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Jürgen Trittin Der grüne Drache der Jamaika-Verhandlung

Eigentlich war Jürgen Trittins Zeit vorbei. Doch in den Sondierungen geht ohne den Vertreter des linken Flügels der Grünen nichts. Der einstige Umweltminister weiß die Macht zu nutzen – und stichelt in den Verhandlungen.
17.11.2017 - 12:47 Uhr 37 Kommentare
Der ehemalige Umweltminister ist wieder zu einer zentralen Figur der Ökopartei geworden. Quelle: Reuters
Jürgen Trittin

Der ehemalige Umweltminister ist wieder zu einer zentralen Figur der Ökopartei geworden.

(Foto: Reuters)

Berlin Am frühen Freitagmorgen, als sich die vermeintliche Endrunde der Jamaika-Sondierer auf den nächsten Nachmittag vertagt, verlinkt Jürgen Trittin auf Twitter das Lied „The harder they come, the harder they fall“ von Jimmy Cliff. Zu deutsch etwa: „Je härter sie sind, desto härter fallen sie.“ Ob er mit den Schwarzen und Liberalen Doppelkopf gespielt hat in der Nacht, sagt er nicht.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Marco Buschmann, wird im Interview mit WDR5 deutlich. Sein Eindruck sei, „dass Herr Trittin im Moment besonders große Freude hat, Sand ins Getriebe zu streuen“. Er stelle sich die Frage, ob „der am Tisch sitzt, um mit uns eine konstruktive Lösung zu finden“. Trittin selbst sagt etwas kryptisch, es habe in der Verhandlungsnacht „bestimmte Bewegungen gegeben“. Nun müsse man halt sehen, ob es für ein Ergebnis reiche.

Trittin, immer wieder Trittin. Der Grüne ohne Amt ist in wenigen Wochen wieder zu einer zentralen Figur der Ökopartei geworden: Er ist Mitglied in der zentralen Verhandlungskommission und Chefunterhändler für Finanzen – dabei ist er eigentlich ein Verlierer. Der, der die Wahl 2013 vergeigt hat und in die dritte Reihe zurücktreten musste. Doch seit der Wahl 2017 ist Jürgen Trittin zurück– die Gegner reiben sich vor allem an ihm, dem scharfzüngigsten unter den Grünen. In den eigenen Reihen ist er wieder der Vormann der Linken. Selbst eingefleischte Realpoltitiker der Grünen, die anfangs Angst hatten, er könne Jamaika torpedieren, loben den früheren Umweltminister (1998 bis 2005) als extrem kooperativ. „Ich bin mittlerweile echt froh, dass Jürgen dabei ist“, bekennt einer von ihnen.

Bei den anderen Parteien sieht man das mitunter anders. FDP-Mann Buschmann regt sich etwa darüber auf, dass Trittin bei der Debatte über die Außenpolitik „quasi über Nacht“ mit einer Forderung nach dem Abzug deutscher Soldaten aus Afghanistan aufgewartet habe und „allen anderen Partnern damit die Einigung so gut wie unmöglich macht“.

Während der einstige grüne Außenminister Joschka Fischer längst Parteigeschichte ist, hat Jürgen Trittin sich zurückgekämpft, obwohl er dem Ruf getreu bleibt, einer zu sein, an dem sich andere schon mal reiben. Selbst die Kanzlerin suchte zuletzt seine Nähe: Bei der Konstituierung des Bundestages am 24.Oktober saßen beide ins Gespräch vertieft in den Abgeordnetenreihen. Trittin strahlte – wissend, dass die Kameras den Moment einfangen würden. Er schätzt Angela Merkel ob ihrer Klugheit – wo er für viele andere im Berliner Betrieb nur Hohn übrig hat.

