Johannes Vogel zu Weiterbildung „Rot-Grün hat Seminare finanziert, in denen das Mähen mit der Sense gelehrt wurde“

Der arbeitsmarktpoltische Sprecher der FDP fordert ein zweites Bildungssystem für das ganze Leben.
Als Ex-Führungskraft der Bundesagentur für Arbeit ist der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion mit dem Thema Weiterbildung bestens vertraut.
Herr Vogel, die Bundesregierung plant die steuerliche Forschungsförderung. Warum werden Firmen nicht auch unterstützt, wenn sie in die Köpfe der Mitarbeiter investieren?
Diese Frage sollte die Bundesregierung beantworten. Wo ist eigentlich die angekündigte Nationale Weiterbildungsstrategie? Ich kann nicht nachvollziehen, warum die Bundesregierung hier nichts tut. Eine steuerliche Förderung von Weiterbildung als ein Baustein könnte in meinen Augen durchaus Sinn haben. Aber CDU, CSU und SPD sind leider wie so oft einfach ambitionslos.
Eine steuerliche Förderung von Weiterbildungsmaßnahmen könnte also ein guter Ansatz sein?
Grundsätzlich ja. Natürlich kommt es auf die genaue Ausgestaltung an. Aber wir müssen uns doch fragen: Wie können wir jeder und jedem das Versprechen geben, am digitalen Wandel gut teilhaben zu können. Uns wird die Arbeit nicht ausgehen, aber die Umwälzungen können gewaltig sein. Dafür müssen wir drei Dinge aufeinander abstimmen: Welche Instrumente brauchen wir für den Einzelnen, welche Rolle soll die Bundesagentur für Arbeit haben, und was passiert in den Unternehmen? Hier ist noch viel zu tun.
Besteht bei steuerlicher Weiterbildungsförderung nicht die Gefahr von Mitnahmeeffekten?
Generell: Forschung und Weiterbildung sind zentrale Themen, auch für Innovationen – die Start-up-Nation Israel ist für derartige Instrumente ein gutes Beispiel. Solche Maßnahmen müssen natürlich immer zielgenau und fair gestaltet werden. Wenn Hubertus Heil die Weiterbildung wie sein Modell der Grundrente angeht, wird das nichts. Die alte rot-grüne Landesregierung in NRW hat zum Beispiel Seminare finanziert, in denen das Mähen mit der Sense gelehrt wurde. Das kann nicht das Ziel sein, es geht um das Fitmachen für den digitalen Wandel.
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Wie ließe sich die Förderung denn zielgenau lenken?
Mögliche Steuerungsinstrumente könnten etwa thematische Eingrenzung, ausreichende Eigenmittel des Unternehmens oder Zuschnitt auf kleine und mittlere Unternehmen sein – denn dort besteht die Herausforderung. In jedem Fall lohnt die Debatte.
Kann mehr Fortbildung helfen, die Herausforderungen der Digitalisierung besser zu bestehen?
Ja, wir brauchen ein echtes zweites Bildungssystem für das ganze Leben. Seinen Horizont fortgesetzt zu erweitern ist doch eine großartige Chance – und muss auch nach Ausbildung oder Studium normal werden. Deshalb machen vor allem Instrumente für jede und jeden Einzelnen das Thema erst komplett. Wir schlagen etwa ein digitales Freiraumkonto vor, auf dem man Geld für Phasen der Weiterbildung steuer- und abgabenfrei ansparen kann. Dazukommen muss mit einem Midlife-Bafög ein Instrument für Menschen mit geringerem Einkommen.
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