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Kanzlerkandidat Nach Plagiatsvorwurf: Laschet räumt Fehler in seinem Buch ein

Mindestens eine Quelle hat er in seinem Buch „Die Aufsteigerrepublik“ nicht genannt, gibt der Kanzlerkandidat zu. Nun will er prüfen lassen, ob er weitere Fehler gemacht hat.
30.07.2021 Update: 30.07.2021 - 19:22 Uhr 2 Kommentare
Kanzlerkandidat Laschet verfasste sein Buch „Die Aufsteigerrepubilk“ als damaliger NRW-Integrationsminister. Quelle: dpa
Armin Laschet

Kanzlerkandidat Laschet verfasste sein Buch „Die Aufsteigerrepubilk“ als damaliger NRW-Integrationsminister.

(Foto: dpa)

Berlin, Nürnberg Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) hat Fehler in seinem Buch „Die Aufsteigerrepublik. Zuwanderung als Chance“ aus dem Jahr 2009 eingeräumt und sich dafür entschuldigt. „Mindestens ein Urheber des im Buch verwendeten Materials wird weder im Fließtext noch im Quellenverzeichnis genannt“, sagte Laschet am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

„Um zu klären, ob es weitere Fehler gibt, werde ich unverzüglich die Prüfung des Buchs veranlassen.“ Es gebe in dem Buch offenkundig Fehler, die er verantworte, erklärte Laschet. „Dafür möchte ich ausdrücklich um Entschuldigung bitten, denn sorgfältiges Arbeiten beim Verfassen von Werken und die Achtung des Urheberrechts sind für mich auch eine Frage des Respekts vor anderen Autoren.“

Zuvor war auf Twitter ein Hinweis auf mögliche Parallelen zwischen einer Passage aus Laschets Buch und einer anderen Veröffentlichung publik gemacht worden. Er habe das Werk in seiner damaligen Funktion als nordrhein-westfälischer Integrationsminister verfasst, sagte Laschet.

Um das Buch hatte es schon zweimal Wirbel gegeben. Bereits kurz nach dessen Erscheinen hatte sich Laschet fragen lassen müssen, in welchem Umfang er Mitarbeiter seines damaligen Integrationsministeriums mit seinem Buch beschäftigt habe. Am Freitag erklärte er: „Es ist ein Debattenbeitrag und er diente dazu, die Arbeit des ersten Integrationsministeriums Deutschlands darzustellen und für eine neue Integrationspolitik bundesweit zu werben. Dementsprechend wurde für das Buch auch auf Ausarbeitungen des Ministeriums Rückgriff genommen.“ Dies gehe aus dem Literaturverzeichnis und der Danksagung hervor.

2015 geriet Laschet in steuerlicher Hinsicht unter Druck. Er hatte 4000 Euro Honorar für den Titel erhalten, die er spendete. 2015 wurde bekannt, dass er die Spende steuerlich geltend gemacht hatte, den Bucherlös aber nicht als Einnahme angegeben und versteuert hatte. In einer schriftlichen Erklärung räumte Laschet sein Versäumnis im Sommer 2015 ein.

In seinem etwa 300 Seiten starken forderte der heutige NRW-Ministerpräsident eine „dritte deutsche Einheit“: Nach der Eingliederung der Vertriebenen und der Wiedervereinigung stehe jetzt die Integration der Zuwanderer an. Inzwischen postete Laschet seine Einordnung auch auf der Plattform Twitter. Zudem veröffentlichte er den Link zum Buch-Download.

Der Plagiatsprüfer Martin Heidingsfelder hatte die auffallende sprachliche Ähnlichkeit zwischen dem Buch von Laschet und einem anderen Text entdeckt. Heidingsfelder bestätigte der Deutschen Presse-Agentur am Freitag, dass die Gegenüberstellung von zwei Passagen, die in der Nacht zum Freitag auf Twitter verbreitet wurde, von ihm stamme.

