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IT-Ausbildung für die Autobranche Digital Gas geben

Autohersteller und ihrer Zulieferer brauchen zunehmend IT- und Softwarespezialisten. Hochschulen und Universitäten stellen ihre Angebote darauf ein. Fast alle größeren Unternehmen setzen aber auch auf das duale Studium.
25.03.2017 - 17:40 Uhr Kommentieren
Ohne IT-Wissen kommen auch Ingenieure nicht mehr aus. Quelle: PR
Entwicklungsarbeit am Computer

Ohne IT-Wissen kommen auch Ingenieure nicht mehr aus.

(Foto: PR)

Düsseldorf Wenn sich Autos künftig wirklich selbstgesteuert durch die Städte manövrieren und ohne Fahrer über die Autobahnen flitzen, dann sind die Fahrzeuge noch mehr als heute schon Hochleistungsrechner auf vier Rädern. Für Automobilhersteller geht es bei der Digitalisierung aber um weit mehr: intelligente Roboter in den Fabriken – Stichwort Industrie 4.0 – und die Analyse großer Datenmengen in der Produktion, aber auch, wenn das Auto einmal auf der Straße ist. Oder das Konzept des digitalen Zwillings, also des virtuellen Abbilds eines Produkts, das sein physisches Gegenstück ein Leben lang begleitet.

Schon seit Jahren brauchen Automobilhersteller und ihre Zulieferer daher eine wachsende Zahl IT- und Softwarespezialisten. Beim Bosch-Konzern, der auch eine Autozuliefersparte hat, bedeutet das: „Ungefähr jede dritte ausgeschriebene Stelle hat heute einen Bezug zu IT oder zur Softwareentwicklung. Davon sind etwa ein Drittel Stellen für reine Softwareentwickler“, sagt Vera Winter, Leiterin des Personalmarketings Deutschland. Und beim Autobauer Porsche etwa wurden im vergangenen Jahr in allen Konzerngesellschaften rund 250 IT-Experten eingestellt.

Den Unternehmen, die vor allem Anwendungstechniker suchen, kommt ein deutlicher Wandel in der Informatikausbildung zugute. Noch in den 1990er-Jahren waren die meisten Informatikstudiengänge ähnlich aufgebaut, kaum eine Hochschule oder Universität stach mit einem Schwerpunkt hervor. „Das hat sich geändert“, sagt Informatikprofessor Olaf Zukunft, der sich auch in der Gesellschaft für Informatik mit den Studiengängen in seinem Fachbereich beschäftigt. „Fast alle Hochschulen haben heute ein Profil in ihren Studiengängen.“ Etwa zwei Drittel des Bachelorstudiums sehen an vielen Hochschulen noch gleich aus, den Rest machen dann die Spezialisierungen aus. Teils hätten die Programme diese schon im Namen wie bei der Medizininformatik, teils würden sie unter dem Etikett „Technische Informatik“ angeboten.

Auch Spezialisierungen für die Automobilbranche gibt es so einige. Die Technische Universität in München (TUM) etwa hat einen Master in Automotive Software Engineering und die Hochschule Landshut einen Bachelor in Automobilinformatik im Programm. Es könne gut sein, dass Hochschulen ihre Schwerpunkte auch auf die Branchenstruktur vor Ort ausrichteten, sagt Peter Liggesmeyer, Präsident der Gesellschaft für Informatik. In Landshut und München ist unter anderem BMW ein großer Arbeitgeber.