Öffentliche Huldigung erwies Trittin dieser Tage ausgerechnet Jens Spahn, der 37-Jährige Jungstar der Union, ebenfalls mit einem ausgeprägten Selbstbewusstsein ausgestattet: Er adelte den 63-Jährigen als „coole Socke“, und fügte hinzu: „Hätte ich gar nicht gedacht“. Kein Wunder, lacht der grüne Bundesgeschäftsführer Michael Kellner: „Da nähern sich offenbar zwei an, die beide übers Geld wachen wollen. Jürgen ist da wie der Drache Smaug aus Herr der Ringe, der den Goldschatz bewacht.“

Viel früher erkannte der erfahrene Liberale Wolfgang Kubicki das neue politische Gewicht des grünen Antipoden, der einst schon Guido Westerwelle zur Weißglut trieb: Schon in der ersten langen gemeinsamen Sondierungsnacht gaben sich die beiden Alpha-Tiere die Hand unter dem mächtigen Bild Bismarcks in der Parlamentarischen Gesellschaft – seither duzen sich „der Jürgen“ und „der Wolfgang“.

Eigentlich war Trittin nach der Bundestagswahl 2013 erledigt. Der damalige Spitzenkandidat hatte das Programm der Grünen damals mit einer Arie von Steuererhöhungsforderungen gespickt und mit Schärfe propagiert. Für die alberne Veggie-Day-Debatte, die dem Gegner billige Munition lieferte, konnte er so wenig wie für das aus den Untiefen der grünen Geschichte aufgetauchte Pädophilie-Drama. Doch am Ende war er der Verlierer – und mit ihm der gesamte linke Flügel der Grünen.

„Trittin spielt in einer völlig anderen Liga als Özdemir“
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37 Kommentare zu "Jürgen Trittin: Der grüne Drache der Jamaika-Verhandlung"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Frau Bollmohr - wer 72 Jungfrauen anstrebt und sich dabei auf die schnöde weltliche Regierung beruft, ist ein …....?

  • Das Abendland , Herr Kommentator, gibt es nicht mehr. Sicherlich ist es Ihnen aufgefallen daß die abendländliche Wertegemeinschaft keine Werte mehr hat, Exemplarisch repräsentiert durch Frau Dr. Merkel, mit ihrer Aussage "der Islam gehört zu Deutschland". Die Übereinstimmung zwischen der NSDAP und der derzeitigen Regierung ist nicht zu übersehen, beide sind Feinde des Christentums. Persönlich glaube ich natürlich nicht an den Schwachsinn mit der schwangeren Jungfrau aber ich strebe, regierungstreu wie ich bin, die 72 Jungfrauen an. Ich wünsche aber dennoch viel Vergnügen an den Verhandlungen des optimalen Schaden für Deutschland.

  • In den meisten Kommentaren geht es leider nicht um die Jamaika-Verhandlungen
    sondern wie immer um den Untergang des Abendlandes - von Herrn Spengler vor
    100 Jahren angekuendigt aber immer noch nicht passiert. Zum Leidwesen dieser
    Noergler auch immer noch nicht in Sicht.
    Zur Debatte sollte Kubicki abgestellt werden um dem Erfinder des Dosenpfandes
    eins draufzugeben, wann immer der den Mund aufmacht.

  • Herr Günther Heck,

    hätte sich Frau Bollmohr darauf beschränkt, Ihnen Wut statt Hass vorzuhalten und auf die unhaltbare Behauptung "Menschenverachtung" verzichtet, hätten Sie den Kommentar unbeachtet sein lassen können.

    Die 15.000 Polizisten werden nicht wegen der gestiegenen Kriminalität zusätzlich geplant (womit die ja nicht von Heute auf Morgen wie vom Himmel gefallen da sind), sondern wegen dem Bedarf durch anstehende Personalreduzierung aus Altersgründen.

    Toll ist der Fall mit dem heute gemeldeten Islamisten, der als gefährlich eingestuft mit einer elektronischen Fußfessel weiter auf die Gesellschaft losgelassen wurde.

    Plötzlich war das Signal weg - und wurde erst nach 2 Tagen von Griechenland aus gesendet.

    Das durfte dieser als gefährlich eingestufte Gefährder aber gar nicht, denn damit hat er gegen ein Gesetz verstoßen, dass wohl den Betrieb aus dem Ausland verbietet.

    Gesetzestreu wie kleinkarierte deutsche Behörden hier nun einmal sind, wurde der Sender - in der Fußfessel - ergo abgeschaltet. Jetzt kennt man zwar seinen letzten Aufenthalt - aber bekommt mit Sicherheit nicht mit, wenn der unerkannt wieder einreist.

