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Kampf gegen Corona Start der Corona-Massenimpfungen in Arztpraxen kann sich bis Mitte April verzögern

Schon bald sollen Impfdosen auch flächendeckend in Arztpraxen verabreicht werden. Die Hausärzte fühlen sich bereit, für sie kommt der Start zu spät.
10.03.2021 - 18:37 Uhr 4 Kommentare
Impfung bei der Hausärztin: „Wir brauchen alle zugelassenen Impfstofftypen in den Praxen!“ Quelle: Getty Images
Corona

Impfung bei der Hausärztin: „Wir brauchen alle zugelassenen Impfstofftypen in den Praxen!“

(Foto: Getty Images)

Berlin Mit der Einbindung von Zehntausenden Arztpraxen soll das Impfen gegen das Coronavirus in Deutschland Fahrt aufnehmen. Im April könnten die Massenimpfungen beginnen. Ziel sei frühestmöglich, jedoch spätestens in der Woche vom 19. April damit zu starten, teilten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Mittwoch nach dreistündigen Video-Beratungen mit.

Dafür brauche es aber auch eine gewisse wöchentliche Mindestmenge an Impfstoff, hieß es im Bundesgesundheitsministerium. Um dem Wunsch der Länder entsprechen zu können, ihre Impfzentren wie bisher auszulasten, könnten die Praxen wohl erst Mitte April starten. Die Empfehlung der Fachminister soll nun Basis für Entscheidungen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder sein.

Der Hausärzteverband sieht die Praxen längst bereit. Verbandschef Ulrich Weigeldt hat daher wenig Verständnis für die Verzögerungen. „Warum der flächendeckende Impfstart in den Hausarztpraxen erst auf April gelegt wurde, ist mir nicht bloß schleierhaft“, sagte er. „Ich halte diese Entscheidung für fahrlässig. Jeder Tag, an dem die Impfungen schnell vorankommen, rettet Leben.“

Die deutsche Impfkampagne braucht dringend einen Schub, die Bilanz nach zweieinhalb Monaten ist ernüchternd. Gerade einmal 2,5 Millionen Menschen sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft, mehr als doppelt so viele haben mindestens eine Impfdosis erhalten.

Geimpft wird vorrangig in Impfzentren und mit mobilen Teams, die in Pflegeheime und Krankenhäuser fahren. Impfungen in Praxen finden bislang nur in Modellprojekten statt. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist überzeugt, dass die niedergelassenen Mediziner Tempo ins Impfen bringen werden.

Von der Priorisierung abweichen

KBV-Vizechef Stephan Hofmeister rechnet damit, dass mindestens 50.000 der 75.000 Haus- und Facharztpraxen mitmachen werden. „Wenn jede in der Woche 100 Patienten impft, schaffen wir es, fünf Millionen Patienten pro Woche zu impfen“, sagte Hofmeister dem Handelsblatt.

Die mehrfach überarbeitete nationale Impfstrategie sah zwei Phasen vor: Zunächst sollten in den Zentren die priorisierten Bevölkerungsgruppen durchgeimpft werden – Senioren, Menschen mit Vorerkrankungen und bestimmte Berufe. Anschließend sollten die rund 45 Millionen Menschen ohne Priorität an der Reihe sein.

Erst in dieser Phase sollte neben den Zentren auch breit in den Praxen geimpft werden. Nun sollen die Ärzte mithelfen, obwohl die Priorisierung noch nicht abgearbeitet ist. Hofmeister sagt, die Praxen könnten mit dem Impfen loslegen, sobald flächendeckend genügend Dosen zur Verfügung stünden: „Das sollte im April der Fall sein.“

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Immer mehr Dosen der Vakzine von Biontech/Pfizer, Moderna und Astra-Zeneca kommen in Deutschland an. Das Mittel von Johnson & Johnson dürfte noch in dieser Woche als vierter Impfstoff in der EU gelassen werden. Auch im Beschlussentwurf der Gesundheitsminister heißt es, dass „die Menge an Impfstoffen in absehbarer Zeit die Kapazitäten der Impfzentren und mobilen Impfteams übersteigen wird“.

Der Hausärzteverband fordert mit Blick auf überschüssige Dosen und ungenutzte Termine in den Impfzentren, schon jetzt einen Teil der Lieferungen in die Praxen zu leiten. „Wir sind deutlich flexibler als die Impfzentren“, sagte Verbandschef Weigeldt. Gerade ältere Patienten würden sich immer wieder in den Praxen nach einer Impfung erkundigen.

Wie der Impfstoff an die Praxen kommen soll

„Sie schaffen die Wege in die Impfzentren nicht und fürchten die Anonymität dort.“ Vor dem Start der Massenimpfung steht die logistische Aufgabe, die bislang auf die Impfzentren zugeschnittene Verteilung der Dosen umzustellen. Auch hier rangen Bund und Länder noch um Details. Grundsätzlich bestand aber Einigkeit, die bestehenden Vertriebswege über den Großhandel und die Apotheken zu nutzen.

Die KBV, der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) und die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda) haben ein gemeinsames Konzept für die Auslieferung der Corona-Vakzine an die Praxen erarbeitet. Einmal wöchentlich sollen alle rund 19.000 Apotheken durch die Großhändler mit dem vorab bestellten Bedarf beliefert werden.