Veröffentlicht wurde die Gegenüberstellung von Karsten Weitzenegger, der die von Heidingsfelder zum Vergleich herangezogene Textpassage nach eigenen Angaben verfasst hatte. Darin heißt es: „Brain Gain ist für Herkunftsländer vor allem dann möglich, wenn qualifizierte Arbeitskräfte nicht dauerhaft abwandern, sondern temporär in einem anderen Land Erfahrungen sammeln, die dann bei der Rückkehr eingesetzt werden können.“

Laschet wiederum schreibt in seinem Buch: „Brain-Gain durch Migration ist auch für die Herkunftsländer möglich, dann nämlich, wenn qualifizierte Arbeitskräfte nicht dauerhaft abwandern, sondern in einem anderen Land Erfahrungen sammeln und danach in ihr Heimatland zurückkehren.“ Auch ein kurz danach folgender Satz liest sich in der Gegenüberstellung ähnlich.

Heidingsfelder ließ Laschet nach eigenen Angaben am Donnerstagnachmittag einen größeren Fragenkatalog zukommen. Ein Teil davon sei bis zum Freitagmorgen beantwortet worden. In seinen Fragen gehe es um sprachliche Ähnlichkeiten in dem Buch zu anderen Texten. Es gehe auch noch um andere Fragen, die er als Wähler und Steuerzahler habe, sagte Heidingsfelder.

Darin sei es unter anderem um die Promotionsordnung der juristischen Fakultät der Universität Münster gegangen. „Dazu habe ich vom Wissenschaftsministerium keine zufriedenstellenden Antworten erhalten. Dazu möchte ich, dass er sich die Sache als verantwortlicher Ministerpräsident anschaut.“ Zudem habe er Laschet die Frage gestellt, ob dieser die Dissertationen promovierter Kandidaten und Kandidatinnen für ein künftiges Kabinett vorher prüfen lassen wolle.

„In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag habe ich einige Seiten von Herrn Laschets Buch geprüft, aber es noch nicht umfassend untersucht“, erklärte Heidingsfelder darüber hinaus. Warum er sich das Werk anschaute, wollte er nicht sagen. „Diskretion gehört zu meinem Beruf.“ Er selbst wolle das Buch nun nicht weiter untersuchen, nachdem Laschet ihm eine unverzügliche Prüfung zugesagt habe. „Zu dem Thema habe ich eigentlich nicht vor, noch etwas zu veröffentlichen.“

Inzwischen hat Wissenschaftler Weitzenegger selbst zum Wirbel um Laschets Buch Stellung genommen und sich entspannt geäußert. „Es handelt sich inhaltlich eher um Allgemeinwissen. Ich strenge dafür keinen Urheberrechtsprozess an“, sagte Weitzenegger der Deutschen Presse-Agentur.

Der Plagiatsprüfer Heidingsfelder habe ihn am Donnerstag überraschend angerufen und ihm mitgeteilt, dass seiner Software zufolge Passagen aus einem Buch Laschets aus „meinem Papier“ stammten. Bei dem „Papier“ handele es sich um einen Beitrag, den er im Juli 2008 bei einem soziologischen Migrationskongress in Bielefeld eingebracht habe, berichtete Weitzenegger.

Auch Grünen-Chefin und Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock war mit ihrem jüngst erschienenen Buch „Jetzt. Wie wir unser Land erneuern“ in die Kritik geraten. In ihrem Fall machte der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber in einer Reihe von Fällen sprachliche Ähnlichkeiten zu anderen Texten publik.

Mehr: Nachdem die Kanzlerkandidatin der Grünen sich für Fehler entschuldigen musste, nimmt Baerbock in Brandenburg einen neuen Anlauf für den Wahlkampf

  • dpa
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2 Kommentare zu "Kanzlerkandidat: Nach Plagiatsvorwurf: Laschet räumt Fehler in seinem Buch ein"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Herr Hagen: Sie bringen es auf den Punkt; warum veröffentlich er jetzt ein Buch? Wofür soll das gut sein? Alle machen das? - dann muss das unbedingt sein? Derzeitig gibt es doch wichtigere Dinge; Abarbeiten der Flutkatstrophe, wie geht es mit Corona weiter?
    Wirklich schade!

  • L kann einem schon leid tun. Er hatte das beste Blatt am Tisch und dann verkackt er es dermaßen.
    Sein Gesicht strahlt nur Resignation aus, da ist kein Glaube mehr an einen Sieg. Diese Buchgeschichte sollte L zum Anlass nehmen um sich selbst gesichtswahrend aus dem Spiel zu nehmen.
    Schade, denn er ist ein wirklich anständiger Mensch.
    Vermutlich wäre dieser unsympathische, etwas ungepflegt wirkende, Franke, aber im Moment die bessere Wahl.

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