    Die E-Fessel muss der dabei gar nicht abmachen - mangels Signal durch den abgeschalteten Sender merkt das eh keiner.


  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.


  • Beitrag von der Redaktion gelöscht. Bitte bleiben Sie sachlich.

  • Herr Vinci Query17.11.2017, 17:26 Uhr

    Weder habe ich die FDP gewählt, noch beabsichtige ich das. Und von Lindner halte ich rein gar nichts.

    Nichtsdestoweniger steht der (wohl ehemaligen) Forderung der FDP nach einem Einwanderungsgesetz nichts entgegen, denn es soll ja nach dem Willen der FDP zusätzlich kommen – für qualifizierte Zuwanderung.

    Nur bei realistischer Betrachtung: Die Sicherheitsrisiken durch weiter unkontrollierte und ungebremste Zuwanderung in die Sozialsysteme, das damit einhergehende Wohnungsproblem und letztlich der Verfall der Infra-Struktur neben weiteren politisch verursachten Problemen dürfte wohl nur wenige qualifizierte Zuwanderer reizen, in ein Land mit langsam aber sicher ausgehenden Lichtern zu auswandern.

  • @ Kabus

    >> Auch bei der FDP bin ich noch nicht sicher, welches Spiel die spielen. >>

    Vor allem LÜGEN sie, die LIBERALLALA, daß sich die Balken biegen !

    Lindner , in seiner Manier als Handyverkäufer, erzählt dem Volke daß es mit der FDP ein EINWANDERUNGSGESETZ geben würde. Das ist die Größte Lüge aller Zeiten.
    Ein Einwanderungsgesetz steht im grassen WIDERSPRUCH zu EU-Schengenabkommen.....wer nach Deutschland legal nach Einwanderungskriterien einreist kann sich FREI im ganzen Schengen-Raum NIEDERLASSEN ! Deswegen KANN es gar KEINE länderbezogenen Einwanderungsgesetze mehr GEBEN !

    Die FDP ist der alte, abgestandene Wein in einem Neuen Schlauch ( Liberallalla Lindner ) !

    Diese Partei war, ist und bleibt MEHRHEITSBESCHAFFER, sonst NICHTS !

  • @Herr Günther Heck, 17.11.2017, 17:08 Uhr

    „Mich wundert es, dass mein letzter Beitrag noch nicht gelöscht oder mein Zugang gesperrt wurde.“

    Vermutlich, weil an Ihren Ausführungen etwas dran ist (zugegebenermaßen sogar eine Menge).

    Das ändert aber überhaupt nichts daran, dass Ihr „Problemlösungsansatz“ (by the way, welcher Ansatz? Meckern ist jedenfalls keiner) völlig inakzeptabel ist. Weil aus Ihren Kommentaren Hass und Menschenverachtung sprechen. Mit einer solchen Grundeinstellung lassen sich keine konstruktiven Lösungen erarbeiten. Vielleicht denken Sie ja auch darüber mal nach?

  • @ Herr Christian Körner

    >> Warum CSU/CDU/FDP nicht mit der AfD reden, ist mir schleierhaft >>

    Die Systemparteien haben doch das PROPAGANDAMÄRCHEN erfunden, daß der Wähler es so bestimmt hätte, dass eine JAMAIKA zustanden käme.
    Was für eine Volksverarsche !

    Der Wähler hat nämlich so gewählt, dass sowohl eine GroKo, wie eine Minderheitsregierung als auch ALLE rechnerisch möglichen Regierungskonstellationen, incl. AfD und LINKE möglich wären und sind !

    Die IGNORANZ, insbesondre der CDU bezüglich der AfD, wird dazu führen, wozu der Sesselfurzer "Die BIRNE" es schon mal gebracht hat :

    zu Rot-Grün ( Diesmal nur zur Rot-Rot-Grün ) . Die Geschichte wiederholt sich mit der "EWIGEN KANZLERIN".

    Und diese Chaoten können in einer Legislaturperiode eine Menge Unheil anrichten !

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