Johannes Ludewig zur Einheit „Wir hatten wenig Illusionen“

Der promovierte Ökonom ist 70 Jahre alt und war von 1983 bis 1994 im Bundeskanzleramt für den damaligen Kanzler Helmut Kohl (CDU) „Koordinator neue Länder“. Bei den Verhandlungen zum Einigungsvertrag BRD-DDR saß er mit am Tisch. 1994 wurde er Wirtschaftsstaatssekretär und betreute als „Beauftragter für die neuen Bundesländer“ den (Wieder)-Aufbau des Ostens. 1997 bis 1999 war Ludewig Bahnchef. Seit 2006 leitet er den Normenkontollrat.
Berlin Johannes Ludewig hat heute noch eine Wohnung im Osten der Republik – im Ostteil Berlins. Bei seinem Lieblingsitaliener berichtet er dem Handelsblatt über seine Zeit als Architekt der Wiedervereinigung. Respekt vor den Ostdeutschen hat er damals gewonnen: So einen Strukturbruch müsse man erst einmal bewältigen, sagt er. Es sei erstaunlich, wie die Menschen den Wandel mitgemacht hätten. „Schon wieder ein Tag, an dem kein Betrieb besetzt worden ist“, habe er an manchem Abend in den Umbruchsjahren ab 1990 gesagt, wenn er von Ostdeutschland zurück ins Kanzleramt nach Bonn gefahren ist.
Herr Ludewig, in Ihrem Buch „Unternehmen Wiedervereinigung“ schreiben Sie, das Ziel der Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion zum 1. Juli 1990 war der „Aufbau einer Wirtschaft, die auf eigenen Beinen steht“. Stattdessen brach die Industrie zusammen, lag der Anteil an der gesamtdeutschen Wertschöpfung 1992 gerade einmal bei 3,5 Prozent. Warum kam es dazu?
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