Kritik an der Spezialisierung

„Die Hochschullandschaft verändert sich gerade enorm“, sagt Konstanze Marinoff, Leiterin des Personalmarketings bei Porsche. „Es sind viele neue Informatikstudiengänge entstanden, etwa Technische Informatik, Autonome Systeme und Data Engineering. Das ist gut.“

Vor allem die Vernetzung und die Analyse großer Datenmengen, unter dem Schlagwort Big Data bekanntgeworden, sind für die Wirtschaft enorm wichtig. Das Thema Big Data entdeckten die Hochschulen insgesamt aber erst langsam, meint Porsche-Personalmanagerin Marinoff. „Auch IT-Sicherheit ist ein wachsender Bereich, aber der wird an den Hochschulen noch nicht flächendeckend angeboten.“ Das Hasso-Plattner-Institut an der Universität Potsdam etwa, das softwareorientierte Informatikstudiengänge anbietet, plant Masterprogramme zu „Data Engineering“ und „Security Engineering“, die Universität Hildesheim legte 2016 einen Master in „Data Analytics“ auf.

An manchen Spezialstudiengängen – vor allem, wenn sie auf den ersten Hochschulabschluss, den Bachelor, abzielen – gibt es aber auch Kritik. „Man muss da aufpassen, in Deutschland werden mir zu viele spezialisierte Bachelorstudiengänge angeboten“, sagt Christoph Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts. „Eigentlich sollte der Bachelor breit angelegt sein und die Spezialisierung im Master folgen.“ Viele Abiturienten scheinen aber generell kein Problem damit zu haben, sich früh auf ein Gebiet festzulegen.

Wie wichtig einzelne Studiengänge und Hochschulen für die Automobilindustrie sind, wollen die meisten Hersteller und Zulieferer allerdings nicht verraten. Bei Audi heißt es nur, man rekrutiere IT-Absolventen von verschiedensten Universitäten auf der ganzen Welt und arbeite mit mehr als 45 Hochschulen zusammen. Porsche nennt als Partner unter anderem die Universität Stuttgart, die RWTH Aachen und die Universität in Karlsruhe (KIT).

Boom des dualen Studiums

So ziemlich alle größeren Automobilunternehmen setzen heute aber auch auf das duale Studium – einen Mix aus Studienphasen an einer Hochschule und Praxisphasen im Betrieb, bei dem die Studenten vom Unternehmen ausgewählt werden und schon während des Studiums Geld verdienen. Daimler hat Angebote in Informatik, Wirtschaftsinformatik und Internationaler Wirtschaftsinformatik, Audi seit dem vergangenen Jahr auch duale Masterprogramme. Der erste Jahrgang im Fach Informatik beginnt in diesem Jahr, Partner ist die Technische Hochschule Ingolstadt, bei der interdisziplinären Studienrichtung „Robotics, Cognition, Intelligence“ ist es die TUM.

Seit Jahren steigt generell das Interesse an diesem Studienmodell – sowohl bei den jungen Menschen als auch bei den Unternehmen. Das zeigt sich auch in der Informatik: 2014 gab es 182 duale Studiengänge für die Erstausbildung in dieser Disziplin, zehn Jahre zuvor waren es 72 gewesen. An der Dualen Hochschule in Stuttgart etwa sind Informatik und Elektrotechnik die Studiengänge, die am stärksten zulegen. Rund 210 junge Menschen begannen dort zuletzt das Informatikstudium, etwa 30 davon in einem Spezialprogramm für IT in der Automobilbranche. Daimler, Bosch und Porsche sind laut Hochschule unter anderem Partner. Porsche will generell die Zusammenarbeit mit der Dualen Hochschule ausbauen.

Bosch etwa bietet deutschlandweit fünf duale IT-Studiengänge an, jeder zehnte duale Student im Unternehmen ist in Informatik eingeschrieben. IT-Kenntnisse aber sollen alle Studenten erwerben, gleich ob sie Technik oder Wirtschaft studieren. Denn die Anforderungen haben sich gewandelt. „Auch Absolventen des Maschinenbaus und der Elektrotechnik benötigen zunehmend Softwarekenntnisse“, sagt Bosch-Personalmanagerin Winter. Interessant für die Automobilwirtschaft sind daher alle Studiengänge, die eine Zusatzqualifikation in IT beinhalten.

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