die Lage auf den Finanzmärkten fragil ist und die Euro-Krisenstaaten mit bitteren Rezessionen kämpfen. Und tarifpolitisch mehren sich die Signale, dass die vielgepriesene Ära der Lohnzurückhaltung nun tatsächlich zu Ende geht. „Wenn die ganze Welt jetzt über Inflation redet, wird das wohl auch in die kommenden Tarifrunden eingehen“, sagt Ökonom Meier.

Denn ganz unabhängig von der Konjunktur verschärft sich etwa der Wettbewerb zwischen alten Branchen- und neuen Berufsgewerkschaften und lenkt die Tarifpolitik auf einen aggressiveren Kurs. Zudem verliert das hierzulande bisher prägende Leitbild der produktivitätsorientierten Lohnentwicklung seit der Krise an Kraft – die Gewerkschaften fühlen sich freier, Forderungen emotional statt ökonomisch zu begründen.

„Jetzt geht’s um uns – das ist unser Aufschwung“, hat etwa die Gewerkschaft IG BCE als Motto für ihre Tarifrunde in der Chemie-Industrie ausgerufen, in der sie ab Februar bis zu sieben Prozent mehr Lohn durchsetzen will. Von der in Krisenzeiten gepriesenen „fairen Lastenteilung“ im Betrieb ist kaum noch die Rede.

Parallel zur Gewerkschaft Verdi, die ab Februar für den öffentlichen Dienst verhandelt, läutet die IG BCE so ein entscheidendes Tarifjahr ein. Insgesamt sind 2011 die Verträge für 7,5 Millionen Beschäftigte neu auszuhandeln, hat das gewerkschaftsnahe Institut WSI ermittelt. Und die bisherigen Lohnforderungen liegen durchweg zwischen fünf und sieben Prozent – weshalb Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt besorgt von „Wolkenkuckucksheim“ spricht.

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