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Man stütze sich auf „die Erfahrungen der Grippeimpfstofflogistik“, teilte der Phagro mit. Allerdings gebe es momentan „eine weitaus größere Dimension der Nachfrage“. Es sei eine Herausforderung, die Praxen flächendeckend „innerhalb kürzester Zeit mit Impfstoffen zu versorgen, die wiederum in Teilen nur bis zu fünf Tage haltbar sind und daher rasch verimpft werden müssen“.

Dazu komme, dass sich die Vorgaben für Lagerung und Transport der Impfstoffe immer wieder ändern würden. Die Ärzteschaft fordert, dass die Impfungen in den Praxen so unbürokratisch wie möglich ablaufen. Der Hausärzteverband befürchtet ausufernde Dokumentationspflichten bei jeder Impfung.

Auch KBV-Vize Hofmeister sagte: „Voraussetzung für ein zügiges Impfen sind unbürokratische Rahmenbedingungen, eine Kurzdokumentation ist völlig ausreichend.“ Flexibilität verlangen die Ärzte auch bei der Impfreihenfolge. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält in der überarbeiteten Impfverordnung an der Priorisierung fest, jedoch sollen Abweichungen möglich sein.

„Wir kennen unsere Patientinnen und Patienten und wissen, wer durch Vorerkrankungen und Beruf besonders gefährdet ist und als Nächster an der Reihe wäre“, sagte Weigeldt. „Was ist wichtiger: die gnadenlos starre Einhaltung eines Schemas oder die Impfung möglichst vieler Menschen in möglichst kurzer Zeit.“

Mehr: Schnelltests, „Notbremse“, Inzidenzberechnung: Wie die Politik ihre eigenen Corona-Beschlüsse unterläuft

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4 Kommentare zu "Kampf gegen Corona: Start der Corona-Massenimpfungen in Arztpraxen kann sich bis Mitte April verzögern"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Wer Behörden und Ministerialbürokratie vor Privatwirtschaft stellt, handelt grob fahrlässig. Im Fall der Coromaimpfungen macht sich Herr Spahn und sein Ministerium der fahrlässigen Körperverletzung schuldig.
    Wann begreifen unsere Politiker endlich, dass nichts so sicher ist, wie die Unfähigkeit der deutschen Bürokratie, wenn es schnell gehen muss.
    Die Ärzte hätte schon ab Januar impfen können, wenn der Impfstoff und der Wille dagewesen wäre.

  • Unser Rhein-Kreis-Neuss hat 447.431 Einwohner. Impfen wir jeden Tag 1.500 Einwohner, kommen wir auf 298,5 Impf-Tage. Teilen wir die Anzahl der Tage durch 30, so erhalten wir 9,95 Monate bis die Bevölkerung dieser kleinen Region geimpft ist. Leider schwankt die Anzahl der Impfungen in den Tagen seit dem 03.03.21 / 1283 /456 /541 /591/1474/ täglich. Ich möchte die anfängliche Hochrechnung nicht erneuern und auch nicht auf Deutschland hochrechnen. Der Hausarzt kennt seine Patienten, deren Krankheiten und Medikamente.
    Ein Wissensvorsprung vor Impfzentren, den Politiker in Ihre Entscheidungen berücksichtigen sollten.
    Die Kanzlerin hat allen Bürgern eine Impftermin bis September versprochen. Das Jahr hat sie ja nicht genannt.
    11.03.2021
    Christine Kludasch

  • Das Impfergebnis in Deutschland ist nicht ernüchternd, sondern zeigt von Unfähigkeit.
    Wir haben seit Jahrzehnten eine funktionierende Struktur des Impfens, wogegen auch immer, und nutzen sie nicht.
    Wir haben genügend Intensivbetten und bauen sie ab - gegen den Rat von Herrn Lauterbach noch vor zwei Jahren haben wir doch nicht die Hälfte der Krankenhausbetten abgebaut, aber im Pandemiejahr 2020 in Deutschland 34 Kliniken geschlossen und fast 4.000 Intensivbetten abgebaut.

    Wir brauchen dringend auch eine persönliche Haftung für unser politisches Personal - nicht für Fehler die zum Beginn einer sog. Pandemie gemacht wurden - aber man daraus nichts lernt und dann lieber Menschen ihrer Grundrechte ohne Not beraubt, nach dem man sich nicht um die Faktenlage und die Risikobewertungen kümmert. Lieber wird das ganze Land dicht gemacht als die Umstände/Hotspots der Infizierungen des allzu gefährlichen Virus zu identifizieren und meint die Menschen für dumm zu verkaufen.

  • Die Hausärzte sind bereit, wir haben in den nächsten Wochen einen Überhang an Impfstofflieferungen. Wieso muß man da bis April warten? Was fehlt diesem Pennerpack in Berlin und den Ländern noch? Ist das nur die Angst daß Schluß ist mit diesem Notstandszirkus? Sieht die "Staatsratvorsitzende" ihre Felle davon schwimmen? Unglaublich was dieses Land bzw. seine Bevölkerung sich bieten läßt. Es wird Zeit für zivilen Ungehorsam. Sowas hat niemand- kann niemand gewählt haben.

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