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Investitionen Brücken in Gefahr: Der Sanierungsstau hält an

Der Bund saniert Brücken an seinen Fernstraßen und doch ist Besserung nicht in Sicht. Mehr als jedes zehnte Bauwerk ist marode. Dadurch drohen Sperrungen.
20.09.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Manche Brücken drohen wie die Salzbachtalbrücke auf der A66 zu kollabieren. Quelle: imago images/Jan Huebner
Sazlbachtalbrücke

Manche Brücken drohen wie die Salzbachtalbrücke auf der A66 zu kollabieren.

(Foto: imago images/Jan Huebner)

Berlin Trotz hoher Investitionen verbessert sich der Zustand der Brücken auf Bundesfernstraßen kaum. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der FDP hervor. Demnach gelten laut Bundesverkehrsministerium zwar „dank der Brückenmodernisierung“ einige Bauwerke wieder als in einem sehr guten Zustand befindlich.

Der Anteil der Brücken mit Zustandswerten zwischen 1,0 bis 1,9 wuchs demnach von 3,5 beziehungsweise 8,9 Prozent im Jahr 2017 auf 3,7 und 9,1 Prozent aller Brücken. Zugleich aber sank der Anteil der Brücken in einem ungenügenden Zustand kaum.

Auch die Gruppe der Bauwerke mit dem Zustandswert „nicht ausreichend“ sank kaum. Viele von ihnen dürften bald als ungenügend eingestuft werden. Manche Brücken drohen wie die Salzbachtalbrücke auf der A 66 zu kollabieren und den Verkehr in einer ganzen Region lahmzulegen.

„Mehr als jede zehnte Brücke auf Autobahnen und Bundesstraßen ist weiterhin marode. Daran haben auch die letzten vier Jahre GroKo nichts geändert“, kritisierte der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Oliver Luksic. Da bereits heute fast 700 Brücken über 100 Jahre alt seien und sich die Zahl in den kommenden 20 Jahren fast verdreifachen werde, würden die Probleme „noch weiter zunehmen“.

Seit einigen Jahren investiert der Bund mehr Geld, um Straßen und Brücken zu erhalten. Allein in diesem Jahr stehen für die Brücken 1,57 Milliarden Euro zur Verfügung, um sie zu erhalten. In den kommenden zwei Jahren sollen es jeweils mehr als 1,6 Milliarden sein.

Die Regierung kalkuliert allein mit Baukosten von rund 3000 Euro den Quadratmeter und hat 2019 einen Bedarf von 9,3 Milliarden Euro bis 2030 identifiziert. Allerdings scheint dies bei Weitem nicht auszureichen, um dem wachsenden Sanierungsbedarf bei den rund 40.000 Brücken zu begegnen.

Autobahn GmbH nennt mehr kritische Brücken als der Bund

Die FDP bezweifelt indes, ob der Bund einen detaillierten Überblick über die Qualität der Brücken hat. So spricht er von 2500 kritischen Brücken an allen Bundesstraßen und Autobahnen. Die vom Bund neu gegründete Autobahn GmbH nennt aber allein in ihrem Aufgabenbereich mehr.

Sie hat nach eigenem Bekunden von den bislang zuständigen Länderverwaltungen rund 27.000 Brückenbauwerke übernommen. „Damit wurden auch rund 3000 Brücken übernommen, deren Bauwerkszustand als nicht ausreichend oder ungenügend von den Ländern bewertet wurde“, erklärte die GmbH auf Nachfrage.

Die Bundesbehörde habe „begonnen, eine Bestandsanalyse zu erstellen“, wie ein Sprecher erklärte. „Damit soll sichergestellt werden, dass neben den laufenden Modernisierungsprogrammen die Prioritäten bundesweit für die nächsten Jahre richtig gesetzt werden und die Ressourcen dafür bereitgestellt werden.“

Fest stehe: Es seien „erhebliche Anstrengungen zur Erneuerung und Sanierung der Brückenbauwerke zu erbringen“. Allein auf den Autobahnen sind laut Gesellschaft zwei Drittel der Brücken älter als 30 Jahre. Mehr als jede zehnte Brücke sei in einem nicht ausreichenden oder gar ungenügenden Bauwerkszustand.

Brücken müssten eigentlich erweitert werden

Die Gesellschaft verweist darauf, dass die Hälfte der Brücken bereits 40 bis 60 Jahre alt sind und für eine deutlich geringere Verkehrsbelastung ausgelegt waren. So wurde in Westdeutschland der Großteil der Brücken zwischen 1960 und 1980 gebaut, in Ostdeutschland zwischen 1990 und 2010.

Zu den am meisten befahrenen Brücken gehören die Bauwerke auf der A 2, A 3 und A 4 bei Minden-Lübbecke, Köln und Meißen. „Die Verkehrsbelastung, insbesondere des Schwerverkehrs, stieg in den vergangenen Jahren um ein Vielfaches und wird weiter anwachsen“, hieß es bei der Autobahngesellschaft.

Entsprechend müssten alte Brücken heute eigentlich nicht nur saniert, sondern gleich erweitert werden. Dann aber sind neue Planungs- und Genehmigungsverfahren nötig. Dies gilt für vermutlich ein Drittel der Brücken oder mehr, wie Experten mutmaßen. Die Verfahren dauern. „Wir fordern daher neben einer Verstetigung der Investitionen endlich eine umfassende Planungs- und Baubeschleunigung“, sagte FDP-Politiker Luksic. „Nur so lässt sich die Funktionsfähigkeit und Sicherheit unserer Fernstraßen konsequent erhalten.“

Mehr: Marode Brücken, zu wenig Geld, überarbeitete Mitarbeiter: Die Bilanz der ersten sechs Monate der Autobahn GmbH

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